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Kia XCeed PHEV 1.6 GDI (2021) mit TAB 320-Caravan im Test

Ist wirklich Platz in der kleinsten Hütte?

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Gefühlt besitzt jeder zweite Deutsche inzwischen ein Wohnmobil. Diesen Eindruck bekommt man zu Ferienzeiten auf der Autobahn. Doch auch der klassische Wohnwagen hat noch seine Freunde. Aber muss es immer ein dicker Caravan hinter einem genauso dickem SUV sein? Kia hat uns zu Testzwecken eine ungewöhnliche Kombination bereitgestellt: den XCeed mit Plug-in-Hybrid plus den T@b 320 (wir schreiben vereinfacht Tab 320) aus dem Hause Tabbert.

Ein relativ kleines Auto und ein kleiner Wohnwagen? Kann das klappen? Wir haben unseren Fahrbericht in zwei Teile aufgeteilt: Zunächst meine Eindrücke mit dem Kia alleine, der dank staatlicher Förderung insbesondere im Leasing günstig. Und danach die Meinung des Kollegen Fabian Grass, der mit Frau und kleinem Kind auf die Reise ging. Denn eins ist auch klar: Nicht jeder ist Fan des Caravanings. 

Kia XCeed PHEV 1.6 GDI (2021) im Test

Was ist das?

Kommen wir also zunächst zum Zugfahrzeug. Über den Kia XCeed als solchen haben wir bereits viel geschrieben, zumeist positiv. Eine gefällige Optik plus ordentliches Platzangebot innen und ein angenehm übersichtliches Cockpit. Wichtig für die Urlaubsreise: 291 bis 1.243 Liter Gepäck passen in den Kofferraum der Version mit Plug-in-Hybrid, weniger als beim klassischen Verbrenner.

Die Technik unter dem Blech teilt sich der XCeed PHEV mit dem entsprechendem Ceed Kombi, den wir bereits im Dauertest hatten: einen 1,6-Liter-Saugbenziner mit 105 PS Leistung mit einem knapp 60 PS starkem Elektromotor. 8,9 kWh Strom passen in die 117 Kilogramm schwere Batterie, was für gut 50 Kilometer rein elektrischen Betrieb reichen soll. Geladen werden kann nur mit 3,3 kW Leistung, womit die ganze Chose satte 165 Minuten dauert. 

Wie fährt er sich?

Hier zeigt sich ein erster Knackpunkt, denn am Campingplatz wäre dann natürlich eine Möglichkeit zum Aufladen toll, zumal sich der Akku je nach Fahrweise in Windeseile leert. Doch nur mit voller Batterie fährt sich der Kia richtig geschmeidig. Steht sie bei 10 Prozent tritt trotz 141 PS und 265 Newtonmeter Systemleistung der Ottomotor deutlich in den Vordergrund. 

Und besagter Sauger erweist nicht gerade als Kraftbolzen. Obwohl ein Doppelkupplungsgetriebe die Schaltarbeit übernimmt, kommt es einem oft vor, als führe man ein Auto mit CVT. Bedeutet: Bei vollem Druck aufs Gaspedal wird es laut und zäh. Kein Wunder, wiegt der XCeed PHEV doch knapp 1,6 Tonnen. 11,0 Sekunden von null auf 100 km/h sind denn auch keine Meisterleistung.

Was kann der Wohnwagen?

Jetzt aber den Wohnwagen angekoppelt. Das geht angesichts des Formats des Tab 320 recht einfach, das kleine Ei lässt sich einfach ohne Auto rangieren. 1.300 Kilogramm beträgt die gebremste Anhängelast beim XCeed PHEV, ungebremst sind es 600. Selbst dieser Wert würde fast noch reichen, da der Tab 320 nur gut 620 Kilogramm wiegt. 

Seine weiteren Eckdaten: 5,17 Meter lang, 2,01 Meter breit, zwei Schlafplätze (plus ein Kind geht auch noch), Listenpreis ab 11.470 Euro. Man kann im Bereich der kleinen Küche gut stehen, dort gibt es Unterschränke, ansonsten diverse Oberschränke. Die Sitzgruppe verwandelt sich in ein Bett im Format 200 mal 175 Zentimeter. Mein Eindruck nach kurzer Besichtigung: Klein, aber nicht ungemütlich. Eine Nasszelle mit WC gibt es aber erst im größeren 400er-Modell.

Was hat Kollege Grass, der alte Caravaning-Freund, mir an Eindrücken ins Notizbuch diktiert? Bitte sehr: Zunächst seine Punkte zum Kia XCeed PHEV ...

  • Motor und Automatik mit dem typischen Problem, bei höherer Geschwindigkeit zwischen den Gängen beliebig hin- und herzuschalten (bei Tempomat und Abstandshalter)
  • Ohne vollen Akku ist der XCeed PHEV schon ganz schön zäh beim Losfahren, mit vollem Akku auch geeignet, um mal auf der Landstraße zu überholen
  • Die Lenkung ist Kia-typisch direkt mit leichtem Spiel, aber top
  • Die Spracherkennung ist super schnell und erkennt jedes Wort - selten so einen guten Assistenten gehabt
  • Kofferraum kleiner als beim Kombi, aber in Ordnung
  • Materialanmutung wie immer bei Kia gut - O-Ton des Kollegen: Kia ist quasi das koreanische VW und steht VW auch in der Qualität in nichts nach. Ich möchte ergänzen: Er ist noch nie VW ID.3 gefahren ...

