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Ein Topf gute Suppe

Kia Stonic im Test

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Marke wählen
Berlin, 20. September 2017 - Eigentlich müsste es jetzt doch mal genug sein. Ist die Auswahl an SUVs nicht längst ausreichend? Die Hersteller meinen nein. Drei SUV-Modelle pro Marke gelten fast schon als das Minimum, manche haben sechs. Und so sondern die Hersteller weiterhin aus jeder Pore Softroader ab wie Marathonläufer den Schweiß. Zum 30. September 2017 startet nun der Kia Stonic. Was hat er, was die anderen nicht haben? Wir haben ihn getestet.

Design: Gelungen!
Was das Design angeht, schein Kia derzeit einen Lauf zu haben. Zu sehen ist das an den jüngsten Modellen: Der Stinger, die Pro_Cee`d-Studie von der IAA und der Stonic sind allesamt gelungen, sehr sogar. Beim Stonic beeindruckten mich die ersten Bilder. Die Außenoptik ist dezent, was meinem Geschmack entgegenkommt. Der Stonic ist genau das Gegenteil eines Kia Soul, Nissan Juke oder Hyundai Kona. Jetzt stehe ich vor einer Reihe von mehr oder weniger farbigen Stonic-Modellen und überlege, welche Farbkombi mir wohl am besten gefiele. Ich entscheide mich für das dunkelgraue Modell mit grünem Dach: eine von 20 "erlaubten" Kombinationen von neun Außenfarben und vier Dachfarben.

Mehr als befriedigend: Der "Volumenmotor"
Da ich zum Testen da bin und nicht zum Gucken, geht natürlich die Auswahl des Motors vor. Angeboten werden zwei Saugbenziner mit 84 und 99 PS, ein Turbobenziner mit 120 PS und ein Diesel mit 110 PS (ohne SCR-Katalysator). Ich entscheide mich für den "Volumenmotor", das heißt den, von dem Kia glaubt, dass er am häufigsten gewählt wird: den Turbobenziner. Ein Druck auf den Motorstartknopf (optional), und das Aggregat meldet sich mit leicht rauem Lauf - kein Wunder, der 1.0 T-GDI ist ein Dreizylinder. Bald ist der Motor warm und läuft nun recht ruhig, die Rauigkeit ist nur im oberen Drehzahlbereich zu spüren. Den man aber nicht oft benötigt, denn schon ab etwa 1.700 Touren geht es ganz ordentlich vorwärts, die Kraft entfaltet sich dann recht gleichmäßig. Der Vorwärtsdrang des Autos haut einen nicht um, aber man fühlt sich mehr als befriedigend beschleunigt. Es kommt eben auch auf die Vergleichsbasis an: Dieselfahrer werden von den 172 Newtonmeter enttäuscht sein, wer bisher einen Saugbenziner hatte, ist beglückt.

Ein Topf gute Suppe
Die Sechsgang-Schaltung bereitet keine Probleme, manchmal fällt beim Gangwechsel ein Klang auf, der an sich anhört, als wäre Plastik auf Plastik geprallt. Wer lieber schalten lässt, muss sich bis Sommer 2018 gedulden, dann gibt es den 1.0 T-GDI auch mit Doppelkupplungsgetriebe. Die Lenkung ist für meinen Geschmack ein ganz klein wenig zu schwergängig und etwas indirekt: Wenn ich von der Mittellage ausgehend kleine Lenkbewegungen mache, ändert das am Geradeauslauf kaum etwas. Aber das Fahrwerk ist erfreulich straff, so dass der Stonic kaum wankt. Eher fühlt sich das Fahrwerk auf schlechtem Belag etwas hart an. Für lange Autobahnfahrten auf Betonplatten im Stil der 30er-Jahre ist das Auto wohl nicht ideal. Aber all das ist ein bisschen wie die Suche nach einer Wimper in einem Topf guter Suppe.

