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Dacia Spring (2022) im Test: Das Einfach-Elektroauto

Wie viel Verzicht muss man beim günstigsten Stromer Deutschlands in Kauf nehmen?

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Mittlerweile haben wir uns an Elektroautos gewöhnt, die im Alltag für keine großen Einschränkungen mehr sorgen und selbst auf der Langstrecke keiner umfangreichen Reiseplanung mehr bedürfen. Der Dacia Spring - mit einem Basispreis von 20.490 Euro das derzeit günstigste Elektroauto in Deutschland - ist da etwas anders gestrickt. Ja, der Kampfpreis lockt, aber muss man am Ende vielleicht auf zu viele Annehmlichkeiten verzichten? Test!

Am Anfang war ein Verbrenner ...

Aber wie kam es überhaupt zu diesem Dacia-Modell? Alles begann im Jahr 2015 mit einem City-Crossover namens Renault Kwid, der als günstiges Verbrenner-Fahrzeug für Schwellenländer konzipiert wurde. Dacia schnappte sich dann diese Plattform und packte einen elektrischen Antriebsstrang in diesen nur 3,73 Meter langen, 1,58 Meter breiten und 1,52 Meter hohen Winzling, der jetzt auf unserem Testwagenparkplatz abgestellt wurde und selbst neben einem 2016er Ford Fiesta mit nur drei Türen irgendwie witzig aussieht.

Dabei sind die Abmessungen gar nicht mal soooo winzig. Ein VW e-Up ist mit 3,60 Meter beispielsweise noch einmal ein gutes Stück kürzer. Die ungewöhnlich hohe SUV-Form sowie die geringe Breite sorgen aber irgendwie für diese ulkige Optik. Freundlich sind dazu die farbigen Designakzente, die innen und außen für orangene Farbtupfer sorgen. Gute Laune ist beim Anblick also schon vorprogrammiert.

Gute Ausstattung? Gute Laune!

Gute Laune auch nach dem Einsteigen. Die Sitze und der Raum um sie herum sind zwar nicht sonderlich groß und versprechen keine Langstreckentauglichkeit, aber es gibt vier Plätze, die praktischerweise über vier separate Türen erreichbar sind. Beim Armaturenbrett und der Technikausstattung muss man auch keine Abstriche machen. Es gibt ein digitales Kombiinstrument mit 3,5-Zoll-Bordcomputer, einen 7-Zoll-Touchscreen mit DAB+-Radio, Navigationssystem (nicht schön, aber schneller als das von VW), Apple CarPlay oder Android Auto und eine Klimaanlage.

Sitzheizung wäre an kalten Tagen noch nett. Oder eine Lenkradheizung. Kontaktwärme und so. Aber die elektrische Heizung der Lüftung ist schnell und der kleine Innenraum wird auch so schnell warm. Ohne, dass man große Einbußen in der Reichweite beobachten könnte. Es ist also alles da, um von A nach B zu kommen.

Qualitativ hochwertig wird die Reise zwar nicht ... und fahrdynamisch erst recht nicht, aber dem Dacia Spring jetzt Mangelerscheinungen vorzuwerfen, wäre bei dem Testwagenpreis von 22.390 Euro (ohne irgendwelche Förderungen abgezogen zu haben) einfach nicht fair.

Ein echter Schlüssel. Echt ...

Jetzt ist es aber Zeit, Sie auf unsere Testrunden im Alltagsbetrieb mitzunehmen. Und auch hier diktiert der Preis die Bedienung. Zuerst müssen Sie also den Zündschlüssel (ja, einen echten Schlüssel) ins Schloss stecken und wie beim Start eines Verbrenners solange in der Start-Position halten, bis ein grünes "OK" im Kombiinstrument aufleuchtet.

Immer mit dem Fuß auf der Bremse, versteht sich. Jetzt kann der Regler für den Fahrmodus von "N" auf "R" oder "D" gedreht werden. Eine "P"-Stellung gibt es nicht. Dann also noch die manuelle Handbremse lösen und es kann losgehen.

