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Kia e-Niro (2021) im Dauertest: Teil 2

Der Alltag in der Stadt mit dem Elektroauto ...

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Nachdem wir im ersten Teil unserer Dauertests mit dem Kia e-Niro bereits ausprobiert haben, ob wir auf langen Urlaubsfahrten - in unserem Fall ging es aus dem Rhein-Main-Gebiet knapp 700 km an die Mecklenburgische Kleinseenplatte - mit gewissen Einschränkungen rechnen müssen, muss sich das kompakte Elektro-SUV der südkoreanischen Marke nun im Alltagstest beweisen. Ob Großstadtleben und E-Mobilität zusammenpassen? Willkommen zum Dauertest, Teil 2!

Während es bei langen Reisen ja eher darauf ankommt, wie hoch die Ladeleistung an DC-Schnellladern ist (der e-Niro schafft hier für kurze Zeit knapp 75 kWh), entscheidet im Alltag eher die Ladeinfrastruktur an sich, das Nutzungsprofil sowie je nach Umständen auch die Reichweite, ob ein E-Auto jetzt Sinn macht oder nicht.

Unsere Rahmenbedingungen sind, dass wir sowohl im Büro als auch am Wohnort keine Möglichkeit haben, die 64-kWh-Lithium-Ionen-Polymer-Akkus aufzuladen. Das klingt nach denkbar schlechten Voraussetzungen, aber ob Sie es glauben oder nicht, man kann sich auch mit diesem nicht gerade guten Setup im Alltagsbetrieb arrangieren.

Bis zu 500 km Reichweite

Mit einer WLTP-Reichweite von 455 km bietet der Kia e-Niro einen Radius, der gerade im Alltag dafür sorgt, dass wir selbst bei intensiverem Autogebrauch maximal ein Mal in der Woche nachladen müssten. Tatsächlich hat sich in der Praxis jedoch gezeigt, dass wir mit Einkaufsfahrten, Besuchen bei Freunden und dem einen oder anderen Auswärtstermin (die täglichen Pendelstrecken entfallen durch Homeoffice weitestgehend) sogar fast 14 Tage ohne Ladestopp auskommen können.

Und wenn wir dann doch einmal laden müssen, nutzen wir eben die öffentliche Infrastruktur in der Stadt, an Supermärkten, auf dem Weg zu einem Termin für ein paar Minuten am Autobahn-Schnelllader oder - wenn es sich ergibt - auf Besuch bei Freunden und Verwandten mit außenliegender Haushaltssteckdose. So kommt man eigentlich ganz gut zurecht mit dem e-Niro.

Ein weiterer positiver Nebeneffekt des Alltagseinsatzes im Stadt- und Überlandverkehr ist, dass der e-Niro unglaublich sparsam wird. Meist fahren wir in der dritten Rekuperationsstufe und ausschließlich mit dem Strom-Pedal. Die Bremse hat Pause. So lassen sich gerne auch einmal Verbräuche im 10-kWh-Bereich pro 100 km erreichen und die Reichweite steigt nach einer 100-Prozent-Ladung über Nacht teilweise auf über 500 km. Das ist wirklich beeindruckend.

Der Spaß kommt nicht zu kurz

150 kW (das sind 204 PS für unsere Freund:innen der Pferdestärken) und 395 Nm Drehmoment sorgen im Alltag außerdem für ziemlich viel Spaß. Gerade wenn man im Stadtverkehr noch schnell eine Lücke im fließenden Verkehr erwischen möchte oder der Traktor auf der Landstraße nervt, reicht ein kurzer Druck auf das entsprechende Pedal und unmittelbarer als es jeder Verbrenner könnte, ist man auf der passenden Geschwindigkeit.

Und beim Ampelstart kann man auch Eindruck hinterlassen. So schnell auf 50 km/h sind nur andere E-Autos. Auf einer grünen Welle schwimmen wird bei solchen Beschleunigungsorgien dann aber schwierig.

Wenn es Ihnen allerdings doch einmal zu stressig werden sollte und Sie Abstand vom Alltag brauchen, macht es Ihnen der e-Niro ziemlich komfortabel (nur die etwas zu hohe Sitzposition ist uns tatsächlich negativ aufgefallen). Wenn es zu warm ist läuft die Sitzkühlung, wenn es zu kalt ist, sorgen Sitz- und Lenkradheizung für wohlige Kontaktwärme.

Sogar die Mitfahrenden im Fond können sich über heiße Sitzflächen freuen. Dann nur noch die bei Kia üblichen Naturgeräusche (wir empfehlen das Thema "Wald") über die gute JBL-Anlage laufen lassen und der gut gedämmte Innenraum sowie die fehlenden Motorgeräusche lassen Sie Wellness auf Rädern zelebrieren.

Komplett leise ist der e-Niro allerdings nicht mehr. Zumindest teilweise. Ein E-Geräusch ist zwar erst ab 1. Juli 2021 für neue E- und PHEV-Fahrzeuge bis 20 km/h Pflicht, der Kia sondert seine Raumschiff-Geräusche (so die Ausdrucksweise eines Freundes) aus Gründen des Passanten-Schutzes aber schon etwas länger ab.

Und der Sound verschwindet auch erst vollkommen, wenn Sie über 25 km/h fahren. Stört das? Nö! Es ist eher von Vorteil, da sich sowohl Menschen zu Fuß als auch Menschen auf dem Rad nicht erschrecken müssen.

Sicherheit für Passagiere und Passanten

Wenn man dann vom rollenden in den ruhenden Verkehr übergehen möchte, hat der e-Niro beim Rückwärtsfahren noch einen weiteren Sound auf Lager, der ähnlich einer zurücksetzenden Dampfwalze ist. Zu Recht, wenn wir das Leergewicht von knapp 1,9 Tonnen betrachten (tatsächlich wirkt das Modell aber leichtfüßiger).

In jedem Fall aber zu Unrecht im Hinblick auf die äußeren Abmessungen. Mit einer Länge von rund 4,30 Meter, der guten Rundumsicht und der zwar etwas krisseligen aber dennoch funktionalen Rückfahrkamera, lassen sich nämlich auch kleine Parklücken in umkämpften Wohngebieten nutzen.

Was sollen wir sagen? Der durchweg positive Eindruck zum Kia e-Niro hat sich auch im zweiten Testmonat fortgesetzt. Es ist schwierig, das kompakte Strom-SUV nicht zu mögen und Schwachpunkte zu finden. Egal ob es sich nun um modellspezifische Negativ-Kritik oder um die allgemeine Tauglichkeit von E-Mobilität handelt.

Noch haben wir einen Monat Zeit, den e-Niro zu testen. Und vielleicht schaffen wir es ja noch, den einen oder anderen Makel aufzudecken, wenn wir unser dreimonatiges Fazit im dritten Teil unseres Dauertests ziehen. Demnächst online hier auf de.Motor1.com. 

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