Kia XCeed PHEV plus Tab320

  • Ankoppeln vom Wohnwagen ist kein Problem, wenn man mal weiß, wie das funktioniert. Anfangs noch gut 10 Minuten benötigt - am Ende waren es nur noch maximal 1-2 Minuten
  • Der Anzug ist beim XCeed mit dem Tab 320 am Haken quasi nicht mehr vorhanden, da würde man sich schon ein ordentliches Plus an Drehmoment wie bei einem Diesel wünschen
  • Das Hin- und Herschalten von Gängen des DKG ist auf der Autobahn teils noch extremer: bei Tempo 100 auf der Autobahn bergab/eben schaltet die Automatik auf einmal in den dritten Gang runter
  • Keine Möglichkeit, den Verkehr hinter dem Wohnwagen zu sehen - da wäre eine Kamera-Funktion oder so ganz nett
  • Auch trotz der geringen Breite von 2,01 Meter vom Tab 320 in den Seitenspiegeln nur geringe Sicht
  • Verbrauch des Gespanns: 9,1 Liter im Schnitt auf 100 km

Tab 320

  • Ein Hingucker auf dem Campingplatz, da kaum jemand ein so niedlichen Wohnwagen kannte
  • Praktisch ist der Alu-Koffer auf dem Heck für weiteres Equipment (wir hatten hier unsere drei Camping-Stühle untergebracht)
  • Niemals vergessen die Stützfüße beim Wohnwagen, sobald er vom Fahrzeug abgekoppelt ist, mit der beiliegenden Kurbel auszufahren (Kippgefahr)
  • Vorne am Bug im Gaskasten ausreichend Platz für zwei 5 kg fassende Gasflaschen
  • Kleine Klappe auf Türseite mit zusätzlichem Stauraum, der vom Inneren des Wohnwagens auch erreichbar ist (unter den Sitzkästen)
  • 2-Flammen-Piezo-Kocher und Einbauspüle mit 20 Liter großem Frischwasser-Kanister unter der Küche, reicht zum Abspülen - Brauchwasser läuft einfach unter dem Wohnwagen ab (kein Brauchwassertank integriert, also einen Eimer oder so unterstellen)
  • Zwei vollwertige 230-V-Steckdosen (nur bei Netzanschluss verwendbar)
  • Dometic Absorber-Kühlschrank mit knapp 80 Liter Fassungsvermögen - verwendbar entweder mit 12V-Batterie, über 230V-Netzanschluss oder über Flüssiggas. Allerdings wird der Kühlschrank weder bei Flüssiggasbetrieb noch 230V-Betrieb nur annähernd so kühl wie man es von einem normalen Kühlschrank daheim gewohnt ist 
  • Der Hubtisch lässt sich mit zwei Handgriffen nach unten klappen für das Nachtlayout - außerdem lässt er sich durch Öffnungen in den Sitzkästen zur Seite schieben, so dass man leichter aufstehen kann

  • Das Bett lässt sich ohne große Mühe von der Sitzgruppe zur Schlafstätte umbauen - einfach den Tisch mit Hubfunktion nach unten stellen, seitliche Sitzpolster in die Mitte legen, die Sitzrückenlehnen in den Freiraum legen und am Heck die Holzablage hochheben und die hintere Sitzlehne nach unten klappen lassen. Schon hat man eine Liegefläche von ca. 1,80 auf 2 Meter.
  • Kleiner Nachteil: Die Sitzpolster und die Rückenpolster sind von der Höhe her etwas unterschiedlich (man erkennt man auf dem Foto recht gut, dass die gelben Kissen rund zwei Zentimeter dicker sind) - weswegen mir jeden Morgen der Rücken wehgetan hat, da man hier etwas verkrümmt liegt
  • Großer Kleiderschrank links von der Küche, darunter ebenfalls ein großes Staufach. Ansonsten über der Spüle zwei kleine Staufächer, ein leider L-Förmiges Besteckfach (finde da mal eine Besteckeinsetzkasten) und noch ein Clou: unter dem Kühlschrank ein kleines Mini-Fach für Schuhe
  • Weitere Staufächer auf jeder Seite plus praktische Gummibänder zum Verstauen von Jacken oder Zeitschriften und über dem Bett zwei kleine Zeitschriften-Halter aus Filz. Hier befindet sich übrigens auch auf jeder Seite ein kleines Nachtlicht
  • Praktisch die kleinen schwarzen Ablagen auf dem Tisch welche durch Magnet die speziellen Kristallgläser halten
  • Auch schön: überall Fliegengitter und Verdunklungsrollos an jedem Fenster

Fazit: 

Ein Fazit nach normalen Maßstäben ist bei diesem ungewöhnlichen Test-Doppel natürlich nicht möglich. Knapp 36.000 Euro vor Prämien für den XCeed PHEV als Basispreis finden wir ziemlich happig. Gerade wer etwas an das Kompakt-SUV hängen möchte, sollte besser den 136-PS-Diesel mit serienmäßigem DKG nehmen.

Der Tab 320 hingegen ist eine günstige Option für Individualurlaub in Zeiten von Corona. Er nimmt daheim nicht viel Platz weg und benötigt wegen seines geringes Gewichts kein dickes Zugfahrzeug. Zudem kann es abgekoppelt werden, um damit sein Urlaubsziel zu erkunden. Man sollte nur überlegen, wie wichtig einem Klo und Nasszelle im Wohnwagen sind. 

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