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Test Toyota GR Supra 2.0 (2020): Besser mit Vierzylinder?

Die Supra wird deutlich günstiger und leichter, aber offenbart ein paar unliebsame Angewohnheiten

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Was ist das?

Der neue Toyota Supra kam im September 2019 mit einem 340 PS starken Dreiliter-Reihensechszylinder auf den Markt. Das Auto wurde von der Fachpresse weitgehend gepriesen, viele Fans hätten sich jedoch mehr Eigenständigkeit gewünscht, da unter dem auffälligen Blech so gut wie ausschließlich BMW-Technik steckt.

Auch der Preis von mindestens 62.900 Euro war und ist ein Kritikpunkt. Zumindest bei diesem Punkt schafft Toyota jetzt Abhilfe. Und zwar mit der Einführung eines kleineren Aggregats, das den Basispreis um immerhin 14.000 Euro senkt.

Der 2,0-Liter-Vierzylinder stammt ebenfalls aus München, leistet 258 PS und 400 Nm Drehmoment. Wie gehabt gelangt die Power über ein ZF-Achtgang-Automatikgetriebe an die Hinterachse. In der höheren Ausstattungslinie "GR" sorgt zudem ein elektronisches Sperrdifferenzial für die Kraftverteilung zwischen den Hinterrädern.

Geht das mit dem Vierzylinder wirklich gut?

Tut es. Für uns war das Aggregat schon in diversen 30i-Modellen von BMW eine wahre Freude. Einer der charakterstärksten Vierzylinder, die es derzeit gibt. Die Gasannahme ist nahezu verzögerungsfrei, wird direkt und schon unten raus kräftig umgesetzt. In puncto Drang und Kraftentfaltung ist das in der 260-PS-Liga sicher unerreicht.

"Einer der charakterstärksten Vierzylinder, die es derzeit gibt."

Das gilt auch oben raus noch. Ich konnte das Auto kurz auf der Autobahn ausfahren, es zog ohne Murren und erstaunlich zügig bis 250 hoch. Und es klingt auch recht ordentlich, im Supra nicht so künstlich unterstützt wie in den BMWs, dafür aber mit einer etwas härteren, rauheren Oldschool-Kante. Ganz ehrlich: So gut der Sechszylinder ist, aber für den reinen Spaß am Fahren braucht wirklich niemand mehr als das hier.

Die Achtgang-Automatik gibt ebenfalls wenig Grund zur Klage. Für Alltagsfahrten empfanden wir die Schaltstrategie als sinnvoll, die Gangwechsel passieren geschmeidig. Einige Kollegen empfanden das Getriebe bei sportlicher Fahrweise modusunabhängig (es gibt nur "Normal" und "Sport") als ein wenig unausgegoren. Aber dafür kann man ja in den manuellen Modus schalten und die Paddles selbst bedienen. Dort funktioniert es hervorragend.

Ist der leichtere Vierzylinder im Handling überlegen?

Obwohl Supra und Z4 im Prinzip gleiche Autos sind, fand ich den Unterschied bei den Sechszylinder-Versionen gewaltig. Mir gefiel der Toyota um Welten besser. Er wirkte ruhiger, nicht so aufgekratzt und hibbelig. Er ist absolut dynamisch, muss es einem aber nicht mit 17 XXL-Neon-Reklametafeln unter die Augen reiben, wie der BMW das mit seiner übernervösen Direktheit versucht. Sehr angenehm das Ganze.

Das große Problem ist: Der Vierzylinder-Supra ist irgendwie in München eingebrochen und hat die 17 blinkenden Werbeschilder geklaut. Es scheint fast so, als würde man sich für das Entfernen zweier Zylinder mit einem besonders spektakulären und überdirekten Fahrverhalten entschuldigen wollen.

"Die Supra 2.0 reagiert so dermaßen direkt auf Lenkbefehle (selbst auf die kleinsten), dass es schwer fällt, das Auto korrekt zu positionieren."

