Neue Optik und Smartphone-Anbindung: Was taugt der 80-PS-Kleinwagen?
"Wie viele Autos verkauft Mitsubishi überhaupt in Deutschland," fragt mein Kollege, und der Unterton ist unüberhörbar, er will die Frage andeuten, ob es sich lohnt, so was zu testen. Sein kritischer Unterton ist sofort weg, als ich ihm sage: genauso viele wie Mini. Mit 38 Prozent der Verkaufszahlen das bei weitem beliebteste Modell der Marke ist der kleine Space Star, der nun ein Facelift erhält. Wir haben ihn bereits gefahren.
In unserer Kleinwagen-Marktübersicht war das Auto anfangs nicht enthalten, weil der Wagen genau auf der Kante zwischen Kleinstwagen (A-Segment à la VW Up) und Kleinwagen (B-Segment à la VW Polo) dahinfährt. Mit dem Facelift legt er nun um fünf Zentimeter auf 3,85 Meter Länge zu und gehört von der Größe her nun eindeutig ins B-Segment, er ist ein paar Zentimeter länger als der Mini Dreitürer. Vom Preis her gehört der Wagen aber ins A-Segment und wurde auch vom Kraftfahrtbundesamt immer dort eingeordnet. Lange Zeit lieferte sich das Auto einen Kopf-an-Kopf-Kampf mit dem Dacia Sandero um den Titel des günstigsten Neuwagens in Deutschland. Kurz gesagt: Der Space Star ist ein sehr günstiger Kleinwagen.
Er kam 2012 in Deutschland auf den Markt und erhielt 2016 ein Facelift. Die Ende des Jahres startende, neue Version wird offiziell als "der neue Space Star" bezeichnet, auf Englisch sogar als "New Gen" (Generation).
Nun, anders als bei einem klassischen Facelift wurden auch Blechteile modifiziert, wie Mitsubishi-Sprecher Jörg Machalitzky erklärt. Die Hauptneuerung ist aber die Optik mit der auffälligen Chromspange, die der Kleine nun ins Gesicht bekommt. Die tragen nun alle Mitsubishis, und damit ist geschafft, was jahrzehntelang fehlte: ein einheitliches Markengesicht. Am Heck fällt vor allem der (für einen 80-PS-Kleinwagen) völlig überdimensionierte Dachspoiler auf.
Und die neuen Farben. Das helle Zitronengelb der ersten Pressefotos entpuppte sich freilich als Kurkuma-Farbton. Ansonsten gibt es noch ein neues Infotainmentsystem mit 7,0-Zoll-Touchscreen und zeitgemäßer Smartphone-Anbindung. Auch sonst wurden innen ein paar Details verändert, die aber kaum der Rede wert sind.
Die bekannten beiden Saugbenziner mit drei Zylindern. Mit 71 und 80 PS liegen sie leistungsmäßig eng beieinander. Der 71-PS-Motor hat nur 1,0 Liter Hubraum und deswegen nur 88 Newtonmeter Drehmoment, das andere Aggregat kommt auf 1,2 Liter Inhalt und bringt daher 106 Nm.
Im Verkauf waren die Aggregate bisher etwa gleich beliebt, mit leichtem Übergewicht der 71-PS-Variante. Serienmäßig haben beide Autos eine Fünfgang-Schaltung, für den größeren gibt es optional eine stufenlose CVT-Automatik, die laut Mitsubishi-Erwartungen stolze 20 Prozent der Verkäufe ausmachen soll.
Die CO2-Emissionen liegen etwas über 100 Gramm. Selbst so ein Winzling wie der Space Star verfehlt also die Grenzwerte, die ab 2020/2021 gelten! Mitsubishi-Deutschland-Geschäftsführer Kolja Rebstock dazu: "Für Mitsubishi gilt ein Grenzwert von 98 Gramm, und den werden wir einhalten. Dazu werden wir nötigenfalls den Outlander Plug-in Hybrid noch etwas pushen." Ein Pooling mit den Konzernpartnern Renault und Nissan wird nicht betrieben. "Das wäre schlecht für Mitsubishi", so Rebstock.
Mit dem handgeschalteten 1,2-Liter wirkt der Space Star überraschend quirlig, kein bisschen träge. Wie bei solchen Winzlingen üblich, hängt der Motor eng am Gas. Das heißt: Wenn man aufs Pedal steigt, reagiert das Auto sofort. Genauso ist es, wenn man das Pedal loslässt. Im oberen Drehzahlbereich offenbart er den typisch rauen Dreizylinderklang. Den ich nicht missen möchte, ich finde, es klingt sportlich. Also, Fahrspaß bietet der Kleine weitaus mehr, als die 80 PS es nahelegen. Beim VW Up, nebenbei bemerkt, ist es genauso.
