Inzwischen gehört das eigentlich japanische Nutzfahrzeug zum Daimler-Konzern
Denkt man an leichte Lastwagen, kommen einem hierzulande meist Modelle von Mercedes oder MAN in den Sinn. Aber Fuso? Das kennen nur wenige. Aber vielleicht sagt Ihnen der Mitsubishi Canter noch etwas? Er und sein Enkel Fuso Canter werden jetzt 60 Jahre alt.
Fuso, die japanische Tochtergesellschaft von Daimler Truck und einer der führenden Nutzfahrzeughersteller Asiens, feiert das 60-jährige Jubiläum ihres Leicht-Lkw Canter. Seit seiner Markteinführung im Jahr 1963 wurden mehr als 4,5 Millionen Fuso Canter weltweit produziert.
Die erste Generation des damals noch Mitsubishi Canter kam im März 1963 mit der Bezeichnung T720 als Frontlenker auf den japanischen Markt. Der Canter ist nach dem englischen Wort für den Gang eines Pferdes benannt, was den "reinrassigen" Charakter der Mitsubishi-Lkw unterstreichen sollte.
Zu Beginn wurden die Fahrzeuge nur nach Südostasien exportiert, wo sie noch heute deutlich präsenter sind als in Europa. Doch schon bald wurde die Baureihe auch in andere Märkte wie Australien, Neuseeland, den Nahen Osten und seit Mitte der achtziger Jahre auch nach Nordamerika exportiert. Indonesien (dort bis 2022 "Colt Diesel" genannt) ist seit vielen Jahren der größte Exportmarkt, gefolgt vom Nahen Osten und Taiwan.
Derzeit werden in zwölf Märkten Fuso Canter lokal in CKD (completely-knocked-down)-Werken produziert. Heute wird der Canter in über 70 Ländern der Welt verkauft. Das Werk Tramagal in Portugal beliefert Westeuropa (Europäische Union sowie Norwegen und die Schweiz).
In seinen Anfängen war der Canter ein schmales Fahrzeug mit 2 Tonnen Nutzlast. Etwa seit der Einführung der vierten Generation wurde die Produktpalette des Canter zunehmend erweitert, heute umfasst das Label Canter eine Vielzahl von Produkten.
Vermutlich ab der fünften Generation wurde der JDM Fighter Mignon für den Export als "Canter 75", "Canter HD" oder "Canter FH" verkauft, in der siebten Generation gab es einen Canter mit zwei Hinterachsen und seit 2018 wird der Nissan NV350 als Canter Van in den Nahen Osten exportiert.
Heute gibt es zwei Baureihen parallel (achte Generation und allgemeine Exportmodelle) mit jeweils schmalen oder breiten Varianten von 3,5 bis 8,5 Tonnen Gesamtgewicht. In Japan umfasst die Canter-Baureihe den Canter Guts, einen Lkw mit 1,5 Tonnen Nutzlast, der speziell an die Regeln für die japanische Klasse der Kompaktfahrzeuge angepasst wurde, wobei die Bezeichnung Guts nicht immer verwendet wird. Es gibt weitere Anpassungen an lokale Märkte, einschließlich Motoren und Abgasbehandlung.
Der allererste Canter war der Nachfolger des T710, der von 1960 bis 1963 produziert wurde. Der T720 Canter hatte zwei runde Einzelscheinwerfer, aber die überarbeitete Version von 1964 hatte Doppelscheinwerfer. Mit einer Nutzlast von 2 Tonnen war er entweder mit dem 90 PS (66 kW) starken KE42-Benzinmotor oder dem 68 PS (50 kW) starken 4DQ11A-Dieselmotor ausgestattet.
Der europäische Verkauf begann Ende der 1970er Jahre in den Benelux-Ländern. Bis 1980 wurden dort etwa 200 Canter der vierten Generation mit schmaler Kabine verkauft, als der Importeur Moorkens N V versuchsweise mit der lokalen Montage eines Canter mit breiter Karosserie in Belgien begann.
Der Canter wurde schließlich seit 1980 stattdessen in Tramagal, Portugal, gebaut. Später, im Oktober 2004, erreichte das Werk eine Produktionskapazität von 15.000 Einheiten pro Jahr und Schicht mit etwa 430 Mitarbeitern. Seitdem wurden dort mehr als 110.000 Fahrzeuge hergestellt.
