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Kia Ceed 1.5 T-GDI DCT (2024) im Test: Alt, aber attraktiv?

Der Nachfolger kommt wohl 2025. Lohnt es sich jetzt noch der Griff zum Korea-Golf?

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Auslaufmodell. Klingt nach Inkontinenz, ist aber zum Glück eine deutlich nettere Angelegenheit. Denn man bekommt ein ausgereiftes Produkt zum fairen Preis, sofern man nicht den allerletzten Schrei braucht. So auch beim Kia Ceed: Seit 2018 ist das aktuelle Modell auf dem Markt, zwischendurch gab es stets kleinere Überarbeitungen. 

Aber ein neuer Ceed ist in der Mache und wird wohl 2025 vorgestellt. Aus diesem Grund gibt es das noch aktuelle Modell seitens Kia in Deutschland als "Ultimate Edition". Das Sondermodell baut auf der Einstiegsversion Vision auf, bietet zu einem vergleichsweise geringen Aufpreis eine umfassende Mehrausstattung und bewegt sich damit in etwa auf dem Niveau der gehobenen Ausführung Spirit.

Kia Ceed 1.5 T-GDI (2024) im Test

Beim Antrieb stehen hier verschiedene Turbobenziner zur Wahl: ein 1,0-Liter-Dreizylinder (74 kW/100 PS) und ein 1,5-Liter-Vierzylinder (103 kW/140 PS). Die Motoren können mit einem Sechsgang-Schaltgetriebe oder einem siebenstufigen Doppelkupplungsgetriebe (DCT) kombiniert werden. Wie gut, dass wir kürzlich einen Ceed mit dem 140-PS-Benziner und DCT vor der Tür stehen hatten. Lohnt sich der Griff zum alten Hasen?


Exterieur | Interieur | Motor/Fahreindrücke | Verbrauch/Preis | Fazit


Schnelle DatenKia Ceed 1.5 T-GDI DCTMotorVierzylinder-Turbobenziner, 1.482 ccmGetriebe7-Gang-DoppelkupplungsgetriebeDrehmoment253 Nm bei 1.500 - 3.000 U/minKofferraumvolumen395 - 1.291 LiterPreis30.690 Euro (Ultimate Edition)

Exterieur

Die Schrägheckversion präsentiert sich seit der Überarbeitung zum Modelljahr 2022 mit geschärftem Design inklusive markanterer Frontoptik sowie mit neuesten Technologien vom Autobahnassistenten über die navigationsbasierte adaptive Geschwindigkeitsregelanlage bis zum Ausstiegswarner (jeweils ausstattungsabhängig) und den erweiterten Online-Diensten Kia Connect.

Beim von uns getesteten Ceed GT-line kommen weitere Änderungen hinzu. So sind vorn die seitlichen Lufteinlässe zu den Radhäusern (Air Curtains) nun deutlich größer dimensioniert und dynamischer gestaltet. Zusammen mit dem zentralen unteren Lufteinlass greifen sie das Flügel-Motiv des Kühlergrills auf und weiten es über die gesamte Breite der Front aus.

Der Heckstoßfänger beinhaltet einen dezenten glanzschwarzen Diffusor mit Chromleiste, der an die Frontoptik anknüpft. Die Außenspiegel sind durch Kappen in Glanzschwarz sportlich veredelt, die Seitenschweller durch silberne Zierleisten - passend zu den silbernen Radnabenabdeckungen der optionalen 18-Zoll-Leichtmetallfelgen.

Mit der Modellüberarbeitung hat der GT-line neue Rückleuchten mit 48 wabenförmigen LED-Modulen erhalten. Die jeweils rot eingefassten multifunktionalen Module unter getöntem Glas sind in fünf horizontalen Reihen angeordnet. Wird der Blinker betätigt, leuchten die LEDs bestimmter Reihen sequenziell auf und zeigen dadurch ein Lichtmuster, das sich in die Abbiegerichtung bewegt. 

