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Dacia Sandero Stepway TCe 90 (2021) im Alltagstest

Kann der Kleinwagen mit CVT-Automatik nur günstig?

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Denken Autokonzerne wirklich noch an den kleinen Mann? Ein Zufall kann es nicht sein, dass Autos in Deutschland mittlerweile durchschnittlich 10 Jahre alt sind. Viele können sich schlicht keinen Neuwagen mehr leisten, andere möchten kein Smartphone auf Rädern mit mehr Bildschirmen und Rechenleistung als die Mondfähre von 1969.

Ich kann beide Fraktionen gut verstehen. Immer öfter habe ich das Gefühl, dass sich Ingenieure und Designer auf Kosten der Kunden abfeiern. Autos werden immer teurer? Egal, das Marketing wird es richten, ansonsten vom Staat und/oder Hersteller subventioniertes Leasing. Umso sympathischer erscheint da eine Marke wie Dacia. Preisgünstige Autos ohne Nonsens, wenngleich optisch eher mittelmäßig.

Bis jetzt, denn die dritte Generation des Dacia Sandero ist in meinen Augen richtig schick geworden. Und so war ich echt gespannt auf den Testwagen, der zu uns kam: Der neue Sandero Stepway, also die Version mit etwas SUV-Optik und mehr Bodenfreiheit. Antriebsseitig mit 91-PS-Turbobenziner und CVT-Automatik.

Was ist das?

Sehen wir uns den Dacia Sandero Stepway des Jahrgangs 2021 genauer an: Ziemlich genau 4,10 Meter ist er lang, aber vor allem steht er mit 1,85 Meter jetzt deutlich breiter auf dem Asphalt. Unterstützt wird dieser Fakt durch die gelungene Gestaltung der Frontpartie.

Jeder Sandero (auch der für 8.690 Euro!) hat LED-Abblendlicht mit Lichtautomatik, fürs Fernlicht bleibt Halogen zuständig. Trotzdem guckt der Dacia nicht wie ein Mix aus Picasso-Gemälde und Raubtier aus der Wäsche. 

Endlich hat der Sandero auch praktische Bügeltürgriffe, unpraktisch bleibt die Aussparung unter der Heckklappe, um diese zu öffnen. 328 bis 1.108 Liter Gepäck passen in den Kofferraum. Vom Sparzwang kündet aber die unverkleidete Ladekante, die schnell zerkratzt. Tipp: Bestellen sie den "modularen Kofferraumschutz" für 139 Euro aus dem Werkszubehör. Und wenn Sie schon dabei sind, auch als Option den doppelten Kofferraumboden für 100 Euro extra. 

Die Stepway bietet vier Zentimeter mehr Bodenfreiheit, dazu mehr unlackiertes Plastik ums Auto herum und die Dachreling. Freunde froher Farben können nur hier das 600 Euro teure "Taklamakan-Orange" ordern. Um es vorwegzunehmen: Ausstattungsbereinigt liegen die Normalversion und der Stepway fast gleichauf. Ich würde zum Stepway greifen, denn mehr Karosserieschutz und mehr Bodenfreiheit schaden nie. Aber entscheiden Sie selbst ...

Der Innenraum reißt mich glatt vom Hocker: Nicht, weil der Stepway aberwitzig geräumig ist (dieser Punkt wäre in der Schule eine glatte 2), sondern aufgrund der tollen Gestaltung. Gut, das viele Hartplastik verrät den Dacia. Aber die Marke hat es geschafft, aus wenig viel zu machen. Das Cockpit ist wirklich schick gestaltet. 

In unserer Topversion "Comfort" gibt es Zierrahmen in den Lüftungsdüsen, Chrom an den Drehrädern der Klimaautomatik und einen hübschen Stoff entlang des Armaturenbretts und entlang der Türgriffe. Wie mein Kollege Daniel Hohmeyer in seinem Video (siehe oben) zu Recht moniert, stört das Material aber etwas auf längeren Fahrten am Ellenbogen, der auf der Türauflage liegt. Pluspunkt bei dieser: Dort sind die Tasten für die Außenspiegel und Fensterheber jetzt vorzüglich angeordnet. 

Apropos vorzüglich: Auch der 8-Zoll-Touchscreen überzeugt mit einfacher Bedienung, beim Stepway Comfort ist das Navi schon inklusive. Aber auch ohne diese Funktion wäre eine Navigation per Smartphone möglich. Es findet direkt daneben auf einer integrierten Halterung Platz.

Dahinter hat Dacia den USB-Slot zur Datenübertragung montiert, man braucht also kein langes Kabel. Aktivierung von Apple CarPlay oder Android Auto, fertig ist die Laube. Wer sein Handy nur aufladen will, findet dafür eine dafür vorgesehene USB-Buchse an er großen Ablage in der Mittelkonsole.