Die Straßen rund um Paris boten ausreichen Gelegenheit, es zu testen. Gröbstes Kopfsteinpflaster und Schlaglöcher steckte der Space Star erstaunlich gut weg. Nur scharf in die Kurve fahren sollte man nicht damit, denn da wirkt der Wagen windelweich. Zumal der Seitenhalt in den Sitzen vor allem am Rücken sehr zu wünschen übrig lässt. Auch in einem weiteren meiner Standardtests (ein simuliertes Pylonenwedeln bei 80 bis 100 km/h) sah der Wagen nicht gut aus. Aber hej, wer macht sowas mit einem Kleinwagen, außer er muss ihn testen?
Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass der Wagen hinten Trommelbremsen hat. Genauso wie der VW Up und die schwächeren VW-Polo-Motorisierungen -- also kein Kritikpunkt.
Genau. Leider ist das auch kein sehr rühmliches Kapitel: Die Materialqualität im Cockpit ist ziemlich mau, hier gibt es viel sehr billiges Hartplastik. Der 7,0-Zoll-Touchscreen ist jedoch gut, und auch die Lüftungsdüsen darüber gefallen.
Die Matte, die Mitsubishi in den Kofferraum legt, hat eher die Qualität eines dickeren Löschpapiers. Den Qualitätseindruck eines VW Up erreicht der Wagen nicht. Gut gefallen hat uns aber die "luggage box", eine Lösung, die es sonst wohl bei keinem anderen Modell gibt, allerdings vom alten Modell bekannt ist:
Das Ding ist eine Art Plastikwanne, die in den Kofferraum eingelegt wird und damit eine ebene Ladefläche erzeugt. Das ist der pure Luxus für alle, denen das Gepäckabteil wichtig ist. Ein nachteil ist, dass man das Ding nur dann aus dem Auto herauskriegt, wenn man die Sitze umlegt. So praktisch wie der Einlegeboden eines VW Polo ist das Ding also nicht. Die luggage box (die deutsche Bezeichnung kenne ich leider nicht) ist als Zubehör erhältlich, das der Händler verkauft sie. Das gleiche gilt übrigens für die roten Streifen am Grill beim getesteten Auto.
Der Kofferraumöffnung verengt sich unten, was beim Einladen von breiten Sachen stören dürfte. Und er ist nicht groß, wie man auf unserem Foto erkennt. Zum Stauvolumen äußert sich Mitsubishi noch nicht. Vermutlich hat sich gegenüber der alten 1,2-Liter-Version (209 bis 881 Liter) nicht viel geändert. Die Zahlen ähneln denen des größenmäßig vergleichbaren Mini, aber in absoluten Zahlen ist es nicht sehr viel. Ein VW Up zum Beispiel ist nur 3,60 Meter lang und kann 251 bis 959 Liter Gepäck mitnehmen. In Sachen Packaging wirft das kein gutes Licht auf Mitsubishi, sorry.
Im Fond reicht der Platz für mich (Körpergröße 1,76 Meter, Sitzriese) aus, es bleiben jeweils ein paar Zentimeter vor den Knien und über dem Kopf. Üppig ist das Platzangebot nicht:
Gestartet wird der getestete Space Star wie ein Porsche, mit einem Startknopf links vom Lenkrad. Das wirkt bei einem 80-PS-Kleinwagen fast schon wie ein sympathisches Augenzwinkern, genauso wie der besagte Dachspoiler. Die Handy-Anbindung (wir navigierten mit einem iPhone, dessen Karten auf den Touchscreen gespiegelt wurden) klappte ganz ordentlich.
Tja, das ist auch so eine Geschichte. Sie beginnen bei 10.490 Euro. Wenn man an den alten Preis von rund 7.000 Euro zurückdenkt, ist das ein Haufen Geld.
Ein Radio gibt es erst ab der zweiten Ausstattung namens Plus. Mitsubishi erwartet, dass die Intro Edition+ am meisten gefragt sein wird:
Den VW Up mit Verbrennungsmotor gab es im Sommer noch für 10.750 Euro. Wenn Sie noch einen für diesen Preis kriegen, schlagen Sie zu: ähnlich munterer Motor, wenn auch nur mit 60 PS, vielleicht eine Spur härter gefedert, mehr Kofferraum bei deutlich geringerer Außenlänge. Neuerdings beginnen die Preise im Konfigurator allerdings bei 12.960 Euro.
Wie passend, dass dieser Test genau am Black Friday erscheint: Der Mitsubishi Space Star ist ein Schnäppchen. Oder besser gesagt: Er muss eines sein, oder es wird ihn nicht mehr lange geben. Man merkt dem Wagen deutlich an, dass er aufs Billigsegment abzielt. Man kann aber gut mit ihm auskommen. Der 1,2-Liter-Dreizylinder ist ein sehr munterer Geselle, das Fahrwerk ausreichend komfortabel für Kopfsteinpflaster und auch in puncto Ausstattung fehlt ihm nichts wirklich wichtiges. Nur die Preise müssen schnellstens runter.