Abmessungen & GewichteKia Ceed 1.5 T-GDILänge4.315 mmBreite1.800 mmHöhe1.447 mmRadstand2.650 mmKofferraum395 - 1.291 LiterLeergewicht1.360 kgZuladung490 kgStützlast75 kgAnhängelast1.210 kg

Insgesamt macht der Ceed auf uns immer noch einen frischen Eindruck. Oder wie einem im Scherz herausrutscht: Selten sah der neue BMW 1er so gut aus. Wenden wir uns den Fakten zu: Der Kia ist als Fünftürer 4,31 Meter lang, also Golf-Klasse. Gleiches gilt für die 2,65 Meter Radstand. 

Interieur

Ähnlich wie schon beim Außendesign gilt auch innen: Nicht brandneu, aber immer noch sehr gut. Vielleicht gerade deswegen, weil Kia den noch aktuellen Ceed nicht mit Bildschirmen vollpflastert. Der 10,25 Zoll-Touchscreen des serienmäßigen Navigationssystems betont die Waagrechte und ragt oben nur aus der leicht zum Fahrer geneigten Zentralkonsole heraus.

Die Bedienung ist einwandfrei, auch weil sich unter dem Bildschirm noch zwei Drehregler und (leider Touch-)Tasten für den direkten Zugriff auf die wichtigsten Bereiche befinden. Noch echte Tasten und Schalter hat die darunter angeordnete Klimaautomatik. Hervorragend! So würde man es sich im VW Golf wünschen. Einzig die Lenkrad-Kippschalter sind etwas fitzelig, aber immer noch besser als jedwedes Touch-Gedöns.

Das Armaturenbrett hat ein betont horizontal ausgerichtetes Layout, das zugleich funktionale Vorteile bietet: Der Fahrer hat einen freieren Blick nach vorn als beim Vorgängermodell und genießt - ebenso wie der Beifahrer - mehr Kniefreiheit. Viele Soft-Touch-Materialien sowie Oberflächen in Metall- und Chromoptik tragen zur gediegenen Atmosphäre des Interieurs bei. Alles ist solide verarbeitet und muss sich nicht vor deutschen Marken verstecken.

Das volldigitale Kombiinstrument bietet verschiedene Grafikvarianten, darunter auch eine, bei der die Darstellung der jeweiligen Wetterlage und Tageszeit angepasst wird. Der 12,3 Zoll große, hochauflösende Bildschirm zeigt im Fahrbetrieb Tachometer und Drehzahlmesser als Rundinstrumente an und dazwischen ein Multifunktionsdisplay für Bordcomputerdaten sowie Informationen zu Navigation und Assistenzfunktionen. Schade allerdings, dass es keine große Kartenansicht gibt.

Die bequemen Sitze mit gutem Seitenhalt gewährleisten einen hohen Sitzkomfort, insbesondere die sportlicheren Möbel vorne bei der GT-Line. Beheizbare Vordersitze, höhenverstellbarer Fahrersitz und eine Mittelarmlehne vorn mit Ablagefach gehören zur Serienausstattung. Erhältlich sind je nach Ausführung zudem Sitzventilation vorn, Sitzheizung hinten und ein elektrisch einstellbarer Fahrersitz mit Memory-Funktion. So begibt man sich gerne auf die Langstrecke. 

Ohne Fehl und Tadel ist das Platzangebot im Fond. 395 bis 1.291 Liter Kofferraumvolumen beim Mildhybrid sind ein sehr ordentlicher Wert für solch ein Kompaktauto.

Motor/Fahreindrücke

Der 1,5-Liter-Vierzylinder-Benziner (Diesel gibt es im Ceed nicht mehr) mobilisiert eine Leistung von 103 kW (140 PS) und ein maximales Drehmoment von 253 Nm, das von 1.500 bis 3.000 Umdrehungen zur
Verfügung steht. In der Schaltversion sprintet der Ceed 1.5 T-GDI in 9,5 Sekunden auf Tempo 100, mit dem von uns getesteten Doppelkupplungsgetriebe in 9,7 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit
beträgt bei beiden Getriebevarianten 197 km/h.

