Neuling stärker als erwartet, aber mit 367 km Reichweite kaum mehr als ein Stadtauto
Lange Zeit tat sich bei Ford in Sachen Elektroautos wenig bis nichts, zumindest wenn man die Nutzfahrzeuge außen vor lässt. Doch mit dem Puma Gen-E stellt die Marke nun schon das dritte Elektromodell in kurzer Zeit vor.
Anders als der Explorer und der Capri basiert der Ford Puma Gen-E auf einer eigenen Plattform, nämlich auf der des gleichnamigen Verbrenners. Wir waren schon im Oktober bei der Enthüllung des neuen Modells, am heutigen 3. Dezember fiel nun die Sperrfrist. Konfigurierbar ist der Wagen bereits, in den Handel kommt er dann Anfang 2025. Gebaut wird er zusammen mit dem Transit Custom in Ford-Otosan-Werk im rumänischen Craiova, die Antriebe kommen aus Halewood bei Liverpool.
Optisch ist der Puma Gen-E dem jüngst gelifteten Verbrennermodell wie aus dem Gesicht geschnitten. Zu den Änderungen gehört vor allem der geschlossene Grill. Außerdem gibt es einen etwas größeren Dachspoile und einen Puma-Schriftzug auf der Heckklappe, der hier weiß ist statt schwarz wie beim Verbrenner.
Die Abmessungen sind ähnlich, der Wagen ist 4,21 Meter lang und 1,56 m hoch. Ford bezeichnet den Wagen als Crossover. Doch mit den angegebenen Maßen geht er auch als Kompaktwagen durch, denn der VW ID.3 hat ähnliche Abmessungen. Der Kofferraum ist bei der Elektroversion sogar etwas größer als beim Verbrenner.
Unter der Fronthaube wird sich durch das Weglassen des Verbrenners Platz, der durch einen 43 Liter großen Frunk genutzt wird. Hinten entfällt die Auspuffanlage, womit eine noch größere "Megabox" unter dem Ladeboden möglich wird. Sie fasst hier 145 statt 80 Liter und wird deswegen von Ford auch Gigabox genannt. Diese Box empfiehlt Ford zum Verstauen von Gummistiefeln und nasser Kleidung; Schmelzwasser von den Winter-Wanderstiefeln kann über eine Auslassöffnung abgelassen werden.
Der Ladeanschluss befindet sich links hinten - wie die Tankklappe beim Verbrenner. Ob auch der Bordlader hinten verbaut wird, ließ sich bei der Enthüllung nicht herausfinden. Jedenfalls hat der Elektro-Puma Frontantrieb wie der Verbrenner. Und da ist es eigentlich praktisch, wenn Motor, Getriebe, Inverter und Bordlader übereinandergestapelt unter der Fronthaube liegen - so ist es zum Beispiel auch beim Renault 5 Electric.
Innen gibt es wie beim Verbrenner ein 12,8-Zoll-Instrumentendisplay und einen 12-Zoll-Touchscreen. Die Anordnung der zwei Monitore wirkt etwas zusammengeschustert: Es sieht aus, als wäre der Touchscreen nach unten gerutscht. Aber das ist beim Verbrenner-Puma genauso. Irritiert hat mich auch das ziemlich große Lenkrad und dass man im Fond extrem weich sitzt. Vorteile sind jedoch das große Glasdach und die eingebaute Alexa-Sprachsteuerung.
Bisher hieß es immer, der Elektro-Puma bekäme den gleichen Antrieb wie der Ford Tourneo/Transit Courier, der einen 100-kW-Motor und einen 43,5-kWh-Akku besitzt. Während die Batterie tatsächlich 43 kWh netto speichert, ist der Antrieb mit 124 kW stärker als gedacht. Möglicherweise ist aber die Motoren-Hardware identisch, und die Leistung wird beim Transporter nur per Software etwas verringert. Darauf lässt auch schließen, dass das Drehmoment bei beiden Modellen identisch ist (290 Nm).
Den Normsprint auf 100 km/h erledigt der Puma in 8,0 Sekunden, maximal sind 160 km/h möglich. Der WLTP-Verbrauch liegt bei 13,1-14,5 kWh/100 km - die 13,1 kWh sind einer der niedrigsten Verbräuche überhaupt. Der Fiat 500 Elektro mit kleinem Akku liegt bei 13,5 kWh, der Lucid Air in der Basisversion Pure bei nur 13,0 kWh, aber das sind wohl auch schon die derzeit sparsamsten Modelle. Weniger berauschend ist die Reichweite von 347 bis 376 km. Aufgeladen wird mit bis zu 100 kW. Dann dauert ein Ladehub von 10-80 Prozent 23,2 Minuten.
Daraus errechnet sich eine Ladegeschwindigkeit von 1,3 kWh/min. Aus Ladezeit und Reichweite haben wir auch ausgerechnet, wie schnell Reichweite nachgeladen wird: Pro Minute Ladezeit kann man Strom für 10,5 bis 11,3 km tanken. Für die Klasse sind das ordentliche Werte.
Den Ford Puma Gen-E gibt es laut Konfigurator ab 36.900 Euro Listenpreis, der Aktionspreis liegt bei 36.162 Euro. Zur Serienausstattung gehören LED-Scheinwerfer, 17-Zoll-Alufelgen, ein Navigationssystem, ein Tempomat, Parkpiepser hinten, Rückfahrkamera und die erwähnten Displays. Neben der Basisversion wird noch eine Premium-Variante für 39.400 Euro (Aktionspreis 38.612 Euro) offeriert, die unter anderem größere Räder (18 statt 17 Zoll), ein Audiosystem von B&O sowie Matrix-LED-Scheinwerfer bietet.
Zu den interessantesten Konkurrenten gehören wohl der VW ID.3, der Kia EV3 und der Smart #1. Der Skoda Elroq ist zwar deutlich größer, aber mit 33.900 Euro günstiger. Mini Aceman und Jeep Avenger sind kleiner, kosten aber mehr. Der Volvo EX30 dagegen ist mit knapp 40.000 Euro teurer. Hier eine kleine Vergleichstabelle:
In unserem Vierer-Vergleich ist der Puma das einzige Modell, das es nur mit einer Motor-Akku-Kombination gibt, bei den Rivalen gibt es mehr Auswahl. Der Ford hat den niedrigsten Verbrauch, was ihm eine ähnliche Reichweite beschert wie dem VW ID.3 mit der wenig effizienten 125-kW-Maschine (APP 310) - obwohl der VW eine deutlich größere Batterie besitzt. Dafür hat der VW den niedrigsten Preis und lädt auch relativ schnell. Die größte Reichweite bietet der Kia EV3, er ist allerdings auch das teuerste Modell. Der extrem stark motorisierte Smart schließlich ist günstig, hat aber einen sehr kleinen Kofferraum und eine geringe Reichweite.
Unter dem Strich
Der Ford Puma Gen-E ist das dritte Elektromodell der Marke nach dem Explorer und dem Capri. Der Antrieb ist nicht übermäßig stark, die Reichweite kann mit den Einstiegsmodellen der Rivalen mithalten, aber nicht mehr. Mit weniger als 400 km Reichweite ist der Wagen wohl nur ein Stadtauto. Dagegen hat man bei den Rivalen die Wahl und kann beim EV3 sogar eine 600-km-Version ordern. Der Preis von rund 36.000 Euro ist angesichts der Daten eher etwas zu hoch.