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Kia XCeed (2022) im Test: Dynamischer Dresscode

Braucht es 204 PS und die neue GT-Line in einem C-Segment-Crossover?

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Kia hat den XCeed mit einem Facelift überarbeitet. Dabei wurde dezent an der Optik gefeilt, ein wenig an der digitalen Technik verbessert und man erweiterte das Angebot um eine sportliche GT-Line, größere Felgen sowie neue, teils knallige Farben. Bei den Antrieben ändert sich hingegen nichts. Reicht das? Wir haben es bei einer Testfahrt mit gleich mehreren Derivaten der Baureihe herausfinden können.

Wieso, weshalb, warum?

Will der Hersteller in Zukunft nicht eigentlich mehr auf die EV-Modelle setzen und das Angebot um den EV6 und den kommenden EV9 auch nach unten ausweiten? Schon, ja. Aber aktuell gibt es immer noch gleich mehrere Gründe für Kia, auch den XCeed weiterhin noch etwas frisch und attraktiv zu halten.

Erstens macht das Crossover-Modell rund 40 Prozent der Verkäufe in der Ceed-Familie aus (es gibt noch den normalen Ceed, den Ceed Sportswagon und den ProCeed). Der hochbeinige Vertreter ist also durchaus wichtig. Zweitens geht er im C-Segment an den Start, das - so wird es jedenfalls prognostiziert - bis 2026 immer noch weiter wachsen soll. Sowohl was die Verkaufszahlen als auch die Anzahl der Wettbewerber angeht. Oha.

Drittens will sich selbst Kia noch nicht ganz vom guten alten Verbrennungsmotor verabschieden. Der aktuelle Verkaufsmix beim XCeed besteht aus 54 Prozent Benziner, 45 Prozent Plug-in-Hybrid und das verbleibende eine Prozent entfällt - ja, tatsächlich - auf den Diesel, der es auch noch einmal in das Facelift-Modell geschafft hat. Und ab kommenden Jahr nach Wegfall der PHEV-Förderung werden sich diese Anteile wohl zugunsten der Verbrenner verschieben und aus gut der Hälfte Teilzeitstromer wird nur noch ein Viertel, so der Hersteller.

Was beinhaltet das Facelift denn dann?

Rein formal? Eigentlich nichts. Der XCeed liegt wie bisher 44 Millimeter höher als der normale Ceed. Trotzdem wird die Bodenfreiheit etwas erhöht. Optional. Von 172 auf 184 Millimeter. Dies liegt allerdings lediglich an den neuen 18-Zoll-Felgen, die für etwas mehr Luft zwischen Fahrzeug und Straße sorgen, gleichzeitig aber auch etwas an Abrollkomfort einfordern.

Kia XCeed (2022) mit 1.5 T-GDI und 7-Gang-DCT im Test

Passend zu der neuen Felgengröße bietet Kia den XCeed erstmals auch in der sportlichen GT-Line an, die beim Exterieur sportlich-dezente Akzente vor allem durch den Austausch verchromter Elemente durch schwarzchrome Bauteile setzt. Ziemlich schwer zu erkennen. Das müssen wir zugeben. Vor allem, weil alle Modelle viel präsenter mit neuen Schürzen vorne und hinten sowie schicken neuen LED-Scheinwerfern sowie neuen Rückleuchten ausgestattet werden.

Im Interieur fällt die GT-Line-Abstufung schon eher ins Gewicht. Das unten abgeflachte Lenkrad mit GT-Logo und perforiertem Leder fasst sich deutlich besser an als das weniger sportliche Volant, der Dachhimmel ist ziemlich schick in schwarz ausgeführt, die Pedalerie ist mit Edelstahl besetzt und spätestens beim Platz nehmen in der ersten Reihe sollten die schon ab der ersten Sekunde viel besser um den Körper fassenden Sportsitze mit höheren Seitenwangen auffallen. Einengend ist das Gestühl übrigens nicht, sondern einfach nur besser und für uns eigentlich DER Hauptgrund, über die GT-Line nachzudenken.

Beim Druck auf den Startknopf fällt dann noch eine weitere Neuerung ins Auge - zumindest dann, wenn man das volldigitale 12,3-Zoll-Kombiinstrument in Full-HD-Auflösung geordert hat. Die Darstellung ist schöner geworden. Und sie ändert sich, wenn man vom "Normal"- in den "Sport"-Modus wechselt. Außerdem jetzt mit an Bord: ein aktiver Totwinkelassistent, ein verbesserter Autobahnassistent mit Spurfolgefunktion, ein Driver Attention Warner, der jetzt auch darauf aufmerksam macht, dass der vorausfahrende Verkehrsteilnehmer weiterfährt, neue Live Services und Over-the-Air-Updates sind nun ebenfalls möglich.

Und wie fährt sich das Facelift jetzt? Sportlich?

Weil die GT-Line in gewisser Weise den Sportsgeist in uns geweckt hat, starten wir unsere Testfahrt mit dem stärksten XCeed. In ihm liefert ein 1,6-Liter-Vierzylinder-Benziner mit Turboaufladung bis zu 204 PS und 265 Nm Drehmoment. In 7,5 Sekunden geht's auf Tempo 100, Schluss ist erst bei 220 km/h. Für ein rund 1,4 bis 1,5 Tonnen schweres Crossover gar nicht mal schlecht.

Der Motor hängt ziemlich gut am Gas, das 7-Gang-DCT ist unglaublich schnell. Allerdings wird die Gangbox manchmal etwas zu nervös und verhaspelt sich wenn nach Vollgas ein abrupte Gaswegnahme folgt und man sich anschließend doch wieder für mehr Power entscheidet.

