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Lockerbie, Ramstein, Olympia, Fußball-EM: Das Jahr 1988 bleibt hauptsächlich durch Katastrophen und Sportereignisse im Gedächtnis haften. Und wie sah es im automobilen Bereich aus? Was waren die 1988er-Neuheiten? Nun, aufsehenerregende Premieren blieben weitgehend aus, die Mehrheit der Neuvorstellungen bewegte sich im bürgerlichen Milieu. Einige Modelle sind inzwischen schon gefragte Klassiker, andere warten noch auf den Durchbruch. Wir stellen ihnen die Kandidaten für das H-Kennzeichen 2018 vor.
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Unsere Übersicht über die Neuheiten des Autojahres 1988 beginnt mit dem Audi V8. Ursprünglich als Audi 300 geplant, machte er bis zum Produktionsende 1994 eine unglückliche Figur. Technisch gab es dank des namensgebenden Achtzylinders mit 3,6 Liter Hubraum und 250 PS plus Allrad nichts zu meckern. Der Knackpunkt lag im optischen Bereich: Sowohl bei den Abmessungen als auch beim Design und Cockpit war die Verwandtschaft zum Audi 100/200 deutlich zu erkennen. Damit kann der V8 als "VW Phaeton der 1980er-Jahre" gelten.
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Die 1980er-Jahre stehen auch für den Aufstieg der Marke BMW als vollwertiger Mercedes-Rivale. Den Anfang machte 1986 der 7er (E32), der Durchbruch gelang 1988 schließlich mit dem sehr ähnlich gestalteten 5er der Baureihe E34. Für das Design war Claus Luthe zuständig, dem wir auch den NSU Ro 80 verdanken.
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Ein Schock ging 1988 durch die konservative VW-Kundschaft: Wo war der Kühlergrill am neuen Passat? Streng genommen unterhalb des Stoßfängers, aber zwischen den Scheinwerfern befand praktisch sich nur Blech. Das führte so weit, das es Pseudo-Grille zum Aufkleben gab. Als Geheimtipp gilt bis heute der Stufenheck-Passat mit enorm viel Platz in Fond und Kofferraum. Kuriosität am Rande: Beim ebenfalls 1988 vorgestellten Renault 19 (wir kommen später auf ihn zurück) mokierte man sich nicht über die "Grilllosigkeit".
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Endlich ein neuer 911, hieß es 1988 bei der Vorstellung des intern 964 genannten Modells. Doch selbst Porsche-Fans konnten die Baureihe erst auf den zweiten Blick vom Vorgänger unterscheiden. Für Diskussionen sorgten die massiven Stoßfänger und die Premiere der "Tiptronic", eines Automatikgetriebes mit manuellem Eingriff. Für damalige Verhältnisse sensationell war die Premiere eines Allradantriebs im 911 Carrera 4.
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Traditionell wird aus den Auto-Neuheiten eines Jahrgangs im darauffolgenden Jahr das "Auto des Jahres" gekürt. Wissen Sie noch, wer 1989 geehrt wurde? Zugegeben: Wir auch nicht. Es war der Fiat Tipo. In Erinnerung bleibt der italienische Golf-Rivale durch die digitalen Instrumente der DGT-Version. Lange vor riesigen Displays der Gegenwart ein echtes Highlight. Der Fiat Tipo von 1988 basierte auf einer der ersten modular aufgebauten Plattformen, mit der die heute weit verbreitete Strategie einer variantenreichen Modellfamilie vorweg genommen wurde. Das für den Tipo entwickelte Chassis verwendete Fiat beispielsweise auch beim Tempra, der als klassische Stufenheck-Limousine und als Kombi angeboten wurde.
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Neuer Name, neues Glück: In den 1980er-Jahren begann Opel damit, sich von klassischen Modellbezeichnungen zu verabschieden. Deshalb folgte auf den Ascona im Jahr 1988 der Vectra. Ein durch und durch nüchternes Auto, dessen größter Knackpunkt der fehlende Kombi war. Ihn lieferte Opel erst beim Nachfolger.
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Der Scirocco ist tot, es lebe der Corrado? Ganz so einfach war es 1988 bei VW nicht. Hinsichtlich der Abmessungen waren Corrado und Scirocco ungefähr gleich, nur geriet der Corrado als Scirocco-Nachfolger zu teuer. Schuld daran war auch der ab 120 km/h automatisch ausfahrende Heckspoiler nach Art des Porsche 911. So ließ VW den alten Scirocco weiterlaufen und verpasste der Neuauflage einen anderen Namen.