Sicher führt auch der Verlust von 100 (!) Kilogramm gegenüber dem Sechszylinder zu einer massiven Zunahme an Leichtfüßigkeit an der Vorderachse. Aber anders als in den meisten anderen Fällen, bin ich mir nicht sicher, ob das hier wirklich so hilfreich ist.

Der Supra 2.0 reagiert so dermaßen direkt auf Lenkbefehle (selbst auf die kleinsten), dass es schwer fällt, das Auto korrekt zu positionieren. Es wird sicher Menschen geben, die ein derart ansatzloses und agiles Einlenkverhalten aufregend finden, aber es macht das Auto nervöser als es sein müsste. Das merkt man auch auf der Autobahn, wo das Fahrzeug permanent am Tanzen ist und häufiger versetzt.

All das soll nicht heißen, dass dieser Supra kein guter Sportwagen ist. Dia Balance (Gewichtsverteilung 50:50) ist auch dank des kleineren, etwas weiter hinten montierten Motors hervorragend, das Griplevel bockstark. Das Gefühl, förmlich in die Kurve hineingesaugt zu werden (das Heck folgt der quickfidelen Vorderachse willig), hat auch sehr viel für sich.

Zudem ist die Lenkung trotz ihrer irre schnellen Übersetzung an sich ein richtig feines Ding und auch hier spürbar besser als im Z4. Es liegt natürlich nicht nur am wesentlich dünneren Lenkradkranz, aber selbiger hat sicher einen Anteil.

Und im Grenzbereich? Nun, man muss schon ordentlich ackern, um dieses Auto aus der Reserve zu locken. Es ist schon alles so ausgelegt, dass Traktion den Vortritt vor rauchigen Heckschwenks hat.

Wenn die Traktion allerdings bricht, ist Vorsicht geboten. Aufgrund des kurzen Radstands und der unserer Meinung nach für diese Leistungsklasse viel zu breiten Reifen (255er vorne, 275er hinten) tritt der Supra-Hintern ziemlich schnell und schnappig aus.

Und der Komfort? Nun, das Auto federt schon recht straff, darf sich auch nicht so viel bewegen. Dieser Supra fährt sich sehr ernst. Vielleicht wäre es unterhaltsamer gewesen, dem Auto mehr vom Vibe des kleinen Bruders GT86 einzubläuen, es etwas lockerer, vorhersehbarer und auch günstiger zu machen.

Soll ich ihn kaufen?

Gefühlt ist der Sechszylinder satter und stabiler unterwegs, der Vierzylinder dafür leichtfüßiger und lebendiger. Unserer Meinung nach ist der vierzylindrige Supra wohl trotzdem der bessere Supra. Zumindest, wenn man ein wenig aufs Budget achten muss.

Was das betrifft, finden wir aber auch, dass das Auto nach wie vor zu teuer ist. Die besser ausgestattete GR-Version, in der unser Testwagen kam, kostet 53.400 Euro (es gibt auch die Variante "Pure" für 48.900 Euro, die aber eher mager eingerichtet ist).

Das ist viel Geld für einen kleinen Sportwagen mit vier Zylindern, der zu großen Teilen eine BMW-Entwicklung ist und dem es daher auch an Eigenständigkeit mangelt. Vor allem, wenn man bedenkt, dass ein 300 PS starker Porsche Cayman bereits ab 55.508 Euro zu haben ist.

Letztlich kriegen Sie hier einen ernsthaften und fähigen Sportwagen mit einem grandiosen Zweiliter-Motor und einem ziemlich coolen Auftritt. Prüfen Sie einfach bei der Probefahrt, wie Sie mit der Nervosität zurechtkommen.

Fazit: 7/10

+ großartiger Motor

+ sehr direktes, gripstarkes Fahrverhalten

+ gute Lenkung

+ sehr intuitive Bedienung, tolles Infotainment (BMW)

- fährt gewöhnungsbedürftig nervös

- zu viel BMW, zu wenig Toyota

- etwas teuer

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