Um diesen Uneinigkeiten entgegenzuwirken und sollte es wirklich einmal auf punktgenaue Gangwechsel ankommen, lässt sich das Getriebe in der entsprechenden Gasse ja aber auch manuell bedienen. Schaltwippen gibt es allerdings keine. Auch nicht optional. Für ein GT-Line-Modell wäre dies eigentlich angemessen gewesen.

Anstatt im Handbetrieb die Gänge zu verändern, schalten wir aber noch schnell in den "Sport"-Modus. Dadurch verändern sich die Gaskennlinie und die Schaltlogik des Getriebes was den Antriebsstrang aber nur noch ein Quäntchen aufgeregter macht. An der spürbar auf Komfort ausgelegten Lenkung ändert sich hingegen nichts und auch von adaptiven Dämpfern kann man im XCeed (aber auch in allen anderen Ceed-Modellen) nur träumen. Straffer und zielgenauer als ein Nicht-GT-Line-Fahrzeug ist dieser XCeed auch mit 204-PS-Benziner also nicht. Aber das ist okay.

Dafür lassen sich aber durchaus sportliche Verbräuche erfahren. Rund 9 l/100km waren es bei unserer Runde südlich von Frankfurt in den Taunus und zurück. Zugegeben: Wir wollten natürlich wissen, ob 220 km/h wirklich drin sind. Sind sie. Wenn man dieses Feature nicht unbedingt braucht und lieber im Verkehr mit schwimmt, lässt sich die Gier nach Benzin wohl sicher auch noch etwas drosseln.

Geht auch weniger?

Oder man schwenkt gleich auf den vernünftigeren Benziner mit 1,5 Liter Hubraum, 160 PS und nur 12 Newtonmeter weniger maximalem Drehmoment (es sind 253 Nm) um. Der beschleunigt mit dem gleichen 7-Gang-DCT und Frontantrieb nur 1,7 Sekunden langsamer auf 100 km/h, erreicht immer noch eine Endgeschwindigkeit vom 208 km/h und verbrauchte beim gleichen Fahrprofil und der gleichen Teststrecke gleich 1,5 l/100 km weniger als das Topmodell.

Außerdem wirkt das Getriebe einen Tick besser auf den Motor abgestimmt. Abstriche müssen nur bei wirklich hohem Tempo gemacht werden, wo der Mangel an 44 PS schon auffällt. Allerdings wohl nur im direkten Vergleich. In der Praxis und im Dauerbetrieb wird man den Unterschied nicht merken. Versprochen.

Es geht aber noch sparsamer. Zumindest auf dem Papier. Der Plug-in-Hybrid kombiniert einen 1,6-Liter-Benzinmotor mit  einem 44,5-kW-Elektromotor, einem 6-Gang-DCT und einem 8,9-kWh-Lithium-Ionen-Batteriepaket. Der XCeed PHEV hat eine Leistung von 141 PS und 265 Nm und kann in der Stadt bis zu 60 Kilometer weit mit Strom fahren. Aber um es kurz zu machen: Spaß macht dieser Antrieb nicht. Hier steht das Sparpotenzial im Vordergrund und weil das auch Kia weiß, wird es den Teilzeitstromer-XCeed auch nicht in der GT-Line geben. Konsequent.

Kia XCeed (2022) mit 1.6 Plug-in-Hybrid und 6-Gang-DCT im Test

Und dann wären da noch motorische Sonderlinge, die der Hersteller zwar im Programm hat, sich aber keine großen Verkaufschancen ausrechnet. Auch in der GT-Line sind diese Modelle nicht erhältlich. Es handelt sich um den Einstiegsbenziner mit 1,0 Liter Hubraum, drei Zylindern und 120 PS sowie 172 Nm Drehmoment und den einzigen Mild-Hybrid-Motor unter der XCeed-Haube - einen Diesel. Bei dem Selbstzünder stehen 136 PS und 280 Nm im Datenblatt und er wird mit einem 6-Gang-Schaltgetriebe gekoppelt. Das optionale 7-Gang-DCT erhöht das Drehmoment auf 320 Nm.

Und wie viel Geld muss ich überweisen?

Bestellt werden kann ab sofort. Die Preise beginnen bei 23.990 Euro für den XCeed 1.0 T-GDI Edition 7. Mit an Bord sind dann unter anderem LED-Scheinwerfer mit integrierten LED-Nebelscheinwerfern, 16-Zoll-Leichtmetallfelgen, Klimaanlage, Frontkollisionswarner mit Fußgängererkennung, aktiven Spurhalteassistenten, Müdigkeitswarner und Fernlichtassistent. Das PHEV-Modell startet bei 36.890 Euro und die neue GT-Line ist ab 35.190 Euro erhältlich.

Fazit: 7/10

Das Facelift hat dem Kia XCeed gut getan. Allerdings fällt es doch sehr dezent aus und wir hätten uns an der einen oder anderen Stelle etwas mehr erhofft. Da kann auch die neue GT-Line nicht wirklich darüber hinwegtäuschen. Ein gutes und komfortables Auto mit einem tollen Preis-Leistungs-Verhältnis ist dieser Crossover aber weiterhin.

Wenn Sie also noch einen Verbrenner im C-Segment suchen, sollten Sie den XCeed auf dem Schirm haben. Wir raten dann zu dem 160 PS starken Benziner. Wenn es allerdings ein PHEV sein muss, würden wir uns eher an den neuen und etwas größeren Niro halten.

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