Beim Media Roundtable, erklärte der neue Aston Martin-CEO Adrian Hallmark seine Pläne für die Marke. In Kürze: Mehr Modellvarianten
Nach einem langen Stint an der Spitze von Bentley ist Adrian Hallmark seit gut fünf Monaten CEO von Aston Martin. Nun verrät er den Medien seine Pläne für das angeschlagene Unternehmen. Im Wesentlichen sieht er Porsche als gutes Beispiel für deren extrem lukrative Strategie, diverse Varianten von einem besonderen Modell zu vermarkten. Und er will, dass Aston Martin das sehr ähnlich handhabt. Zudem möchte er ein Schaltgetriebe. Frohlocket, Enthusiasten.
"Zurück zu der Frage 'Wie entwickeln wir jedes dieser besonderen Modelle? Welche Richtung schlagen wir mit ihnen ein?' Sportlichkeit und ein echtes puristisches Sportwagen-Erlebnis, dafür brauchen wir ein Schaltgetriebe", sagte Hallmark den Journalisten bei einem Roundtable in New York. "Wir haben ja eins, aber dafür [er deutet auf einen Vantage, der in der Nähe steht] muss es anders sein. Aber machen Sie sich auf was gefasst."
Das Schaltgetriebe, auf das er sich bezieht, ist die 6-Gang-Schaltung, die in den streng limitierten Modellen Valour und Valiant zum Einsatz kommt. Aston hatte kein "richtiges" Serienauto mit Handschalter mehr seit dem Vantage AMR von 2019 und auch von dem baute man lediglich 200 Stück. Die Erfolge eines Porsche 911 GT3 (hier geht's zum Test der neuen Facelift-Version) oder des 911 S/T zeigen jedoch deutlich, dass es einen echten Markt für handgeschaltete Sportwagen im High-End-Bereich des Performance-Auto-Segments gibt.
Hallmark will mehr als einfach nur Farb- oder Ausstattungspakete. Diese soll es aber auch geben. Sie werden kommen, bevor es Modelle mit größerer mechanischer Differenzierung gibt. "Die mit den leichteren Änderungen werden ein bis eineinhalb Jahre dauern. Es gibt einige Dinge die wir schnell erledigen konnten, aber sie sind eher dekorativ als substanziell", sagte Hallmark. "Doch selbst wenn die Sachen ein wenig von der Stange sind, musst du noch immer zertifizieren, da sprechen wir von einem Jahr. Wir sind dran."
Er sprach von Autos mit angepassten Fahrwerken und mehr Leistung, deutete sogar an, "ein bestehendes Rennauto zurück auf die Straße zu bringen", allerdings könnten einige Varianten lediglich in bestimmten Märkten verfügbar sein. Was den DBX betrifft, denkt Hallmark, dass es Raum gibt für eine Version mit etwas mehr Luxus. Bei niedrigen Geschwindigkeiten, sagt er, sei das SUV "weniger entspannend" als manche Konkurrenten - aber einen Rolls-Royce Cullinan-Konkurrenten will er auch nicht machen.
Beim DB12, Vantage und Vanquish will er in die entgegengesetzte Richtung gehen, deren sportliche Eigenschaften betonen. Es werde einige Zeit dauern, all diese Modellvarianten auf den Markt zu bringen, aber Sorgen mache er sich darüber nicht. Alle diese Modelle - zusammen mit dem gelifteten DBX - kamen erst vor kurzem auf den Markt, sind also frisch. Der Vantage Roadster wurde gerade erst vorgestellt, ist noch gar nicht richtig bei den Händlern und einen offenen Vanquish Volante haben wir ja auch noch nicht gesehen.
Ebenfalls in der Pipeline sind Hybride. Das Hypercar Valhalla macht hier den Anfang, doch Hallmark hat bestätigt, dass auch die Angebote mit Frontmotor elektrifiziert werden.
Das Großartige an diesen Autos ist, dass ihre Karosseriestruktur nicht konventionell ist. Nun ja, für Sportwagen ist sie konventionell, aber nicht für ein gewöhnliches Fahrzeug, sagte er. Grundsätzlich handelt es sich um Knotenpunkte, Gussbauteile, die durch Extrusionselemente verbunden werden, und große Hilfsrahmen, die einen Großteil der Struktur in diese Knotenpunkte einbringen, dazu Verstrebungen, die quer verlaufen. Dadurch sind wir tatsächlich flexibel, um verschiedene Aspekte der Fahrzeuggeometrie zu verlängern oder anzuheben und dann das Paket zu schnüren, das wir brauchen.
Aston Martin hat eine Partnerschaft mit Lucid für Komponenten seines kommenden Elektrofahrzeugs, arbeitet jedoch an einer anderen Lösung für seinen Hybridantrieb. Eine der Herausforderungen besteht darin, dass der DB12, der Vantage und der Vanquish alle ein heckmontiertes Transaxle-Getriebe nutzen - und für diese Art von Antriebsstrang gibt es derzeit keine einfache Plug-and-Play-Lösung auf dem Markt.
Das Elektrofahrzeug ist weiterhin in Planung, doch wie viele andere Automobilhersteller reduziert Aston Martin seine ursprünglichen Elektrifizierungspläne. Wir werden unser erstes batterieelektrisches Fahrzeug noch in diesem Jahrzehnt auf den Markt bringen, innerhalb der nächsten fünf Jahre, aber anstatt so viele wie möglich in diesem Zeitraum zu produzieren, wird es erst einmal eines sein, sagte er. Hallmark geht davon aus, dass der EV bis zum Ende des Jahrzehnts etwa 15 % der Verkäufe ausmachen wird, während reine Verbrenner und Hybridfahrzeuge die restlichen 85 % ausmachen werden.
Über die eigentlichen Modellvarianten hinaus möchte Hallmark die Optionsliste von Aston Martin erweitern und den Kunden mehr Möglichkeiten zur Individualisierung bieten. Früh in seiner Amtszeit ließ er ein Team die vollständigen Optionslisten der Konkurrenz zusammenstellen und prüfte, welche davon zur Marke Aston Martin passen könnten. Die erweiterte Optionsliste soll in den kommenden Monaten verfügbar sein.
Hallmark betrachtet jedoch auch das große Ganze: Aus geschäftlicher Sicht ist dies ein Unternehmen mit enormem Potenzial, und wir müssen es in ein Hochleistungsunternehmen verwandeln - und damit meine ich nicht nur die Autos. Dinge wie Optionen, Derivate und all das tragen zur Umsatzsteigerung bei, aber gleichzeitig müssen wir als Organisation deutlich schlanker und produktiver werden.
Aston Martin wird seine Finanzergebnisse für 2024 Ende dieses Monats veröffentlichen, und Hallmark wird dann detaillierter darlegen, wie er das Unternehmen zu einer High-Performance-Organisation machen will. Meine Mission ist es, der erste CEO in 112 Jahren zu sein, der das Unternehmen nachhaltig profitabel macht.