Der Crossover unter den Crossovern macht in seiner sechsten Auflage vieles besser und fast alles richtig
567 Einheiten hat Subaru im Jahr 2020 vom Outback verkaufen können. In Deutschland. 2021 sollen es 750 Exemplare werden. Das wären zwar trotzdem noch homöopathische Dosen (vor allem wenn man die sechsstelligen Outback-Verkaufszahlen in Nordamerika im Hinterkopf hat), es würde aber dennoch eine Absatzsteigerung von knapp 35 Prozent für den Hersteller bedeuten.
Damit dies gelingt, hat Subaru das als "Der Crossover" betitelte Fahrzeug schon im vergangenen Jahr umfassend überarbeitet und bereits 2019 für Nordamerika vorgestellt. Jetzt kommt er auch nach Deutschland.
Und so viel sei vorab gesagt: Die nunmehr sechste Generation des zu hohen Kombis oder des zu flachen SUVs ist erstaunlich gut geworden und sollte in einigen Punkten nicht unterschätzt werden. Vor allem dann, wenn Sie Subaru bislang nur als raubeinigen Hersteller von funktionalen Jäger-, Wald- und Wiesenfahrzeugen auf dem Schirm hatten. Oder für den WRX ...
Das Hauptentwicklungsziel vom Outback 5.0 zum 6.0 war, in den Bereichen Sicherheit, Komfort, Konnektivität und Fahrspaß besser zu werden. Die Grundwerte der Marke sollen dabei aber erhalten bleiben. Funktionalität mit einer hohen Anhängelast und einem vollwertigen Allradantrieb.
Doch ein bisschen Lifestyle darf es für den Japaner jetzt auch geben. Wie dieser Spagat gelingen kann? Hierfür hievt Subaru das Modell nun endlich auf die seit 2018 verfügbare Plattform namens SGP - die Subaru Global Platform.
Neben einer erhöhten Steifigkeit der Karosserie sorgt die SGP vor allem für neue Outback-Abmessungen. Die sechste Generation ist dadurch also in alle Richtungen gewachsen. Sie ist 4,87 Meter lang (plus 50 mm), 1,88 Meter breit (plus 35 mm) und je nach Ausstattung 1,67 beziehungsweise 1,68 Meter hoch (plus 70 mm).
Und obwohl der Radstand mit 2,75 Meter identisch geblieben ist, fühlt sich der Innenraum deutlich geräumiger und luftiger an. Abzüge gibt es beim Kofferraum. Aber die fehlenden 26 Liter fallen bei immer noch 561 bis 1.822 Liter kaum ins Gewicht und bei umgelegten Sitzen hinterlässt die Länge der Ladefläche immer noch einen positiven Eindruck.
Bevor wir aber im Innenraum Platz nehmen, wollen wir noch einen kurzen Blick auf die äußeren Werte werfen: Hier ging Subaru recht behutsam vor. Neue Generation, gänzliche neue Optik? Nicht beim Outback. Was auffällt sind die etwas verlängerte Motorhaube, der abgewandelte Kühlergrill und vor allem die neuen Scheinwerfer und Heckleuchten. Jetzt mit LED-Technik.
Weiterhin schützt sich der Outback an der unteren Fahrzeughälfte mit ordentlich Hartplastik und auf dem Dach finden Sie den gewaltigen Träger, der alleine beim Anblick schon Lust auf ein Dachzelt, vier Fahrräder, zwei Kanus oder anderes Abenteuer-Zubehör macht.
Einsteigen, abfahren, aber zuvor noch einen Blick ins Cockpit werfen: Hier macht der Outback jetzt einen auf Volvo oder Tesla. Im Mittelpunkt befindet sich ein neuer 11,6-Zoll-Infotainment-Touchscreen, der im Hochformat verbaut wurde. Subaru betont immer wieder, dass sich das System so intuitiv wie ein normales Smartphone bedienen lässt.
Und wir müssen dem Hersteller schlichtweg recht geben. Alles funktioniert einfach, schnell und ohne groß die Rechenleistung im eigenen Oberstübchen zu überfordern. Lediglich die doch sehr bunte Darstellung der Inhalte ist vielleicht Geschmacksache. Aber irgendwo muss ja die Lifestyle-Komponente bedient werden.