Sitzposition: Gar nicht mal so hoch
Bei der Testfahrt finde ich mich auf einmal hinter einem Renault Captur wieder und merke: Die Fahrerin vor mir sitzt deutlich höher. Wer ein SUV kauft, weil er die hohe Sitzposition mag, ist beim Stonic falsch, denn sie ist hier nicht viel höher als beim Kia Rio, auf dem das SUV basiert. Apropos: Wer geglaubt hat, dass der fast zeitgleich startende Hyundai Kona auf der gleichen Plattform aufsetzt, ist auf dem falschen Dampfer. Der Kona basiert laut Produktmanager Christian Spätling auf einer etwas größeren, asiatischen Plattform. So wird der Kona (anders als Rio und Stonic) auch mit Allradantrieb angeboten, zudem hat der Wagen auch stärkere Motoren.

Ordentliches Platzangebot
Der Sitzkomfort hinten ist für ein 4,14 Meter langes Auto gut. Bei mir (1,75 Meter) bleiben jeweils etwa sechs Zentimeter vor den Knien und über dem Kopf, wenn ich den Sitz davor für mich passend einstelle. Der Kofferraum fasst 352 bis 1.155 Liter. Das ist etwa Klassendurchschnitt, aber auch nicht so viel mehr als beim Rio (325 bis 980 Liter), wie ich geglaubt hatte. Die Laderaumkante ist beim Stonic sehr hoch, aber das ist eben der Nachteil einer hohen Bodenfreiheit. Der serienmäßige Einlegeboden sorgt dafür, dass sich beim Umklappen der Rücksitze ein fast ebener Ladeboden ergibt, doch die Schwelle am Kofferraumeingang wird dadurch nicht egalisiert.

Sehr schickes Cockpit
Die Materialanmutung innen geht für diese Klasse in Ordnung. Ja, das Hartplastik oben auf dem Armaturenbrett und an den Türinnenseiten hat eine etwas altmodische Narbung, aber darüber kann man nun wirklich hinwegsehen. Das Cockpit ist in der Tat so schön wie auf den Bildern - mindestens. Mein erster Testwagen ist innen noch ziemlich schlicht, aber der zweite prunkt mit farbigen Leisten in der Mittelkonsole, in einem wunderbaren Orange, das je nach Beleuchtung auch Kupfertöne hat - das gefällt mir sogar noch besser als das neue farbige Cockpit im VW Polo und im T-Roc. Auch das große Sieben-Zoll-Farbdisplay macht was her. Und: Es ist sogar Serie. Überhaupt ist schon die Grundversion Edition 7 überreichlich ausgestattet. Eine Klimaanlage, ein MP3-fähiges Radio, elektrisch einstell- und beheizbare Außenspiegel, elektrische Fensterheber vorne und ein Kofferraum-Einlegeboden sind Serie, genauso wie 15-Zoll-Alufelgen (auf die ich gern verzichten würde, weil sie ohnehin nur verkratzt werden).

Paketzwang
Wie bei Kia üblich, gibt es Extras nur in Paketen. Für die Grundversion Edition 7 gibt es "P1" und "P2". Ersteres kostet 1.190 Euro und enthält ein Antikollisionssystem mit Fußgängererkennung, einen Spurverlassenswarner (der nur piepst, aber nicht eingreift), einen Müdigkeitswarner, einen Tempomaten und einen Fernlichtassistenten. "P2" kostet 990 Euro und enthält Parkpiepser hinten (empfehlenswert wegen der breiten C-Säulen), eine Lenkrad- und Sitzheizung, einen Tempomaten und elektrische Fensterheber hinten. Den für Schulterblick-Muffel ratsamen Totwinkelwarner gibt es nur in den beiden Topvarianten Spirit und Platinum. Hier zeigt sich ein Nachteil von asiatischen Importeursautos gegenüber Fahrzeugen von Massenherstellern wie VW: Wer ein bestimmtes Extra haben will, kann es nicht einzeln bestellen.

