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Test: Ford Kuga 2.0 EcoBlue Hybrid (2020)

Was kann die dritte Generation des Kompakt-SUV?

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Ford-Kunden lieben den Kuga: Rund 50.000 Exemplare wurden vergangenes Jahr in Deutschland neu zugelassen, nur der Focus verkaufte sich besser. Jetzt bläst die dritte Generation des Kompakt-SUV zur Jagd auf den Platzhirsch VW Tiguan. Wir hatten die Gelegenheit, den neuen Ford Kuga als 150-PS-Diesel mit 48-Volt-Mildhybrid fahren zu können.

Ein neuer Ford Kuga. Das wurde auch Zeit!

Allerdings. Seit 2012 war der bisherige Kuga auf dem Markt. Wie gehabt ist auch sein Nachfolger ein Weltauto: Unter den Namen Escape fährt er bereits durch die USA. Die Verwandtschaft des neuen Ford Kuga zum Focus ist nicht zu leugnen, beide Modelle teilen sich die konzerneigene C2-Plattform. Man merkt es am praktischen gleichen Radstand von 2,71 Meter. 

 Ansonsten hat der 2020er-Kuga ordentlich zugelegt:Er ist 89 Millimeter länger und 44 Millimeter breiter als die Vorgänger-Generation. Konkret: 4,61 Meter lang (ST-Line, ST-Line X und Vignale: 4,63 Meter), 1,88 Meter breit und 1,68 Meter hoch (ST-Line und ST-Line X: 1,67 Meter). 

Uns liegt das Wort "Wuchtbrumme" auf der Zunge, aber ganz so schlimm ist es nicht. Trotzdem stellt sich die Frage, ob der Begriff "Kompakt-SUV" hier noch greift. Doch weg von Haarspalterei, wenden wir uns dem Innenraum zu. Dort spürt man den Zuwachs bei den Abmessungen, besonders vorne geht es luftig zu. So gewann die Schulterbreite vorne um 43 Millimeter hinzu, die Beckenfreiheit der vorderen Sitze fiel um 57 Millimeter großzügiger aus.

Im Fond beeindruckt die längs verschiebbare Rückbank. So ergibt sich wahlweise eine Beinfreiheit, die Ford zufolge mit 1.035 Millimeter einen Spitzenwert im Segment darstellt, oder ein zusätzliches Kofferraumvolumen von 67 Litern. Wir müssen die kölsche Euphorie aber leider einbremsen. Ganz so opulent fällt die Beinfreiheit dann doch nicht aus, gut ist sie jedoch allemal.

In der fünfsitzigen Konfiguration bis Gepäckraum-Abdeckung (sie schwingt durchdacht mit der Heckklappe nach oben) schluckt der Kuga-Kofferraum 435 Liter. Maximal fasst das Gepäckabteil 1.534 Liter - dies ist dann die 2-Sitzer-Konfiguration bei Beladung bis zum Dach mit Reifen-Reparatur-Set.

Das Cockpit erinnert an den Focus ...

Richtig. Und das ist gut so. Die Bedienung der Kommandozentrale gelingt ohne Probleme. Ford hat hier einen guten Mittelweg gefunden aus "gar keine Knöpfe" und "Schalter-Flut". Positiv auch: Das Cockpit mauert einen nicht mehr so ein wie beim alten Kuga. In unserem Testwagen war das 12,3 Zoll große Digitalcockpit verbaut. Seine Freiform-Optik schmeichelt den Augen, die Anzeigen wechseln je nach gewähltem Fahrmodus. 

Erstmals an Bord des Ford Kuga ist nämlich der selektive Fahrmodus-Schalter in der Mittelkonsole. Zur Wahl stehen neben den Einstellungen Normal, Sport und Eco auch der Modus Rutschig, der sich zum Beispiel für schnee- und eisbedeckte Straßen empfiehlt, sowie Unbefestigte Straßen für weiche, nachgiebige Oberflächen. Ja nach Fahrmodus ändern sich das Ansprechverhalten des Gaspedals, der elektro-mechanischen Servolenkung und der Traktionskontrolle sowie - bei den Modellen mit Automatikgetriebe - auch die Schaltstrategie.

Noch ein Wort zur Materialanmutung: In der von uns getesteten Topversion "Vignale" hat sich Ford spürbar um Hochwertigkeit bemüht, wenngleich das Niveau deutscher Premiumhersteller nicht erreicht wird. Aber die Fahrzeuge einer bestimmten Marke aus Wolfsburg kommen teilweise schlichter daher.

Wie fährt er sich denn nun?

Beim Ford Kuga EcoBlue Hybrid handelt es sich um eine 48 Volt-Mild-Hybrid-Technologie. Das bedeutet: Bei geringeren Drehzahlen wird der 110 kW (150 PS) starke EcoBlue-Dieselmotor mit 2,0 Liter Hubraum, der ein maximales Drehmoment von 370 Newtonmeter entwickelt, von einem Elektromotor unterstützt - genauer: von einem per Keilrippenriemen angetriebenen Starter-Generator (Belt-driven Integrated Starter/Generator, BISG) mit einer Leistung von 11,5 kW (16 PS). Der BISG ersetzt die konventionelle Lichtmaschine und ist in den Nebenaggregate-Strang integriert. Der riemengetriebene Starter-Generator BISG steuert im Fahrbetrieb, je nach Motordrehzahl, bis zu 50 Newtonmeter bei, die der EcoBlue-Dieselmotor zum Beispiel im Drehzahlkeller damit nicht aufbringen muss.