33 kW und 125 Nm Drehmoment stehen zur Verfügung. Im Eco-Modus wird die Leistung sogar noch weiter begrenzt. Auf halsbrecherische 23 kW. Interessanterweise reicht aber selbst der Eco-Modus aus, um bis auf Landstraßentempo im Verkehr mitzuschwimmen.

Sobald aber eine Steigung bevorsteht, erinnert die Leistungsentfaltung eher an irgendein 1980er-Jahre-Modell mit Saugdiesel als an ein brandneues Elektroauto. Und ein Blick auf die nackten Zahlen bestätigt diesen Eindruck. 0 auf 100 km/h dauert fast 20 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei gerade einmal 125 km/h. Und das reicht, denn schneller würde sich seeeehr angsteinflößend anfühlen.

Keine Performance, keine Langeweile

Langweilig wird es im Spring trotzdem nicht. Obwohl man kein Performance-EV unter dem Hintern hat. Bis Tempo 50 könnte man sogar fast von Fahrspaß sprechen. Die rund eine Tonne Leergewicht haben hier einen großen Anteil daran, denn flink ist der Elektro-Dacia allemal.

Spannend auch: die Reichweite. 230 km gibt der Hersteller laut WLTP-Zyklus an. Die mögen in der Stadt bei 20 Grad Celsius erreichbar sein. Genau wie der angegebene Verbrauch von 13,9 kWh/100km. Ohne Gepäck und ohne Passagiere. Wir sind aber jetzt bei Temperaturen um den Gefrierpunkt unterwegs. Mit Beifahrer und zwei Rucksäcken im Kofferraum mit dem tiefen Ladeboden.

So wird aus der propagierten Reichweite schnell ein Wert, der sich zwischen 150 und 180 km einpendelt. Aber selbst damit sind wir im Alltag gut unterwegs. Aus den Hintertaunus ins Büro nach Frankfurt und zurück, danach noch einen Abstecher im Baumarkt vorbei und einen abendlichen Ausflug in die nächste Therme? Kein Problem.

Den Familienbesuch ins Ruhrgebiet am Wochenende haben wir dann aber doch lieber dem Familien-Fiesta überlassen. Obwohl wir mit dem optionalen CCS-Anschluss den Dacia halbwegs schnell hätten zwischenladen können. Das Risiko war dann doch zu abenteuerlich.

Laden? Lieber über Nacht ...

Ansonsten laden wir jeden Abend an der heimischen Schuko-Steckdose. Egal wie leer der 27,4 kWh-Akku dann war, maximal 13 Stunden dauerte es (also eine lange Nacht) und wir waren am nächsten Tag wieder einsatzbereit für neue Abenteuer ... des Alltags.

Am Ende stellt sich dann noch die Frage, ob sparsame Sachlichkeit, die durch orangene Akzente und ein witziges Fahrverhalten durchbrochen wird, ausreicht, um irgendwelche Emotionen zu wecken. Ja ... bei streng kalkulierenden Buchhalter:innen vielleicht. Denn ein Anschaffungspreis, kaum Versicherungskosten, keiner KFZ-Steuer und Energiekosten von nicht einmal fünf Euro pro 100 km ist doch irgendwie der Traum für jeden sonst emotionslosen Pfennigfuchser und jede sonst emotionslose Pfennigfuchserin, oder?

Fazit: 7/10 Punkte

Elektromobilität geht auch günstig. Sehr günstig. Mit gewissen Einschränkungen. Aber wenn man halbwegs flexibel im Kopf ist und bei der Tageslaufleistung nur selten über 150 km hinauskommt, ist der Dacia Spring durchaus eine Überlegung wert.

Wenn es allerdings nicht darum geht, jeden Cent mehrmals auszuquetschen, würden wir zumindest etwas in die Emotionen und den Fahrspaß investieren und wenigstens einen Fiat 500 e mit der kleinen 23,8-kWh-Batterie nehmen. Der ist in der Reichweite ähnlich, fährt sich noch etwas komfortabler und sorgt nicht nur beim Blick aufs Konto für ein Lächeln auf den Lippen.

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