Ab 18.390 Euro
Wer die Ausstattungsnamen bei Kia kennt, kann sich ausrechnen, dass beim Stonic noch eine Version Attract nachgeschoben wird. Wahrscheinlich wird es aber die getestete Motorisierung nicht als Attract geben, es hat also keinen Sinn zu warten. Den Stonic 10 T-GDI Edition 7 gibt es für 18.390 Euro. Das ist angemessen. Unter den vergleichbaren Konkurrenzmodellen sind nur die Modelle mit Saugbenziner günstiger: der SsangYong Tivoli 1.6 2WD (ab 15.990 Euro) und der Suzuki Vitara 1.6 (ab 17.990 Euro). Ähnlich preiswert wie der Stonic 1.0 T-GDI ist der Citroën C3 Aircross Puretech 110 (18.790 Euro). Er bietet deutlich mehr Drehmoment als der Kia und ist deswegen wohl der interessanteste Konkurrent. Andere Modelle wie der Renault Captur TCe 120 (ab 19.090 Euro) und der Peugeot 2008 Puretech 110 (ab 21.000 Euro) sind deutlich teurer, bieten aber auch mehr Drehmoment.

Gesamtwertung
Hat der neue Kia Stonic, das gefühlt dreiundsiebzigste SUV auf dem Markt, nun ein echtes Alleinstellungsmerkmal? Wenn ich ehrlich bin, nicht wirklich. Wenn, dann ist es das Design, aber darüber muss jeder selber entscheiden. Besonderheiten (und Entscheidungskriterien) sind auch die relativ niedrige Sitzposition und das straffe Fahrwerk. Und die markentypische Sieben-Jahres-Garantie. Ansonsten hat Kia erfolgreich versucht, das Niveau in allen Bereichen hoch zu halten: Der Turbobenziner ist gut, das Fahrwerk ebenso, die optische Individualisierbarkeit ist hoch, und auch beim Raum- und Technikangebot gibt sich der Kia keine Blöße. Insgesamt ist der Kia Stonic rundum sehr gelungen. Von der Papierform her sieht auch der bald startende Citroën C3 Aircross gut aus, und weitere Newcomer wie der Seat Arona und der VW T-Cross werden ebenfalls dafür sorgen, dass es im B-SUV-Segment spannend bleibt.

+ sehr schickes Design außen und innen, guter Turbobenziner, sehr gute Grundausstattung, sieben Jahre Garantie

- keine ordentliche Abgasreinigung für den Diesel, "Paketzwang" bei den Extras


Modell Daten Kia Stonic 1.0 T-GDI
Motor
Bauart Turbobenziner, Direkteinspritzung, DOHC, duale variable Ventilsteuerung
Zylinder / Ventile 3
Antrieb Frontantrieb
Getriebe Schaltung
Gänge 6
Hubraum 998 cm³
Leistung 88 kW bei 6.000 U/min
max. Drehmoment 172 Nm bei 1.500 - 4.000 U/min
Fahrwerk
Maße
Länge 4.140 mm
Breite 1.760 mm
Höhe 1.520 (mit Dachreling) / 1.505 (ohne) mm
Radstand 2.580 mm
Leergewicht 1.185 kg
max. Zuladung 455 kg
Kofferraumvolumen 352 l
Tank 45 l
Messwerte
Höchstgeschwindigkeit 185 km/h
Beschleunigung (0-100 km/h) 10,3 s
Verbrauch gesamt 5,0 l/100 km
Verbrauch innerorts 6,0 l/100 km
Verbrauch außerorts 4,5 l/100 km
CO2-Emission 115 g/km
Schadstoffklasse Euro 6

Stand: September 2017


Modell Kia Stonic 1.0 T-GDI Edition 7
Grundpreis 18.390 €
Ausstattung
Automatikgetriebe ab Sommer 2018 € (Doppelkupplungsgetriebe)
Navigationssystem ab Vision
elektr. Fensterheber hinten im Paket
elektr. Fensterheber vorn Serie
elektr. verst. Außenspiegel Serie (beheizbar)
Klimaanlage Serie
Leichtmetallfelgen Serie (15 Zoll)
Metalliclackierung 300 €
Sitzhöheneinstellung Serie (Fahrer)
Zentralverriegelung Serie
Paket P1 (Antikollisionssystem, Spurverlassenswarner, Tempomat, Müdigkeitserkennung, Fernlichtassistent) 1.190 €
Paket P2 (Lenkrad- und Sitzheizung, Parkpiepser hinten, Tempomat, elektrische Fensterheber hinten) 990 €

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