Wir sind also nicht traurig, dass der Outback künftig zahlreiche Hardkeys (also analoge Knöpfe und Schalter) in einen Bildschirm zwängt. Negative Kritik bleibt so nur dem Bildschirm zwischen den Rundinstrumenten vorbehalten: Trotz der limitierten Abmessungen des Displays versuchen nämlich vor allem japanische Hersteller immer möglichst viele Infos darin unterzubringen.
Der Ansatz ist zwar nobel, aber sorgt für heilloses Durcheinander. Verbrauch, Assistenzsysteme, Navigationshinweise, Warnmeldungen und so ziemlich jede andere Fahrzeuginformation ist zu finden. Gleichzeitig. Puh.
Mit dem Druck auf den Startknopf kommen wir lieber zu den einfachen Dingen des Subaru - dem Motor. Einem Vierzylinder-Boxermotor ohne Turbolader, aber dafür mit 2,5 Liter Hubraum. Ein echter Klassiker, der toll klingt, im Motorraum einfach fantastisch aussieht (ziemlich nebensächlich, wissen wir) und der zu 90 Prozent überarbeitet wurde.
Da das Aggregat in der Warmlaufphase im Stand aber bei unangenehm hoher Drehzahl arbeitet und man sich dadurch irgendwie dämlich vorkommt, schieben wir den Schaltknüppel des CVT-Getriebes mit seinen acht manuellen Stufen schnell auf "D" und rollen sanft los.
Was folgte, waren sehr komfortable und unaufgeregte 100 Kilometer Testfahrt. Großen Anteil daran hat der Antriebsstrang, der das Generations-Credo "mehr Fahrspaß" nicht ganz erfüllen kann. Während Nordamerika auch einen 2,4-Liter-Boxer mit Turboaufladung und 264 PS sowie 376 Newtonmeter Drehmoment in den Outback ordern kann, geht man in Deutschland aufgrund der Abgasvorschriften leer aus.
So müssen wir uns eben mit 169 PS und 252 Newtonmeter begnügen, können uns aber über einen Ottopartikel-Filter in der Abgasreinigung freuen. Nun ja. Bei einem realistischen Verbrauch von 9,0 bis 9.5 Liter je 100 Kilometer.
Unbedingt elendig träge machen Motor und Getriebe den Outback zwar nicht, aber um Leistung und Drehmoment abzurufen, verlangt das Triebwerk eben Drehzahl, welche das CVT-Getriebe gerne liefert und auch lange auf hohem Niveau hält. Das ist in Zeiten von dreizylindrigen Turbomotoren und zackigen DSG-Getrieben im ersten Moment ziemlich ungewohnt.
Zusammen mit stets ordentlicher Allradtraktion, kann Subaru die 1,65 Tonnen Leergewicht aber ganz gut kaschieren. Eine Fahrspaßgranate wird aus dem Crossover aber nicht. Entspannt zwei Tonnen wegziehen ist hier eben wichtiger.
Was uns abseits des Antriebs noch aufgefallen ist, möchten wir hier in fünf Stichpunkten zusammenfassen:
Preislich liegt der Outback zwischen 40.000 und 45.000 Euro. Ein akzeptabler Preis für viel Auto. Dabei ist die Serienausstattung schon recht umfangreich und das neue Infotainment-System muss beispielsweise nur um ein Navi erweitert werden. Doch auch darauf könnte man verzichten. Die Stichworte hier: Apple CarPlay oder Android Auto.
Bei den Punkten Sicherheit, Komfort und Konnektivität hat Subaru dem Outback einen gewaltigen Schubs in die richtige Richtung gegeben. So sehr, dass Sie bei Interesse an der Optik sowie der Fahrzeugklasse in jedem Fall ein Auge auf den Japaner werfen sollten.
Der einzige Haken ist das Kriterium Fahrspaß. Der Saugmotor ist einfach nicht dafür gemacht und quittiert in Zusammenarbeit mit dem CVT-Getriebe zu viel Enthusiasmus mit einem viel zu hohen Verbrauch. Wenn für Sie komfortables und sicheres Dahincruisen mit hoher Anhängelast aber als Fahrspaß durchgeht, sollten Sie Ihr Waldstück künftig mit dem Outback besuchen.