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Lamborghini Urus im Test

Fühlt sich das SUV noch wie ein Lamborghini an?

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Vallelunga (Italien), 2. Mai 2018 - Die kleine Supersportwagenmarke Lamborghini will endlich mehr als 3.500 Autos pro Jahr verkaufen. Der Urus, dessen Name sich von dem Auerochsen, dem längst ausgestorbenen Vorgänger des heutigen Rindviehs ableitet, soll den automobilen Zeitgeist einfangen und beitragen, das Ziel zu erreichen. Er ist nicht das erste SUV der Marke - diese Ehre gebührt dem LM002 von 1986, ein militärisches Projekt, das kein militärisches Interesse geweckt hat - aber er ist das erfolgversprechendste.

Erste Eindrücke
Ein geräumiges vier- oder fünfsitziges SUV mit Lamborghini-Plakette auf der Motorhaube: Das ist eine Überraschung, oder? Keine Sorge, der Urus hat immer noch genug Präsenz, um dreistellige Instagram-Likes zu erreichen und jeden Fahrer dazu zu bringen, auf die rechte Spur zu wechseln, wenn einer im Rückspiegel auftaucht.

Displays aus dem Audi A8
Das Innere ist eine vertraute Mischung aus rahmenlosen Türen, Sechseck-Grafiken, Carbon, Alcantara und Leder. Aber hier gibt es auch vier Cupholder, Isofix-Punkte für die Montage von Kindersitzen und einen Laderaum, der groß genug für zwei Golfbags ist. Seltsame Zeiten … Die Mittelkonsole wird von zwei hochauflösenden Touchscreens dominiert, die haptisches Feedback bieten und alles vom Radio über die Navigation bis hin zur Klimaanlage steuern. Autofans haben vielleicht bemerkt, dass beide Displays vom Audi A8 stammen - Lamborghini gehört schließlich zum VW-Konzern. Auch einige andere Elemente wurden übernommen, aber der Innenraum bleibt eigenständig.

Eigenständige Bedienelemente
Die Starttaste verbirgt sich beispielsweise unter einem scharlachroten Klappdeckel wie bei einem Kampfflugzeug. Auch der sehr eigenständig geformte Automatikwahlhebel fällt auf. Daneben sind die Fahrmodi einstellbar, darunter der Rennmodus Corsa sowie die Betriebsarten Sport, Strada (Straße) und Neve (Schnee) sowie optional Terra (Offroad) und Sabbia (Sand). Fahrwerk, Lenkung und Antriebsstrang können ebenfalls individuell eingestellt werden. Und um einem das moderne Leben zu erleichtern, gibt es ein kabelloses Ladepad fürs Handy unter der Armlehne.

Der erste Turbomotor von Lamborghini
Leider arbeitet vorne kein V10- oder V12-Sauger. Stattdessen verwendet der Urus eine 650-PS-Version des bekannten Biturbo-V8 mit 4,0 Liter Hubraum, der sowohl im Bentley Continental GT als auch im Audi RS 6 eingesetzt wird. Dies ist der erste Lamborghini-Motor mit Turboladern. Die Chefs wollten für ihr großes SUV eben ein hohes Drehmoment bei niedrigen Drehzahlen haben. Carbon-Keramik-Bremsscheiben sind Serie, ebenso wie 21-Zoll-Räder, 23-Zöller gibt es optional. Für Dinge wie ein Schiebedach, einen Abstandstempomaten und die viersitzige Konfiguration zahlt man Aufpreis.

Wie fährt er sich?
Hochleistungs-SUVs haben generell die falschen Zutaten, um schnell zu fahren: Sie sind zu groß, zu hoch, zu schwer. Doch der Urus fühlt sich unter den von uns getesteten SUVs am sportlichsten an. Beginnen wir auf der Rennstrecke, wo der Urus seine erstaunliche Leistung zeigen kann. Dank einer Achtgangautomatik von ZF, 650 PS und einer Schubkraft von 850 Newtonmeter bei nur 2.250 U/min wird der Standardsprint in 3,6 Sekunden erledigt, und die Spitze liegt bei 305 km/h. Wahnsinn. Das einzige Fahrzeug, das dem nahe kommt, ist der 707 PS starke Jeep Grand Cherokee Trackhawk, obwohl hier schon bei 289 km/h Schluss ist.

