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Neuer Toyota RAV4 (2019) im Test

Neue Optik, mehr Platz, mehr Power

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No more boring cars! ist die Devise, die Konzernchef Akihito Toyoda für die Marke ausgegeben hat. Nicht ohne Grund, denn viele Toyotas waren bislang allein von Vernunft bestimmt. Doch inzwischen gibt es auch ein paar Autos, die ein klein wenig verrückt sind - im positiven Sinne. Der C-HR vor allem, und nun auch die neue RAV4-Generation. Wir haben das Auto als Hybrid getestet.

Um was geht's denn überhaupt?

Der Toyota RAV4 ist laut Toyota the World‘s best selling SUV. Die neue Version ist die fünfte Generation seit Markteinführung im Jahr 1992. Als Kompakt-SUV konkurriert der Wagen mit dem VW Tiguan, dem Ford Kuga und dem Honda CRV. Seit der letzten Generation gibt es den Toyota auch mit dem markentypischen Hybriedantrieb.

Und die Optik?

Die ist in der Tat auffällig. Die Radhäuser sind nun so eckig wie bei richtigen Offroadern à la Jeep Wrangler. Die gefahrene Bicolor-Version in Weiß mit schwarzem Dach und schwarzen Felgen wirkt schon ziemlich cool. Das Auto ist sicher nicht jedermanns Geschmack, aber mir gefällt es, genauso wie schon beim ebenfalls extrovertiert gezeichneten C-HR. In Sachen Design erfüllt der Wagen Akihito Toyodas Vorgabe.

Das Ding sieht ziemlich lang aus, oder?

Ja, und zwar in Wirklichkeit ebenso wie auf den Bildern. Den 4,60 Meter langen Wagen kann man nicht mehr zierlich nennen -- er ist über zehn Zentimeter länger als der VW Tiguan. Innen macht sich das durch viel Platz im Fond bemerkbar: Hinten im RAV4 kann ich sogar die Beine übereinander schlagen. Der Kofferraum ist mit 580 bis 1.690 Liter allerdings auch nicht größer als beim Tiguan (615 bis 1.655 Liter). Beim Umklappen wird der Ladeboden fast eben:

Und wie sieht das Cockpit nun aus?

Nicht schlecht. Wie bei der alten Version viel Schwarz und Silber. Der Infotainment-Monitor steht nun wie ein Tablet auf dem Armaturenbrett. Der Wahlhebel sieht deutlich schicker aus als bislang, die Handbremse wurde durch ein elektronisches System ersetzt. Und endlich werden nicht mehr zwei verschiedene Tempolimits (von der Verkehrszeichenerkennung und vom Navi) angezeigt, sondern nur noch eines. Auch die Kamera und der Radar des RAV4 wurden optimiert, so dass das Antikollisionssystem nun Fußgänger und Radler auch bei Dunkelheit erkennt.

Okay, sonst noch was Wichtiges?

Definitiv der elektronische Innenspiegel! Der war für mich völlig neu, doch das gleiche Feature gibt es bereits beim Subaru Levorg. Der Spiegel zeigt das Bild einer kleinen Kamera, die hinten unter der Heckscheibe sitzt. So kann man auch bei dachhoher Beladung sehen, was hinter einem vorgeht, außerdem ist das Bild (je nach Einstellung) weitwinkliger als beim normalen Rückspiegel. Und auch die anderen Insassen können erkennen, was hinter dem Auto vorgeht. Einen Malus verdient der RAV4 aber dafür, dass noch keine Smartphone-Anbindung mit Android Auto oder Apple Carplay verfügbar ist - bei einem ganz neuen Mittelklassemodell kein Ruhmesblatt.

Und wie fährt sich das Auto?

Naja, ich würde sagen, ganz ordentlich. Zu den Eigenheiten von Toyotas Hybridsystem gehört, dass es beim Beschleunigen recht laut wird. Mein Unterbewusstsein sagt mir dann, dass ich ein böser Raser bin, und schuldbewusst gehe ich vom Gas. Das Beschleunigungsgefühl ist so la la, man fühlt sich nicht untermotorisiert, aber die Spucke bleibt einem nicht weg. Das liegt wohl am eher verhaltenen Schwung von unten heraus. Der Sprintwert von 8,1 Sekunden ist ziemlich gut, die Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h aber bescheiden. Das Fahrwerk geht in Ordnung, es ist weder allzu schwankungsanfällig noch zu hart.

Hört sich alles nicht so aufregend an …

Ist es auch nicht. Der RAV4 ist eher ein Auto für von A nach B, mehr für Transport als für Sport. Und das trotz der beeindruckenden Leistung von 222 PS. Diese Ziffer gibt das Fahrgefühl nicht annähernd wieder.

Und technisch?

Das Hybridsystem ist furchtbar kompliziert und nur was für Nerds. Nur ein Hinweis dazu: Versuchen Sie nicht, durch Addieren irgendwie auf die Systemleistung zu kommen. Erwähnenswert ist aber, dass der Allradantrieb nun 80 Prozent der Kraft (statt bisher maximal 60 Prozent) nach hinten lenken kann.

Was verbraucht das Ding denn?

Das ist wohl der Knackpunkt, denn einen Hybrid kauft man in der Regel, um Sprit zu sparen, ohne einen Diesel zu fahren. Offiziell ist der Wagen mit 4,4 Liter nach NEFZ angegeben. Unser Bordcomputer meldete auf der Testfahrt recht unterschiedliche Werte. Im Dauerstau waren es erschreckende 17 Liter und mehr. Durchschnittlich ergaben sich auf der Hinfahrt in die Berge bei Barcelona 8,2 Liter, bei der Rückfahrt dagegen 6,2 Liter je 100 Kilometer.

Und wie teuer kostet der Preis?

Los geht es bei 29.990 Euro. Dafür bekommt man den RAV4 mit einem 175 PS starken Zweiliter-Saugbenziner und Frontantrieb. Aber ein SUV dieser Größe mit nur 208 Newtonmeter, die erst ab 4.300 Touren anliegen, werden Sie nicht wollen. Den getesteten Hybrid mit Allradantrieb gibt es ab 37.990 Euro.

Ist das nicht ein bisschen teuer?

Ein bisschen schon. Den Honda CRV Hybrid AWD mit 184 PS gibt es allerdings auch erst ab 36.990 Euro. Modelle ohne Hybridantrieb sind günstiger: Den Ford Kuga 4x4 mit 176-PS-Turbobenziner gibt es ab 33.950 Euro, der VW Tiguan 4Motion DSG mit 180-PS-Turbobenziner war (bevor er Mitte 2018 aus der Preisliste flog) ab 35.800 Euro zu haben.

Fazit: 8 von 10

Der RAV4 ist mit der neuen Optik deutlich attraktiver geworden. Außerdem gibt es zahlreiche Verbesserungen bei den elektronischen Systemen. Der elektronische Innenspiegel ist ein cooles Gadget, auch wenn man ihn natürlich nicht unbedingt braucht. Mit der Dynamik hat es der RAV4 aber nicht so, und der Preis ist eher hoch.


+ interessante Optik, viel Platz im Fond und im Kofferraum, cooler Kamera-Innenspiegel

- wenig Schwung, keine zeitgemäße Smartphone-Anbindung

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