Grob vereinfacht gesagt: Wie bei ihrem E-Bike, damit Sie weniger verschwitzt und durstig einen Berg hochradeln. Im Fall des Ford Kuga ist kein Turboloch spürbar, er bringt seine Kraft harmonisch auf die Straße. Uns ist als Detail aufgefallen, dass der Motor an der Ampel ausging, obwohl wir den Fuß auf der Kupplung ließen. 

Der Ford Kuga mit EcoBlue-Hybrid-Technologie wird nicht an eine externe Stromquelle angeschlossen, da die luftgekühlte 48 Volt-Lithium-Ionen-Batterie (10 Ah), die den BISG-Elektromotor mit Strom versorgt, automatisch durch das Bremssystem beim Ausrollen und beim Abbremsen des Fahrzeugs durch Rekuperation wieder lädt.

Pluspunkte sammelt der Kuga EcoBlue Hybrid (das böse D-Wort verschweigt Ford lieber) mit der Laufruhe seines Motors. Auch bei Tempo 160 sind Unterhaltungen möglich. Nicht ganz das Gelbe vom Ei sind hingegen Lenkung und Schaltung. Wie von anderen Ford-Modellen bekannt, reagiert die Lenkung zwar spontan und direkt, aber manch Fahrer empfindet sie als zu nervös beziehungsweise zu spitz. Die manuelle Sechsgang-Schaltung gefällt mit kurzen Wegen, nur an der exakten Führung hapert es teilweise. Zum Charakter des strom-gedopten Diesel würde ein Automatikgetriebe hervorragend passen, doch das gibt es nicht für Geld und gute Worte. Schade, denn für andere Kuga-Varianten mit Diesel ist eine Achtgang-Automatik im Programm. 

Das Fahrwerk des neuen Kuga ist um Ausgewogenheit bemüht, die Abstimmung geht aber ins sportlich-straffe. Unser Tipp: Bloß nicht die optionalen 20-Zoll-Felgen nehmen. Mit ihnen rollt der Kuga unwirsch ab, man meint, den Hersteller des Kanaldeckels fühlen zu können.

Welche Preise ruft Ford auf?

Bevor wir in die Preisliste des neuen Ford Kuga abtauchen, noch ein Wort zum Verbrauch: Auf unserer 75-Kilometer-Testrunde mit Autobahn, Landstraße und Stadt ermittelten wir 5,6 Liter auf 100 Kilometer. Das kommt den offiziellen Angaben des Herstellers recht nahe. Der neue Kuga EcoBlue Hybrid mit Frontantrieb und 6-Gang-Schaltgetriebe verbraucht laut Ford im kombinierten WLTP-Normdurchschnitt lediglich 5,1 Liter auf 100 km und emittiert 135 Gramm CO2 pro Kilometer.  

Die dritte Generation des Ford Kuga steht zum offiziellen Händler-Markteinführungstermin am 25. April 2020 in sieben Ausstattungslinien von Trend bis Vignale in der Preisliste. Verkaufspreis: ab 26.300 Euro. Die Kunden können zunächst aus vier unterschiedlichen Antriebskonzepten bestellen: einem konventionellen EcoBoost-Benziner mit 1,5 Liter Hubraum und 120 oder 150 PS sowie einen Plug-in-Hybrid (225 PS Systemleistung). Hinzu kommen klassische Diesel mit 120 oder 190 PS und eben unser 2,0 Liter großer EcoBlue Hybrid-Diesel mit 48-Volt-Technologie. Darüber hinaus ist ab Ende des Jahres auch noch eine Voll-Hybrid-Version (FHEV) bestellbar, basierend auf dem 2,5 Liter großen Duratec-Benziner mit Atkinson-Zyklus. 

Der von uns getestete 48-Volt-Diesel ist ab 32.600 Euro erhältlich. Cool & Connect heißt diese Ausstattung und bietet bereits ein Navi und Parkpiepser vorne wie hinten ab Werk. Ganz oben rangiert der Kuga Vignale, wie wir ihn unter dem Hintern hatten. 40.900 Euro sind zwar im ersten Moment eine Ansage, aber dafür reden wir hier auch von Vollausstattung. Auszug gefällig? 18-Zoll-Alus, adaptive LED-Scheinwerfer, Head-up-Display, diverse Park-Assistenten, elektrisch betätigte Heckklappe, Lackierung in Silber-Metallic, Ledersitze mit elektrischer Verstellung beim Fahrer plus Sitzheizung vorne. Viele Optionen bleiben so nicht mehr übrig: Sinnvoll sind das Fahrerassistenz-Paket (plus 1.100 Euro) und das Winterpaket (400 Euro) mit beheizbarer Frontscheibe und Lenkrad.

Natürlich darf ein kurzer Vergleich mit dem VW Tiguan nicht fehlen. Dieser wird aber wohl noch 2020 optisch wie technisch an den neuen Golf 8 angeglichen. Das derzeitige Modell kostet mit 150-PS-Diesel ohne Mildhybrid in vergleichbarer Ausstattung über 44.000 Euro. Dieser Schuss von Ford sitzt also schon einmal.  

Fazit: 8/10

Der neue Ford Kuga zeigt sich im Vergleich zum Vorgänger stark verbessert. Allerdings wird das Plus an Geräumigkeit mit gewachsenen Außenabmessungen erkauft. Gut gemacht ist der 48-Volt-Diesel mit 150 PS, er ist leise und sparsam. Schön wäre aber noch eine Automatik-Option. Generell gefällt die Vielfalt an Antrieben. Punkten kann der Kuga außerdem beim Preis. Die besten Anlagen also, um wie der Vorgänger viele Freunde zu finden.

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