Kontinuierliche Kraft-Umverteilung
Der Corsa-Modus senkt die Karosserie um 1,5 Zentimeter ab. Bis zu 70 Prozent der Kraft können nach vorne oder 87 Prozent nach hinten gehen, wenn die Bedingungen es zulassen. Die kontinuierliche Umverteilung der Kraft kann man beim Hineinfahren in eine Kurve und beim Herausfahren spüren. Ich liebe auch den monströsen Grip der Pirelli P Zero, die leicht zu dosierenden Carbonbremsen und die Allradlenkung, durch die sich der Wagen leichter in die Kurve dreht als jedes andere SUV dieser Größe. Es gibt auch adaptive Dämpfer mit elektromechanischer aktiver Wankstabilisierung: derselbe Trick, den wir vom Bentley Bentayga kennen, aber hier werden geringfügig mehr Rollbewegungen zugelassen, sodass man bei hoher Geschwindigkeit mehr Gefühl für den enormen Grip bekommt.

Keine Sound-Vergleiche, bitte
Der Wagen ist unglaublich beeindruckend, aber die Ohren lassen einen manchmal glauben, dass man einen RS 6 fährt. Die Vertrautheit des Motors macht ihn nicht weniger brillant, es ist nur so, dass kein heutiger Turbolader jemals mit den typischen Zehn- oder Zwölfzylinder-Sinfonien von Lambo mithalten kann. Das ist die Wahrheit, Leute, also ersparen wir uns die Vergleiche.

Polarisierend, aber aussichtsreich
Was sich nie ändern wird, ist die Aufmerksamkeit, die einem Lamborghini zuteil wird. Polarisierend mag der Urus sein, aber die Anerkennung für ihn wird wachsen: Er sieht weniger nach Tuning aus als der Range Rover Sport SVR, ist weniger farbempfindlich als der Bentley Bentayga, hat ein besseres Finish als der Grand Cherokee Trackhawk, und er ist spezieller als der Porsche Cayenne Turbo S.

Geeignet für die Präsentiermeile
In der Stadt sorgen das sanft schaltende Getriebe und das gefällige Fahrverhalten (wenn man sich nicht für die 23-Zoll-Räder entscheidet) für gute Verträglichkeit bei niedrigen Geschwindigkeiten. Damit wird das Verschütten von Kaffee auf ein Minimum reduziert und das Schaulaufen auf den urbanen Präsentiermeilen vereinfacht. Auch überraschend geräumig ist der Urus. Trotz der aggressiven Dachlinie gibt es viel Kopf- und Beinfreiheit für zwei Erwachsene im Fond. Und die Sitze sind eine große Verbesserung gegenüber den Folterstühlen, die man bei anderen Lamborghini-Modellen findet. Normal große Menschen werden von den Sitzkissen angenehm gestützt und von den Polstern schön umschmeichelt, sogar nach einem von Kohlehydraten strotzenden italienischen Mittagessen.

Kein Offroader der harten Schule
Was ist sonst noch zu berichten? Unser Testwagen hatte keine Rückfahrkamera. Offenbar ein dummes Versehen. Denn Sie sollten sich bewusst sein, dass der Urus kein Offroader der ganz harten Schule ist. Ja, man kann das Fahrzeug anheben, um die Bodenfreiheit zu verbessern, aber es gibt keine manuellen Differenzialsperren und kein Untersetzungsgetriebe. Wenn Sie einen Geländewagen wollen, ist der Mercedes-AMG G 63 die bessere Wahl.

Fazit
Wenn Sie auf der Suche nach einem praktischen, sportlichen SUV sind, das eine hohe Attraktivität mit viel Dynamik verbindet, dann ist dies das richtige Fahrzeug für Sie. Natürlich ist dies kein gewöhnlicher Lamborghini, aber er verdient es, das Logo zu tragen. Er sieht gut aus, er ist das schnellste SUV, das es gibt, und macht sich auf der Rennstrecke so gut wie auf einer Nebenstraße. Natürlich steht er im Vergleich zu Lamborghinis von früher für weniger Wahnsinn und mehr Komfort, aber das gilt auch für den Huracán und den Aventador. Der Weg von Lambo führt zur Zeit zu mehr Benutzerfreundlichkeit und Raffinesse. Dass das Unternehmen vom Urus eine Verdoppelung des Verkaufsvolumens erwartet, rechtfertigt das.

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