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Toyota Yaris (2020) im Test: Urbaner Hybrid-Held

Was bringt die neue Plattform dem Kleinwagen?

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Ja! Ris! Dieser Ausruf könnte Toyota über die Lippen kommen, wenn man dort an den Yaris denkt. Bis heute hat man in Europa über vier Millionen Exemplare des Kleinwagens ausgeliefert, mehr als 500.000 davon mit Hybridantrieb. Jetzt bringt die Marke die nächste Generation an den Start und geht in die Vollen: Neue Plattform plus neuer Hybridantrieb. 

Richtig gelesen: Hybridantrieb. Ein Alleinstellungsmerkmal des Toyota Yaris. Ist er also nur König der Stadt oder regiert er auch die Langstrecke? Zeit für einen ersten Test, um das herauszufinden.

Was bringt die neue Plattform?

TNGA-B heißt die Chose, vollständiger Name "Toyota New Global Architecture" plus B für das Fahrzeugsegment. Dank dieses Unterbaus ist die 3,94 Meter lange Neuauflage des Yaris minimal kürzer, breiter und flacher als ihr Vorgänger. 2,55 Meter beträgt der Radstand, 50 Millimeter mehr als bislang. 

Auf der gleichen Basis folgt im Sommer 2021 auch noch ein SUV-Ableger des neuen Yaris namens Yaris Cross. Dieser ist etwa 20 Zentimeter länger und auch breiter. Wir prognostizieren, dass der Cross viele Freunde finden wird, denen der normale Yaris etwas zu klein ist.

Sehen wir uns den 2020er-Yaris genauer an: Das rundliche Design ist mit einer sportlichen Note gewürzt. Nicht unpassend, schließlich kommt auch noch der irre Toyota GR Yaris mit Allrad und 261 PS. Das sollte man wissen, denn sonst könnte man die stark betonten Radhäuser (insbesondere hinten) etwas übertrieben finden.

Ein weiteres auffälliges Merkmal ist die nach hinten ansteigende Fensterlinie. Optisch gibt sich der neue Toyota Yaris jedenfalls dynamisch. Zum Glück setzt sich das innen nicht fort: Mich empfängt ein aufgeräumtes Cockpit mit soliden Materialien und vielen praktischen Ablagen. Eine zum Beispiel befindet sich vor den Lüftungsdüsen in der Mitte unterhalb des Touchscreens.

Alle Informationen, die der Fahrer benötigt, stehen auf miteinander vernetzten Bildschirmen zur Verfügung: dem zentralen Toyota-Touchscreen, einem Multi-Informations-TFT-Display in der Instrumententafel sowie dem optionalen zehn Zoll großen Head-up-Display. Letzteres ist sehr zu empfehlen, bei den höheren Ausstattungen ist es im kostenpflichtigen Technik-Paket enthalten.

Im von mir gefahrenen Yaris Hybrid befinden sich digitale Instrumente in Tuben. Ganz konventionell geht es in den niedrigeren Ausstattungen zu, für mich persönlich die besser ablesbare Lösung. Weniger hübsch: Selbst in der Topversion des Yaris sind die Türöffner innen aus Hartplastik. Das geht besser, Toyota! 

Das Armaturenbrett inklusive Lenkrad stehen relativ niedrig, was aber den Vorteil hat, eine sehr gute Sicht nach vorne zu genießen. Wir erwähnten bereits, dass sich die Abmessungen nicht wesentlich geändert haben. Das spürt man im Fond: Hier ist das Platzangebot okay, mehr jedoch auch nicht. Gleiches gilt für den Kofferraum mit 286 Liter Volumen. 

Wie fährt er sich?

Aber nun gut, Toyota propagiert den neuen Yaris selbst mit den Worten "Fit für das urbane Leben". Und was würde da besser passen als der Hybrid? Auf rund 75 Prozent Anteil innerhalb der Baureihe prognostiziert die Marke den Hybrid-Anteil. Wer diese Lösung überhaupt nicht mag, kann aber auch zu konventionellen Benzinern greifen. Im Angebot sind ein 1,0-Liter-Sauger mit 72 PS und Fünfgang-Schaltung sowie ein Aggregat mit 1,5 Liter und 125 PS. Beide sind Dreizylinder, die größere Maschine ist mit Sechsgang-Schaltung oder CVT erhältlich.

Besagtes CVT alias stufenlose Automatik ist beim Yaris Hybrid immer serienmäßig. Hier bringen es ein 1,5-Liter-Benziner und ein Elektromotor auf zusammen 85 kW (116 PS) Systemleistung. Eine neue Li-Ionen-Batterie ist ist 12 Kilogramm leichter als der bisherige NiMH-Akku. Der 1.5 Antriebsstrang leitet sich direkt von den 2,0- und 2,5-Liter-Systemen des neuen Corolla, RAV4 und Camry ab.