Die vierte Generation des Canter war hauptsächlich mit verschiedenen Dieselmotoren erhältlich, doch das Modell FC 35 wurde mit einem 2.555 ccm großen Reihenvierzylinder-Benziner mit 103 PS (76 kW) ausgestattet.
Die fünfte und recht bekannte Generation des Canter erschien im Oktober 1985. Sein Gesamterscheinungsbild war quadratischer und glatter als das des Vorgängermodells, und größere, einzelne, rechteckige Scheinwerfer ersetzten die früheren runden Doppelscheinwerfer. Auf einigen Exportmärkten, etwa in den Vereinigten Staaten, wurden die runden Doppelscheinwerfer beibehalten, um den lokalen Anforderungen gerecht zu werden.
Auf dem japanischen Inlandsmarkt wurde das "MMC"-Emblem auf der Vorderseite durch das Firmenlogo mit den drei Rauten ersetzt, während auf der Beifahrertür weiterhin ein MMC-Emblem zu sehen war. Neu war auch die Einführung von Scheibenbremsen an der Vorderachse bei einigen Modellen, während die Position des Schalthebels von der Säule auf den Boden und später auf die Oberseite der Motorabdeckung zwischen dem Fahrer- und dem Mittelsitz verlegt wurde.
Die sechste Generation des Canter wurde in Japan im November 1993 und in Europa 1996 eingeführt. Im November 1995 wurde das Angebot um Varianten mit 3,5 Tonnen Standard-Nutzlast (schmal) und 4 Tonnen Nutzlast (breit) ergänzt. Ab 2002 durften alle europäischen Canter Anhänger bis zu 3,5 Tonnen Gesamtgewicht ziehen. Mit einer letzten Überarbeitung im Jahr 2004 wurden einige Varianten mit ABS ausgestattet.
Die siebte Generation des Canter wurde in Japan im Juni 2002 eingeführt, in Europa 2005. Hauptziele waren ein modernes Fahrzeug, verbesserte Sicherheit (neu: Scheibenbremsen und Xenon-Scheinwerfer bei einigen Modellen) und mehr Komfort, so wurde die breite Kabine um 20 mm höher und um 100 mm nach vorne verlängert. Für eine geräumigere Kabine wurde der Schaltknüppel vom Fahrer- und Mittelsitz auf das Armaturenbrett verlegt.
Im Zusammenhang mit der DaimlerChrysler-Mitsubishi-Allianz wurde Fuso aus MCC ausgegliedert und blieb nach dem Scheitern der Allianz bei Daimler. Gleichzeitig wurde das Erscheinungsbild der Fuso-Lkw schrittweise verändert: Der Produktname änderte sich in der siebten Generation von "Mitsubishi Canter" zu "Mitsubishi Fuso Canter" und schließlich in der achten Generation zu "Fuso Canter", das Rautenemblem blieb erhalten, wechselte aber von Rot zu Silber.
Die achte Generation wurde im November 2010 erstmals in Japan vorgestellt, der Verkauf in Europa begann 2012. Zumindest in Europa tritt dieser Canter auch die Nachfolge des Mercedes-Benz Vario an, der 2013 aus dem Programm genommen wurde.
Die Palette umfasst Fahrgestelle von 3,5 bis 8,55 Tonnen brutto mit 1,7 (S) oder 2,0 (W) Meter breiten Kabinen. Canter mit 5 Tonnen (brutto) oder weniger haben Vorderachsen mit Einzelradaufhängung, ausgewählte Varianten sind mit Mannschaftskabine (D = Doppelkabine) erhältlich. Im Allgemeinen hängt das Angebot stark vom jeweiligen Land ab, so gibt es in den USA und Großbritannien keine Standard-(Schmal-)Kabinen, in Europa keine Standard-(Schmal-)Doppelkabinen.
Die mit der 7. Generation in Europa eingeführten "Welt-Motoren" von 96 bis 129 kW werden nun weltweit eingesetzt, gepaart mit einem manuellen 5-Gang-Getriebe, das 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe ist für viele Varianten eine Option und eine Zapfwelle ist mit beiden Getrieben erhältlich.
2017 brachte Fuso mit dem eCanter Japans ersten in Serie produzierten Elektro-Lastkraftwagen im Segment der leichten Nutzfahrzeuge auf den Markt. Mit dem vollständig überarbeiteten Modell der nächsten Generation des vollelektrischen Lkw wurde 2022 sein Nachfolger vorgestellt. Der Next Generation eCanter geht 2023 in den Fuso-Werken Kawasaki, Japan und Tramagal, Portugal in Serie.