Kombi und Limousine wurden umfangreich aufgewertet
Der Mazda 6 wird seit dem Jahr 2002 in Europa angeboten. Seitdem konnte die Marke hier 940.000 Einheiten von Limousine und Kombi verkaufen. Und obwohl dieses hart umkämpfte Marktsegment wegen der Beliebtheit der SUVs schrumpft, hat das Auto für Mazda immer noch einen hohen Stellenwert. Das aktuelle Modell wurde im Jahr 2012 in den deutschen Markt eingeführt, 2015 gab es eine erste leichte Überarbeitung, nun erfolgt eine weitere Produktaufwertung, die Mitte September 2018 auf den Markt kommt. Wir konnten das Auto bereits fahren.
Interessanterweise baut Mazda bereits ab der Basis serienmäßig ein neues Head-up-Display in jede Modellvariante ein, während sich eine elektrisch betätigte Heckklappe für den Kombi nicht im Angebot findet - man muss Prioritäten setzen! Das hochwertige Head-up-Display spiegelt die Informationen für den Fahrer in die Windschutzscheibe und überzeugt mit einer gut lesbaren Anzeige sowie der richtigen Auswahl der angezeigten Informationen.
Auch das Navigationssystem mit acht Zoll großem Zentraldisplay ist serienmäßig und so werden auch dessen Informationen in dem Head-up-Display angezeigt. Das Mitteldisplay selbst zeigt die Informationen für Audio, Navigation und sonstige Fahrzeugfunktionen an. Bedient wird mit Fingertouch oder - ähnlich dem iDrive von BMW - mit einem Drehdrücksteller in der Mittelkonsole oder per Sprachsteuerung. Ich bevorzuge den Drehcontroller und die Tasten für die Hauptfunktionen, die ihn umgeben, denn ich finde, dass das am wenigsten vom Fahren ablenkt.
Neu ist jetzt auch die Integration von Smartphones per Apple CarPlay und Android Auto. Mit diesen optional verfügbaren Systemen lassen sich Apps, die auf dem Smartphone installiert sind, auf dem Touchscreen des Fahrzeugs anzeigen. Auch hier erfolgt dann die Bedienung über den Touchscreen, den Drehdrücksteller oder per Spracheingabe.
Im Innenraum des Mazda 6 ist jede Fläche neu gestaltet, nur das Lenkrad blieb unverändert. Die Belüftungsöffnungen sind jetzt ganz nach außen gewandert, um die Fahrzeugbreite zu unterstreichen. Ein neues Ausstattungspaket namens Sports-Line Plus bringt den Mazda 6 in meinen Augen auf ein Level mit deutschen Premium-Herstellern: Es beinhaltet braune Nappaledersitze, einen schwarzen Dachhimmel und matt gehaltene Echtholz-Dekore. Besonders gut gefällt mir das neue, wildlederartige Material, das in der unteren Hälfte der Instrumententafel und in den Türen zum Einsatz kommt. Es unterliegt einem komplizierten handwerklichen Produktionsprozess, Mazda nennt es Ultrasuede.
An den Sitzen zeigt sich zuerst, worauf Mazda jetzt besonderen Wert legt: auf den Fahrkomfort. Sie sind breiter als bisher und stärker gepolstert - bequemer als so manch teurer Clubsessel zu Hause und darüberhinaus erstmals auch belüftet. Die Intensität der Belüftung lässt sich in drei Stufen regeln, wobei mir während der Testfahrt im sommerlich heißen Mallorca die erste Stufe reichte. Im Gegensatz zu den meisten bekannten Systemen saugt das System die Luft durch die Sitzkissen ab, anstatt sie von unten durch den Sitz zu drücken, was für mehr Komfort sorgt. So bleibt für das nächste Facelift nur noch der Wunsch nach einer Massagefunktion. Da auch die Seitenwangen der Sitze vergrößert wurden, bieten diese auch in schnell gefahrenen Kurven einen guten Seitenhalt.