"Simply Clever" kann also nicht nur Skoda, sondern auch Dacia, wenngleich im bescheideneren Ausmaß. Erfreulich für mich (und viele überforderte Autobesitzer): Physische Tasten statt sinnbefreites Touch-Gedöns, klar ablesbare analoge Instrumente, eine simple Bedienung auch mit dem Renault-typischen Laut-Leise-Satelliten hinter dem Lenkrad. Letzteres ist in den Topversionen des Sandero und Stepway auch in der Tiefe verstellbar. 

Dieser Wagen ist in seiner Simplizität herrlich, aber nicht unmodern: Die technische Plattform teilt sich der Sandero mit dem aktuellen Renault Clio. Aber es gibt keine monströsen Alufelgen, maximal 16 Zoll mit viel Gummi. Und keine drölfzig Assistenzsysteme. Je nach Ausstattung Lichtsensor, Regensensor, Parkpiepser vorne/hinten mit Kamera, schlüsselloser Zugang und Totwinkelwarner (zwischen 30 und 140 km/h). Braucht man mehr? Na gut, als Premiere ist erstmals auch ein Schiebedach im Programm.

Wie fährt er sich?

Eine weitere Premiere ist das CVT-Automatikgetriebe für den Turbobenziner mit 91 PS. Wer das nicht möchte, spart 1.200 Euro. Es bremst nämlich den nur mittelprächtig gedämmten Dreizylinder schon ein. Deutlich spürbar ist eine Anfahrschwäche, wenn es mal flott gehen soll. Im Stadtverkehr hingegen lässt es sich mit dem CVT gut gleiten. Der "Gummibandeffekt" ist auch nicht so stark ausgeprägt wie bei manch anderem CVT.

Die Zahlen beweisen, wie das Getriebe an der Spritzigkeit des Sandero TCe 90 knabbert: Nur 142 statt 160 Newtonmeter Drehmoment und 13,4 statt 12,0 Sekunden auf Tempo 100. Zum Trost liegt das maximale Drehmoment bereits ab 1.750 Touren an. Lahm fühlt sich der Sandero mit CVT deshalb nicht an, Tempo 130 sind ein angenehmes Reisetempo. Aber man spürt, dass der Motor mit manueller Schaltung noch mehr könnte. 

Absolute Schaltmuffel und Automatik-Fans können aus meiner Sicht durchaus zum CVT greifen, immerhin gibt es überhaupt eine Automatik. Alle anderen Sandero-Freunde sind mit dem 6-Gang-Schaltgetriebe besser bedient. Blicken wir auf den Verbrauch: Dacia nennt nach dem realistischeren WLTP-Zyklus zwischen 6,0 und 6,3 Liter im Durchschnitt. Das kommt gut hin, wir ermittelten im Schnitt 6,5 Liter auf 100 Kilometer.

Was gibt es noch fahrdynamisch zu vermerken: Auf grobem Asphalt macht sich die einfache Hinterachse rumpelnd bemerkbar, die Lenkung lenkt ohne besonders herausstechende Eigenschaften. Eine Spaßkanone ist der Sandero Stepway nicht, aber das will er auch nicht sein. Er bringt einen gut von A nach B, erfüllt also den essenziellen Zweck eines Automobils. Ob es da einen Benziner mit 120 PS oder mehr braucht? 

Ausstattung und Preis

Kommen wir zur Paradedisziplin des Dacia Sandero: den Preis. Hier hat er etwas zugelegt, aber es ist auch mehr Ausstattung inklusive als beim Vorgänger. Als TCe 90 in Topausstattung "Comfort" beginnt der Stepway bei 13.290 Euro, mit CVT sind es 14.490 Euro. Allzu viele Extras gibt es hier nicht mehr, die Aufpreise sind fair.

Selbst wenn Sie wie einst beim Glücksrad sagen: "Ich nehme die gesamte Palette", endet der Sandero Stepway TCe 90 dort, wo ein entsprechender VW Polo gerade anfängt.  Exakt 17.640 Euro stehen dann auf der Rechnung, als Schalter sogar nur 16.440 Euro. Danke, Dacia!

Weil der Sandero Stepway so unschlagbar günstig eingepreist ist, können sich Skeptiker der Dacia-Langzeitqualität auch noch die Garantieverlängerung gönnen. 845,42 Euro kostet die Erweiterung der regulären 3 Jahre auf 6 Jahre Laufzeit. Sogar "Full-Service" mit Wartungs- und Verschleißreparaturen während dieser Zeit bietet Dacia an.   

Fazit: 8,5/10

Wer sich nicht viel aus Autos macht (und das sind mehr Menschen als gedacht), ist mit dem neuen Dacia Sandero Stepway hervorragend bedient. Der Kleinwagen ist richtig modern und ansehnlich geworden. Das CVT-Getriebe muss nicht unbedingt sein, das gesparte Geld lässt sich gut in andere Extras investieren. Diese sind fair eingepreist und sinnvoll durchdacht. Der wahre Volkswagen kommt aus Rumänien.

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