Die DCT-Version ist mit der Fahrmoduswahl "Drive Mode Select" ausgestattet. Es gibt aber lediglich die Einstellungen Normal/Sport. Im Sport-Modus spricht der Motor direkter an, das Fahrzeug beschleunigt schneller, sowohl aus dem Stand als auch während der Fahrt, und durch die reduzierte Lenkunterstützung wird die Lenkung härter und sportlicher.

FahrleistungenKia Ceed 1.5 T-GDI DCT0 - 100 km/h9,7 Sek.Höchstgeschwindigkeit197 km/hVerbrauch6,3 Liter/100 km (WLTP)CO2-Emission143 g CO2/km (WLTP)

Allzu viel ist davon aber in der Praxis nicht zu spüren, wir halten diese Option für verzichtbar. Gleiches gilt für die GT-Line. Mit den 18-Zöllern rollt der Ceed recht straff ab, wenngleich mit genug Restkomfort. Auffallend ist beim 1500er-Turbobenziner die Anfahrschwäche. Ein Problem, welches viele Autos mit Doppelkupplungsgetriebe betrifft, nicht nur den Kia. Zur generellen Beschleunigung lässt sich sagen: Ordentlich, aber nicht atemberaubend. 

Einmal in Fahrt gekommen, agiert das DCT diskret. Bei Tempo 130 liegen 2.500 Touren an. In Zusammenarbeit mit dem guten adaptiven Tempomat gestalten sich längere Autobahnetappen entspannt. Abseits der Schnellstraße fällt die hohe Lenkpräzision des Ceed schon im Normal-Modus positiv auf.

Verbrauch/Preis

Was spricht unser Fahrtenbuch beim Verbrauch? Teuflisch gute 6,66 Liter hat unser Ceed über die gesamte Testdistanz gebraucht. Bestwert auf der Langstrecke: 5,7 Liter. Wer sich jetzt einen neuen Ceed 1.5 T-GDI mit DCT kaufen will, bekommt diesen als GT-Line nur noch als Lagerfahrzeug beim Händler.

In der aktuellsten Preisliste für den deutschen Markt steht der Ceed nämlich nur noch als eingangs erwähnte "Ultimate Edition". 30.690 Euro wären hier für den 1500er mit Automatik fällig, bei sehr guter Serienausstattung. Zwingende Extras sehen wir dort nicht. Höchstens eine schicke Farbe für 690 Euro Aufpreis und die zusätzliche Konservierung für Motorraum und Fahrzeugunterboden für 160 Euro.

Zum Vergleich: Ein ähnlich motorisierter Golf mit DSG kostet mindestens 35.630 Euro, ausstattungsbereinigt wird der Abstand noch größer. Und sieben Jahre Garantie hat der VW nicht. Ganz zu schweigen vom optisch ähnlichen BMW-1er-Facelift. Hier ist der Ceed eine echte Alternative zum Basismodell 116 mit 122 PS, welches im deutschen Konfigurator bei happigen 32.900 Euro beginnt.

Fazit: 8/10

Je oller, je doller: Dieses Motto kann für den Kia Ceed gelten. Und zwar im positiven Sinne. Gravierende Schwächen leistet er sich nicht, gefällt aber durch seine zweckmäßige Ausrichtung ohne Blödsinn. Frei nach Konrad Adenauer: Keine Experimente. Fast schade, dass der aktuelle Ceed uns bald verlassen wird. Aber gerade durch die daraus resultierende "Ultimate Edition" wird er zu einem empfehlenswerten Kauftipp mit sehr gutem Preis-Leistungs-Verhältnis.

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