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Fiat 500C Elektro (2022) im Test: Einzig und artig

Der kleine Retro-Stromer ist bislang das einzige Elektro-Cabrio auf dem Markt

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Gute Nachrichten: Der Sommer ist endlich da. Und nicht nur bei mir kommt da die Lust auf ein Cabrio. Aber selbst im Verbrenner-Bereich wird dieses Segment immer kleiner. Und bei Elektroautos ist es praktisch nicht vorhanden. Eigentlich seltsam, denn ohne Abgase offen stromern wäre ideal und die Reichweite bei solchen Spritztouren eher zweitrangig.

Doch VW hat seine Idee für einen offenen ID.3 auf Eis gelegt, Mini macht bislang keine Anstalten, den Cooper SE auch als Cabrio zu bringen. MG und Tesla arbeiten an Roadstern, doch das wird noch dauern. Ergo bleibt Freunden der Sonne aktuell nur der Fiat 500C Elektro.

Fiat 500 Elektro Cabrio (2022) Eigene Bilder

Ein halbes Cabrio

Gewiss, ein echtes Cabrio ist das nicht, eher ein sehr großes Faltdach. Und trotzdem sorgt schon der knuffige Anblick des 3,63 Meter kurzen Fiat für gute Laune. Wie generell beim 500 Elektro ist das Design eindeutig nostalgisch angehaucht, setzt aber auch auf moderne Elemente. Etwa bei den LED-Leuchten oder im Cockpit mit 7-Zoll-Instrumentendisplay und 10,25-Zoll-Touchscreen. 

Hier ist die Menüführung bisweilen verschachtelt und uneindeutig, ansonsten gefällt der Arbeitsplatz mit klaren Anzeigen und einfacher Bedienung. Wie im Cinquecento üblich, sitzen speziell größere Menschen etwas zu hoch. Aber trotzdem viel bequemer als im Verbrenner-500, wo man sich stets auf einem Hocker wähnt. Durch den Entfall eines Mitteltunnels ist der Elektro-500 zudem geräumiger.

Die Plätze im Fond sind eher als Notsitze zu betrachten, denn nur Kinder werden hier bei einer längeren Strecke nicht maulen. Oder man nutzt die Bank als zusätzlichen Stauraum. Der über eine kleine Klappe zugängliche Kofferraum fällt mit 185 Liter bis 550 Liter arg klein aus. Reisegepäck will also wohlüberlegt sein, aber Fans von Cabrio oder Roadster sollten das Problem kennen.

Flott unter frischer Luft

Jetzt los! Beim Anfahren ertönt ein speziell für den 500 Elektro komponierter Klang, danach von meinem USB-Stick "Dolce Vita" von Ryan Paris. Das süße Leben mit 80er-Jahre-Italodisco, was will man mehr? Ich fahre das Verdeck zurück, zunächst so, dass die Heckscheibe stehenbleibt. Doch das ist keine gute Idee, denn schon ab Tempo 50 wummert der Luftstrom extrem. 

Lieber ganz oder gar nicht: Ist das Verdeck vollkommen geöffnet, erinnert der hochaufragende Stoffhaufen am Heck an das selige Käfer Cabrio. Aber der Fiat hat deutlich mehr Leistung, nämlich 87 kW gleich 118 PS. Gerade einmal 3,1 Sekunden benötigt der 500C auf Tempo 50, eine wahre Freude in der Stadt. Und nach neun Sekunden ist Tempo 100 erreicht. 

Dank der feststehenden Türrahmen lässt es sich angenehm zugfrei fahren, das hinten aufgetürmte Verdeck dient als zusätzlicher Windabweiser. Bis Tempo 120 ist das Fahren unter blauem Himmel aus meiner Sicht sehr gut genießbar. Ach ja: Voll waschstraßentauglich ist der Fiat im geschlossenen Zustand natürlich auch.

Fixer Lader

Pluspunkte gibt es für die Schnellladefähigkeit des Fiat 500 Elektro: Rund 85 kW sind in der Spitze möglich. Um rund 40 Prozent zusätzlich hineinzupumpen, benötigte ich per CCS ziemlich genau 15 Minuten. Auch die Reichweite geht für solch ein kleines Auto in Ordnung: Fiat gibt bis zu 300 km nach WLTP an, in unserem Fall war das Maximum im Sherpa-Modus 287 km. Hier werden alle Verbraucher gedrosselt, dieser Modus dient nur dazu, in jedem Fall eine Lademöglichkeit zu erreichen.

251 km standen im Normal-Modus zu Buche, 260 im Range-Modus. Hier rekuperiert der 500 sehr angenehm, ich nutzte primär "Range". Kommen wir zu den Minuspunkten: Der gut 1,4 Tonne schwere Fiat rollt auf grobem Belag recht straff ab. Und irgendwann funktionierten die Türöffner inne mit dem Knopf im Philishave-Design nicht mehr. Zum Glück gibt es eine manuelle Notbetätigung unten in der Tür. Apropos Türen: Sie sind ziemlich groß, was sich in engen Parklücken nachteilig auswirkt. 

Was kostet der Fiat 500C Elektro vor Prämien? Blicken wir in die Preisliste vom Juli 2022: Ziemlich saftige 34.990 Euro. Schade, dass es den kleinen 23,8-kWh-Akku nicht als Cabrio gibt. Dafür bietet die Marke aber mit dem "Red" und dem "by Bocelli" zwei interessante Sondermodelle an. Und der Preis scheint die 500-Fans nicht abzuschrecken: Seit Monaten ist der Cinquecento eines der meistverkauften Elektroautos in Deutschland.

Fazit: Sympathisch, aber teuer

Ob als Cabrio oder geschlossen: Mit dem Elektro-500 hat Fiat ein gelungenes Auto auf die Räder gestellt. Leider ist die offene Variante selbst mit Prämie noch ziemlich teuer. Doch sie kauft man nicht rational, sondern emotional. Schließlich ist dieses Quasi-Cabrio bislang einzigartig.

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