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Die 1980er-Jahre waren auch das Jahrzehnt der 16V-Manie: Vierventiler waren der letzte Schrei, sogar Mercedes nutzte die Technik im 190. Im ewigen Duell Golf gegen Kadett zündete Opel 1988 die nächste Stufe, nämlich den GSi 16V. Dessen Besonderheit war ein Zylinderkopf, der gemeinsam mit Motorenspezialist Cosworth entwickeln wurde. 150 PS zogen den stärksten Kadett in acht Sekunden auf Tempo 100.
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Zwar basierte die Neuauflage des Audi Coupé unübersehbar auf dem Audi 80, doch die bürgerliche Nummer tauchte offiziell im Namen nie auf. Konnte der Vorgänger noch mit seiner Ähnlichkeit zum Audi Quattro punkten, blieb der adrette Nachfolger stets unauffällig.
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1988 hatten sich Autos aus Japan fest auf dem deutschen Markt etabliert und fuhren von Erfolg zu Erfolg. Auf diesen Zug konnte auch die intern C50 genannte Neuauflage des Mitsubishi Colt springen. Obwohl es den C50-Colt nur als Dreitürer gab, sah man den Wagen mit seinen asiatisch geformten Blinkern häufiger.
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100 PS für 3,62 Meter Länge: Die Eckdaten des ersten Opel Corsa GSi lesen sich fast wie eine Blaupause für den aktuellen VW Up GTI. Im Gegensatz zu ihm wog der flotte Corsa aber nur rund 800 Kilogramm. Komplett unverbastelte Corsa GSi der ersten Serie sind inzwischen selten.
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Technisch ein Geländewagen, von der Idee her ein frühes SUV: Mit dem Vitara brachte Suzuki 1988 einen wesentlich alltagstauglichen Bruder des etwas kleineren SJ Samurai auf den Markt. Besonders der kurze Vitara mit Faltverdeck garantiert noch heute Fahrspaß. Sofern man noch einen findet
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Schon 1975 hatte Jaguar den XJS als Nachfolger des legendären E-Type vorgestellt, doch ein vollwertiges Cabrio ließ 13 Jahre auf sich warten. Während in den 1970er-Jahren offene Autos aufs Abstellgleis gerieten, erlebte das Folgejahrzehnt einen Cabrio-Boom. Der offene Jaguar XJS wurde übrigens zusammen mit Karmann entwickelt.
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Den Nachfolger, das "Ei", kennen viele. Beim ersten Mazda 121 wird es schon schwieriger. Der Kleinwagen war baugleich mit dem Kia Pride und dem Ford Festiva. Wichtigstes Verkaufsargument in Deutschland war das elektrische Faltdach namens "Canvas Top".
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Zeitlebens kämpfte der Volvo 440 und sein etwas später lancierter Stufenheck-Ableger 460 um die Gunst der Volvo-Fans. Diese störten sich an der holländischen Herkunft und der zweckmäßigen Konzeption des 440. Während der Volvo 480 im Shooting-Brake-Stil längst Kult ist, laufen der 440 und 460 noch immer unter dem Radar der Youngtimer-Fans. Das macht sie günstig.
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Es ist bei manchen Autos wie bei Promis: Einst ein Star, mittlerweile vergessen. Nehmen wir etwa den Renault 19. Er wurde 1988 präsentiert und ging Anfang 1989 in Deutschland in den Verkauf. Mit seinem Giugiaro-Design konnte sich der modern konzipierte 19er gegen die damals überalterten Opel Kadett und VW Golf behaupten. Einen enormen Schub gab die Wende in der DDR: 1991 und 1992 wurde der Renault 19 fast 100.000-mal in Deutschland verkauft, im den neuen Bundesländern griff man gerne zur Stufenheckversion "Chamade". Zum Vergleich: 2017 konnte Renault hierzulande gut 135.000 Fahrzeuge absetzen. Insgesamt, wohlgemerkt!
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Es klang nach einem cleveren Deal: Die DDR durfte durch den so genannten "Alpha Deal" in den 1980er-Jahren Motoren aus der EA-111-Linie von VW bauen und in ihren Fahrzeugen verwenden. Das Problem: Die 1,3-Liter-Variante war zu groß für den Motorraum des Wartburg 353. Mit Längseinbau geriet der Wagen äußerst häßlich, also mussten sich die Ingenieure etwas für den Quereinbau einfallen lassen. Durch die aufwändige Umkonstruktion des Vorderwagens wurden wortwörtlich Unsummen im Wartburg 1.3 versenkt, die für gravierende Änderungen an der Optik dann fehlten. Insgesamt kostete das VW-Motorengeschäft die DDR 7,2 Milliarden Mark, davon waren 1,5 Milliarden D-Mark. Interessant: Ab März 2018 würdigt die Deutsche Post den Viertakter auf einer Briefmarke.