Jetzt mit Euro6d-Temp: Wie viel Laune macht der stärkste Mazda 2?
Wie ein Damoklesschwert hängt die Bezeichnung über der Autoindustrie: Euro-6d-Temp. Mit enormem Aufwand werden riesige Modellpaletten umgestellt. Still und leise war Mazda damit schon vor Monaten fertig, darunter auch beim 2. Wir haben den Kleinwagen mit 115 PS getestet.
Mazda hat offenbar eine Vorliebe für lange Modellbezeichnungen. Wohl deshalb tragen viele Baureihen nur eine schlichte Zahl. Im Fall des hauseigenen Kleinwagens ist es die 2, garniert mit dem Zusatz Skyactiv-G 115 i-Eloop. Werfen wir die Dechiffriermaschine an: Skyactiv-G bedeutet, dass unter der Haube ein Benziner steckt. Den einzigen Diesel im 4,06 Meter langen 2 hat Mazda klammheimlich im August 2018 gemeuchelt. i-Eloop steht für die Rückgewinnung der Bremsenergie, also quasi ein Mikro-Hybrid. Immerhin ist Mazda ehrlich genug, nicht auch noch dick Hybrid ans Heck zu schreiben.
Obwohl der aktuelle Mazda 2 schon Anfang 2015 auf den Markt kam, kann er sich noch immer sehen lassen. Sein Design suggeriert Sportlichkeit schon im Stand. Innen fühlt mal sich nicht so luftig-geräumig aufgehoben wie etwa im neuen VW Polo, sondern eher wie in einem Maßanzug. Sowohl Cockpit als auch Fond sind relativ eng geschnitten. Im Gegenzug erfreut das übersichtliche Armaturenbrett, das Mazda je nach Ausstattung mit Leder tapeziert.
Nach dem Anlassen fällt die rauhe Note des 115-PS-Aggregats auf. Grund ist das hohe Verdichtungsverhältnis von 14 zu 1. Wir haben es beim Mazda 2 nämlich nicht mit Turbo-Aggregaten zu tun, sondern einem klassischen 1,5-Liter-Sauger in verschiedenen Leistungsstufen. Also muss fleißig gedreht werden, erst bei 4.000 Touren stehen die maximalen 148 Newtonmeter an. Hier liegt der Hauptgrund, warum sich die 115 PS nicht so stark anfühlen wie gedacht.
Der rauhe Klang geht bei höherem Tempo über in eine kernige Note. Gut gedämmt ist der Mazda 2 allerdings. Exklusiv ist im stärksten 2 eine manuelle Sechsgang-Schaltung. Sie erinnert mit kurzen Wegen an den MX-5, ist aber nicht so exakt. Oftmals landete ich statt im sechsten im vierten Gang. Ein Fest der Präzision ist hingegen die wunderbare Lenkung, sie macht förmlich Lust auf Kurven.
Das straff abgestimmte Fahrwerk wirkt immer leicht unruhig, je schlechter die Straße, desto ruppiger reagiert die Federung. So schmusig wie ein VW Polo ist der Mazda 2 nicht.
Eine Überraschung bietet der Mazda 2 mit 115 PS beim Verbrauch: Trotz (oder gerade wegen) höherer Drehzahlen und wechselnder Fahrer ermittelten wir einen Schnitt von 6,2 Liter. Damit ist der kleine Japaner nicht weit weg vom WLTP-Wert von 5,8 Liter.
Preislich sind die 115 PS aber kein Schnapper, denn Mazda verbindet sie beim 2 mit der Topausstattung namens Sports-Line. Serienmäßig sind hier eine Klimaautomatik, 16-Zoll-Alus, Digitalradio, ein Totwinkelwarner, Parkpiepser hinten und eine Sitzheizung vorne. So relativieren sich die 19.490 Euro ein wenig. Interessant aber: Ein VW Polo Highline mit gleicher Leistung ist kaum teurer.
Leider fasst die Mazda die meisten Extras in zwei Pakete zusammen. Wer etwa das Head-up-Display plus Rückfahrkamera muss zu diesem 750-Euro-Paket auch noch das 650 Euro teure Licht-Paket ordern. Insgesamt sind die inkludierten Optionen aber verzichtbar. Überlegenswert ist höchstens das Navi samt Smartphone-App-Einbindung für 990 Euro.
Lassen Sie es mich so sagen: Mazda 2 - gerne. 115 PS - muss nicht sein. Übermäßig spritzig wirkt das Top-Aggregat in dem Kleinwagen nicht. Mein Tipp deshalb: 90 PS in der Topausstattung (minus 1.400 Euro) oder eines der aktuellen Kizoku-Sondermodelle.