In der oberen Hälfte meines Testwagens waren dazu dunkle, fein gemaserte Holzeinsätze in Oriental Brown aus japanischem Sen-Holz zu finden, die wie das Holz in alten japanischen Tempeln wirken. Wie Jo Stenuit vom europäischen Mazda-Design ausführte, hätten sich die Designer ausgiebig mit der Aufwertung des Innenraums befasst und ich muss ihm zugestehen, es ist ihnen außerordentlich gut gelungen. Es macht Spaß, sich in diesem eleganten Ambiente aufzuhalten. Wegen der bequemen Sitze und der Laufrufe des Wagens scheint er wie gemacht für lange Strecken.
Eine weitere Mazda-Neuheit ist ein 360-Grad-Surroundview-System, das mit vier Kameras und acht Parksensoren arbeitet und das Einparken erleichtert, indem es auf dem zentralen Monitor eine Aufsicht des Fahrzeugs zeigt. Bei den Sicherheitssystemen ist nun eine automatische Distanzregelanlage mit Stauassistent verbaut. Das System arbeitet ab null Kilometer pro Stunde und ist nicht nur kamera- sondern auch radarbasiert. Ein Geschwindigkeitsassistent mit Verkehrszeichenerkennung soll verhindern, dass man Tempolimits überschreitet.
Das Außendesign wurde nach dem Motto weniger ist mehr gestaltet, hier muss man schon genau hinschauen, um die Veränderungen zu erkennen. Durch gezielte Veränderungen wirken Limousine und Kombi nun vorne und hinten etwas breiter, dazu trägt insbesondere der neue, dreidimensional gestaltete Kühlergrill bei. Geändert wurde auch die Lichtsignatur, immerhin werden nun serienmäßig Voll-LED-Scheinwerfer verbaut.
Das Heck des Kombi blieb nahezu unverändert. Ein neuer Look ergibt sich durch die jetzt in Wagenfarbe lackierten hinteren Stoßfänger. Am Limousinenheck hat sich mehr getan: Hier gibt es ein neues Lichtdesign mit neuen Rückleuchten und tiefer positionierten Bremsleuchten. Hätten mir die Designer aber das alte Modell als neues verkauft, hätte ich es vielleicht auch geglaubt - was allerdings für die Qualität der bisherigen Arbeit spricht.
Neu gestaltete 19-Zoll-Felgen mit ungewöhnlich geraden Speichen bringen einen neuen Look. Ganz neu ist auch die rote Metallicfarbe: Das Magmarot verleiht nach Ansicht von Jo Stenuit der Karosserie mehr Ausdruck ohne Änderungen am Blech - urteilen Sie selbst anhand der Bilder in unserer Bilderstrecke.
Ebenfalls neu: Sämtliche Motoren erfüllen jetzt die anspruchsvolle Euro-6d-Temp-Norm (das gilt übrigens für alle Mazda-Modelle mit Ausnahme des Kompaktwagens Mazda 3, der Anfang 2019 vollkommen neu auf den Markt kommt). Die facegelifteten Fahrzeuge gibt es mit fünf Motorisierungen, drei Benzinern und zwei Dieseln. Bei den Benzinmotoren handelt es sich um den Zweiliter-Skyactiv-G, der mit 145 oder 165 PS Leistung verfügbar ist, und um den Skyactiv-G 194. Er holt seine 194 PS aus 2,5 Liter Hubraum und verfügt über eine verbrauchssenkende Zylinderabschaltung.
Den 2,2-Liter-Skyactiv-D-Turbodiesel gibt es mit Leistungen von 150 und 184 PS. Bei den Benzinern ist durch innermotorische Maßnahmen übrigens kein Benzinpartikelfilter nötig, um die Euro-6d-Temp-Norm zu erfüllen. Bei den Dieseln kommt eine zweistufige Turboaufladung zum Einsatz, wobei der Lader für den mittleren und oberen Drehzahlbereich bei der 184-PS-Variante nun mit einer variablen Turbinengeometrie arbeitet. Bei beiden Motorvarianten wird eine neue SCR-Abgasreinigung verwendet.
