Beim Zwillingspaar Renault 5 und Elektro-Micra war man sich schnell einig, aber im C-Segment ist es anders
Am Montag verkündeten Renault-Chef Luca de Meo und Nissan-Boss Makoto Uchida ihren Deal: Man hatte sich auf eine neue Form der Überkreuzbeteiligung geeinigt.
Danach muss sich Nissan nicht mehr benachteiligt fühlen: Beide Firmen halten 15 Prozent der Aktien des jeweils anderen Unternehmens, beide haben gleiche Stimmrechte. Doch eine Elektroplattform für das C-Segment scheint nun zum Prüfstein der erneuerten Allianz zu werden, wie Autocar berichtet.
De Meo und Uchida haben sich unter anderem darauf geeinigt, dass jede Marke ihre Stärken ausspielen darf. Der Marke, die mehr Kompetenz für ein Projekt mitbringt, soll die Führung überlassen werden, erklärte de Meo. So bekommt Renault die Führung bei der Entwicklung des Elektro-Kleinwagen-Duos Renault 5 und Nissan Micra, die beide in der ElectriCity von Renault in Frankreich gebaut werden sollen.
Nachdem die Produktion des Verbrenner-Kleinwagens Nissan Micra im Jahr 2022 ausgelaufen war, wollte Nissan das B-Segment in Europa schon aufgeben. Doch Renaults Vorschlag zu einem Elektro-Micra überzeugte: "Dieser Vorschlag kam herein und wir konnten unsere Designer und Teams davon überzeugen, dass es ein Kultmodell für Nissan in Europa werden könnte", so Ashwani Gupta, Chief Operating Officer von Nissan.
Schwieriger wird es mit dem C-Segment. Das ist für Nissan wichtig. So war der im britischen Sunderland gebaute Qashqai im Jahr 2022 das meistverkaufte Modell in Großbritannien und verkauft sich auch sonst gut in Europa. Renault aber hatte bei der Verkündung seines Renaulution-Plans ebenfalls gesagt, dass man sich in Zukunft mehr auf das C-Segment konzentrieren wolle (Bericht bei Motor1). Denn im Kompaktsegment lässt sich mehr Geld verdienen als im A- und B-Segment, wo Renault mit Twingo, Clio, Zoe und Captur traditionell stark ist.
Derzeit basieren die kompakten Verbrenner (wie der Megane und der Qashqai) auf der CMF-C-Plattform, die kompakten Elektroautos (wie der Elektro-Megane und der Nissan Ariya) auf der technisch verwandten Plattform CMF-EV. Ab 2026 aber will man eine neue Plattform für das Segment schmieden. Und da beginnt der Streit.
De Meo sagte, man solle vermeiden, "vier Hände am Lenkrad" zu haben. Besser wäre es, wenn das Projekt von einer der beiden Marken übernommen werde. Da der europäische Markt für Renault wichtig ist und man die Autos in Europa bauen könnte, würde de Meo das Projekt gerne übernehmen. Aber auch Nissan fühlt sich im C-Segment kompetent. "Wir sind stark im C-Segment bei SUVs", sagte Uchida auf die Frage, wer die Plattform entwickeln würde. "Wir möchten diese Art von Kern behalten." Und da ist er wieder, der alte Streit zwischen Renault und Nissan.
Unser Titelbild zeigt den Renault Megane E-Tech Electric in einer Röntgendarstellung.