Schnell zeigt sich auf meiner Testrunde, dass sich der Yaris Hybrid in der Stadt besonders wohlfühlt. Dort passt das Getriebe perfekt, agil wieselt der kleine Toyota durch das Verkehrsgewühl. Gelegentlich surre ich sogar rein elektrisch, aber maximal ein paar hundert Meter. Mit den 17-Zoll-Rädern rollt der Yaris aber recht ruppig über Straßenbahnschienen.

Auf Landstraßen und der Autobahn ist der Eindruck hingegen deutlich zwiespältiger. Eine lahme Krücke ist der neue Yaris Hybrid beileibe nicht. Sobald man aber das Gaspedal zu sehr durchtritt, jagt die Drehzahl hoch und parallel der Geräuschpegel. Dieser "Gummibandeffekt" ist charakteristisch für CVT-Getriebe, wenngleich Toyota bereits eine deutliche Abmilderung gelungen ist und das System reaktionsschneller agiert. 

Entspannung lautet die Devise im Yaris Hybrid. Lassen Sie den Bleifuß zuhause und es wird ihnen und ihren Ohren gedankt. Auch ihrem Geldbeutel: 3,7 Liter und 86 Gramm CO2 gibt Toyota nach dem WLTP-Zyklus an. Auf meiner Testrunde mit vielen verschiedenen Fahrzuständen und maximal 130 km/h kam ich auf immer noch sehr gute 4,8 Liter. 

Was kostet er? 

Toyota will den neuen Yaris zu einem der sichersten Stadtautos der Welt machen. Daher sind Assistenten wie ein Abstandstempomat und ein Spurhalteassistent bei allen Versionen serienmäßig - sehr ungewöhnlich für einen Kleinwagen. Gebaut wird der Euro-Yaris übrigens in Frankreich.

Zum Marktstart am 19. September 2020 fährt bereits die Einstiegsversion des stets fünftürigen neuen Yaris mit elektrisch einstellbaren Außenspiegeln, elektrischen Fensterhebern vorne, Klimaanlage, Zentralverriegelung und einem 4,2 Zoll großen Multi-Informationsdisplay vor. Für Sicherheit sorgen acht Airbags und ein umfassendes Arsenal an aktiven Systemen: Neben einem Pre-Collision Notbremssystem, das jetzt auch eine Fußgänger- und Fahrradfahrer-Erkennung beinhaltet, sind unter anderem ein Kreuzungsassistent, ein aktiver Spurhalte- und ein Fernlichtassistent sowie eine Verkehrszeichenerkennung an Bord.

Mit 16 Prozent Mehrwertsteuer kostet der Basis-Yaris mit 72 PS exakt 15.392 Euro. Mit Hybrid starten die Preise bei 19.486 Euro. An Bord sind hier zusätzlich eine elektronische Parkbremse, eine Klimaautomatik und eine Mittelkonsole mit Armauflage. Die hinteren Scheibenbremsen sichern noch bessere Verzögerung.

Ab dem Ausstattungsniveau Comfort (ab 16.659 Euro) kommen Regensensor, Lederlenkrad und das Toyota Touch Multimediasystem hinzu. Neben einer Bluetooth-Freisprecheinrichtung umfasst es die Smartphone-Integration per Apple CarPlay und Android Auto, sodass sich persönliche Apps direkt auf dem Sieben-Zoll-Touchscreen im Fahrzeug nutzen lassen. Auch das Bild der Rückfahrkamera wird auf dem zentralen Display angezeigt. 

"Comfort" ist auch die Grundausstattung für den großen 125-PS-Benziner. 18.024 Euro stehen dann auf dem Preiszettel, das CVT kostet gut 1.000 Euro extra. Meine Empfehlung ist der Yaris Club ab 18.121 Euro. Hier gibt es 16-Zoll-Leichtmetallfelgen, einen schwarz lackierten Kühlergrill sowie Scheinwerfer, Nebelscheinwerfer und Rückleuchten in LED-Ausführung. Hinzu kommen elektrische Fensterheber auch in der zweiten Sitzreihe und ein digitales Multi-Informationsdisplay.

Wer will, kann auch problemlos einen Yaris für über 25.000 Euro kaufen: Die zum Marktstart angebotene Premiere Edition glänzt mit Vollausstattung und erweitert das Style-Niveau um ein Head-up-Display und eine Ambientebeleuchtung. In Verbindung mit dem Hybrid kostet sie 25.140 Euro.

Fazit: 7/10

Mit dem Hybridantrieb im neuen Yaris bietet Toyota eine Besonderheit im Kleinwagen-Segment. Sparsam ist er allemal, seine Charakteristik will aber gemocht sein. Bedauerlich ist die recht große Spanne zwischen den normalen Benzinern, hier wäre ein kleiner Turbo um 100 PS schön. Fest steht: Billig war einmal. In jeder Hinsicht.

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