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Ford Explorer (2020) im Test: Born in the USA

Macht das XXL-SUV mit Plug-in-Hybrid in Europa Sinn?

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Trotz Trump: Wir schätzen an den USA durchaus einiges. Kaugummi, Jeans, Demokratie, Tesla, Apple, Cheeseburger, Hollywood. Auch unsere Motor1-Konzernmutti kommt aus den Staaten. Gleiches gilt für Ford. Und dort hat das Politbüro in Dearborn vor geraumer Zeit beschlossen, das jetzt auch Europa mit dem in Nordamerika sehr populären Ford Explorer beglückt wird.

Ähnlich wie beim Ford Kuga (Escape in den USA) und dem Edge hat man die Idee eines Weltautos im Sinn. Aber trifft der große Explorer unseren Geschmack? Passen 5,06 Meter Auto hierher? Wir hatten jetzt die Gelegenheit, den Ford Explorer Plug-in-Hybrid testen zu können.

Moment mal. Wieso gerade ein Plug-in-Hybrid?

Die Antriebsfrage ist ziemlich schnell erklärt: Auch die Europa-Versionen des Ford Explorer laufen in Chicago (USA) vom Band. Und auf dem nordamerikanischen Markt spielt der Diesel im Pkw keine Rolle. Also gibt es dort nur Benziner: Den Vierzylinder mit 2,3 Liter Hubraum und einen 3,0-Liter-V6 mit bis zu 405 PS. 

Mangels Dieselmotoren hat Ford für Europa ausschließlich einen Plug-in-Hybrid vorgesehen: 3,0-V6-Turbo mit 363 PS plus Elektromotor mit 102 PS, Systemleistung 457 PS respektive 336 Kilowatt. Maximales Drehmoment? 825 Newtonmeter. Reine Strom-Reichweite? 42 Kilometer nach WLTP.

Papier ist geduldig. Und in der Praxis?

Groß, kraftvoll, entspannt. Quasi ein Bud Spencer auf Rädern. Auch nachdem die Batterie leergefahren ist, bleibt der Explorer leise. Eine Zehngang-Automatik (!) sortiert die Gänge fast unmerklich. Mit niedriger Drehzahl gleitet man über die Landstraße, lediglich beim harten Beschleunigen auf der Autobahn kommt mehr Geräusch ins Spiel. Aber auch hier gibt sich der Explorer zu 90 Prozent lässig. 

Positiv: Der rund 2,5 Tonnen schwere Explorer Plug-in-Hybrid ist keine wattige Schaukel, wenngleich er betont komfortabel abrollt. In Kurven verhält er sich lange neutral, zum Wanken müsste man ihn schon fast kriminell zwingen. Apropos 2,5 Tonnen: So hoch ist die Anhängelast. Gemessen am Format des Explorer ein eher mäßiger Wert, der aber der Antriebstechnik geschuldet ist. Allrad ist serienmäßig, hinzu kommt ein Offroad-Management-System mit sieben Fahrmodi.  

Innen wirkt er aber schon ziemlich amerikanisch ...

Richtig beobachtet. Zwar bemüht sich Ford, mit Leder und Holz etwas Glanz in die Explorer-Hütte zu bekommen. Dennoch bleibt in unseren europäischen Augen ein US-typischer Talmi-Eindruck zurück: Es sieht innen billiger aus, als es ist. 

Gut gelungen ist hingegen das klar gezeichnete Digitalcockpit, während der hochkant montierte Bildschirm des Infotainments etwas der Gewöhnung bedarf. Tadellos ist das Platzangebot im Explorer, besonders in der zweiten Reihe. Dort können die Sitze längs verschoben werden, um eventuellen Mitfahrern in Reihe drei entgegen zu kommen. Per Knopfdruck im Kofferraum klappen die Lehnen hoch. Je nach Bestuhlung passen zwischen 240 und 2.274 Liter Gepäck in den Explorer.

Wie steht es mit Verbrauch und Preis?

Auf meiner Testfahrt war noch für gut 11 Kilometer Strom in der Batterie. Diese 11 km sind schnell weg, doch selbst dann fährt der Explorer gelegentliche Mini-Strecken mit Strom. Hinzu kommen eine Segelfunktion und eine sehr gute Rekuperation. Nach gut 50 Kilometern standen 6,3 Liter auf dem Bordcomputer. Realistischer als die offiziellen 3,1 Liter nach dem WLTP-Zyklus ist das allemal, wenngleich natürlich auch nicht sehr aussagekräftig. Ein Wert von unter 10 Liter dürfte aber machbar sein.

13,6 Kilowattstunden fasst der Akku im Explorer Plug-in-Hybrid, rein elektrisch sind maximal 135 km/h möglich. An der Haushaltssteckdose dauert es knapp sechs Stunden bis zur kompletten Aufladung der Batterie. An einer Wallbox oder einer öffentlichen Ladestation sind es laut Ford 4:20 Stunden. 

Kommen wir nun zum größten Haken beim Explorer: seinem Preis. Als "ST-Line" kostet er in Deutschland 76.000 Euro, als "Platinum" 77.000 Euro.

76.000 Euro? Wirklich?

Ja, wirklich. Der Preis ist kein Schreibfehler. Allerdings ist bereits der Basis-Explorer äußerst üppig ausgestattet. Extras gibt es keine, lediglich Metallic kostet 1.000 Euro extra. Die Platinum-Ausstattung bietet zum Großteil nur optische Änderungen, zudem ist hier der Metallic-Lack inklusive.

Anscheinend rudert Ford aber bei der finanziellen Gestaltung schon wieder zurück. Aktuell erscheint im Konfigurator ein Aktionspreis, der bei 68.790 Euro beginnt. Offen bleibt aber, wie der Explorer einmal als Gebrauchtwagen notieren wird. Unter diesem Aspekt könnte Leasing eine Alternative für Explorer-Freunde sein. 

Fazit: 6/10

Der auf den ersten Blick sehr amerikanische Ford Explorer gibt sich als Plug-in-Hybrid diplomatisch. Sowohl Antrieb als auch Fahrwerk sind gut gelungen, das Platzangebot ist enorm. Nur mittelprächtig ist hingegen die Anmutung des Innenraums. Besonders vor diesem Hintergrund erscheint die Preisgestaltung gewagt. Immerhin: Ein ähnlich starker Audi Q7 mit Stecker kostet fast 15.000 Euro mehr.

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