Alle Motoren können mit einem Sechsgang-Schaltgetriebe kombiniert werden oder mit einer Sechsstufen-Automatik. Nur die Modelle Skyactiv-G 194 und Skyactiv-D 184 AWD werden ausschließlich mit der Automatik angeboten. Die Benziner sind frontgetrieben, während für die Diesel im Kombi auch ein Allradantrieb zur Verfügung steht. Die Limousine kann also immer noch nicht mit dem Allrad kombiniert werden.
Bei meiner Testfahrt konnte ich mehrere Motorisierungen ausprobieren. Zunächst fuhr ich den 150 PS starken Diesel mit Automatik. Diese Motor-Getriebe-Kombination wirkt wenig spritzig, hier ist wahrscheinlich eher das Schaltgetriebe zu empfehlen, damit der Wagen ein wenig flotter beschleunigt. Sie ist aber für geruhsame Fahrer eine Empfehlung wert. Erstaunlich ist, wie leise der Motor läuft und wie perfekt Fahrwerk und Lenkung abgestimmt sind.
Danach stieg ich in den großen Benziner um, den Skyactiv-G 194 mit Automatik. Der kommt nicht ganz so gut von unten raus wie der große Diesel, dessen Drehmoment mit jetzt 445 Newtonmeter doch deutlich höher ausfällt als die 258 Newtonmeter des G 194. Zudem muss man sich daran gewöhnen, die Maschine höher als üblich auszudrehen, wenn man die volle Leistung abrufen will. Was dabei aber doch wieder schön ist: wie gleichmäßig hier die Leistungsentfaltung über das gesamte Drehzahlband erfolgt.
Zum Abschluss fuhr ich den großen Diesel, der meine erste Wahl wäre. Er kommt kräftig von unten heraus und ist sehr leise. Nur beim starken Gasgeben hört man überhaupt, dass ein Dieselmotor im Untergrund arbeitet, die Geräuschdämmung ist top. Wie in den anderen Ausführungen arbeitet die Lenkung auch hier sehr präzise. Und obwohl Federung und Sitze für einen hohen Fahrkomfort sorgen, fühlt man sich eins mit dem Auto und der Straße. Den Mazda-Ingenieuren ist eine nahezu perfekte Abstimmung gelungen. Die Automatik schaltet sanft und ausreichend schnell.
Mazda hat seine Nummer 6 umfangreich aufgewertet und zu einer regelrechten Sänfte gemacht. Citroën konnte es mit seiner legendären Hydropneumatik-Federung nicht besser. Dabei ist der Japaner mit seiner präzisen Lenkung sehr fahraktiv geblieben. So bieten sich Kombi und Limousine als ideale Autos für Vielfahrer an.
Dazu gibt es schicke, hochwertige Materialien im Innenraum, eine sehr gute Verarbeitung - beides sehr nahe am Premiumniveau deutscher Hersteller - und eine gute Geräuschdämmung. Besondere Erwähnung verdienen die bequemen, breiten Sitze mit Clubsesselcharakter, die aber straff genug sind und eine gute Rückenunterstützung und einen guten Seitenhalt bieten. Viel Platz sowohl vorne wie hinten als auch im Kofferraum runden den gelungenen Auftritt ab.
Meine Wahl wäre der starke Diesel Skyactiv-D 184 mit Automatik und Allradantrieb, der als Kombi in der einzig verfügbaren Topausstattung 42.990 Euro kostet. Die Preise starten bei 27.590 Euro für den 145 PS starken Benziner (Limousine und Kombi kosten das gleiche). Das geht angesichts der umfangreichen Ausstattung schon in der Basis in Ordnung.