Verbesserter Diesel, neues 48-Volt-Mildhybridsystem und mehr Konnektivität
Zugegeben, der ist uns durch die Lappen gegangen: Der neue Ford Transit rollte Mitte 2019 zu den Händlern. Der größte Transporter von Ford erhielt einen sparsameren Zweiliter-Diesel, ein 48-Volt-Mildhybrid-System und ein Elektronik-Update.
Die Welt der Ford-Transporter ist für Nicht-Experten ein wenig unübersichtlich. Es gibt vier Transporter: Courier, Connect, Custom und Transit. Dabei ist der Transit der größte; er bietet eine Nutzlast von bis zu zwei Tonnen. Die kleineren Baureihen tragen verwirrenderweise in der LKW-Variante ebenfalls die Bezeichnung Transit im Namen, während die PKW-Variante dann die Zusatzbezeichnung Tourneo trägt. So gibt es zum beispiel einen Transit Custom und einen Tourneo Custom. Beim Transit heißt die Pkw-Variante dann aber "Transit Personentransporter".
Zu den wichtigsten technischen Verbesserungen bei der neuen Transit-Generation gehört der optimierte 2,0-Liter-Turbodiesel der EcoBlue-Familie. Der Kraftstoffverbrauch soll im realen Alltagseinsatz um bis zu sieben Prozent niedriger liegen als beim Vorgängermodell. Möglich macht das ein optimiertes Einspritzsystem, das nun mit bis zu 2.200 bar arbeitet. Hinzu kommen neue Stahlkolben mit schlankeren Kolbenschäften anstelle der bislang verwendeten Aluminium-Komponenten sowie innermotorische Maßnahmen zur Reduzierung der Reibung.
Auch die optimierten Neben-Aggregate machen den Transit sparsamer. So fördert die variable Ölpumpe das Schmiermittel bedarfsgerecht, die elektromechanische Servolenkung (die Ford erstmals im Transit mit zwei Tonnen Nutzlast einsetzt) senkt den Energiebedarf. Diese ermöglicht auch einen Einpark-Assistenten und einen Spurhalteassistenten.
Die Effizienz wird auch durch Gewichtsreduzierung, Leichtlauf-Reifen und aerodynamische Verbesserungen optimiert. Weitere Verbrauchssenkungen erreicht Ford durch ein serienmäßiges Start-Stopp-System und der "Efficient Drive Mode". Dieses Fahrprogramm gewinnt aus den Informationen des GPS- und Navigationssystems Erkenntnisse über die vorausliegende Streckencharakteristik und leitet daraus Hinweise für eine nochmals sparsamere Fahrweise ab.
Das Motorenangebot umfasst nun neben den bekannten Leistungsstufen 77 kW (105 PS), 95 kW (130 PS) und 125 kW (170 PS) eine vierte Variante mit 136 kW (185 PS) sowie 418 Newtonmeter. Dank einer weiter verbesserten Turbolader-Geometrie steht das Drehmoment - auch bei den anderen drei Leistungsstufen - über einen nochmals breiteren Bereich zur Verfügung.
Neben dem serienmäßigen 6-Gang-Schaltgetriebe ist ab Frühjahr 2020 für den Transit mit Heckantrieb eine Zehn-Gang-Automatik verfügbar, die vom Getriebe des Mustang abgeleitet ist, wie Ford-Sprecher Ralph Caba auf der Fahrveranstaltung zum Tourneo Custom PHEV anmerkte. Die adaptive Steuerung passt die Schaltvorgänge an die Fahrweise an.
Optional gibt es zudem künftig ein 48-Volt-Mildhybridsystem - eine Premiere im Segment. Die Spritspartechnik steht für Front- und Hecktriebler zur Verfügung. In Situationen mit häufigem Start-Stopp-Betrieb, wie zum Beispiel im innerstädtischen Lieferverkehr, lassen sich damit acht Prozent Sprit sparen, so Ford. Kernstück der Technik ist ein riemengetriebener Startergenerator. Er wird in Schub- und Bremsphasen zur Rekuperation genutzt. Die Energie fließt in eine Lithium-Ionen-Batterie mit 48 Volt Spannung. Die Energie wird bei niedrigen Drehzahlen zum Boosten genutzt und übernimmt den Antrieb von Nebenaggregaten.
Die Nutzlast wird durch Leichtbau-Maßnahmen gesteigert. So gibt es eine neue Aluminium-Motorhaube, formgedrehte Stahlräder mit passgenau variierenden Material-Querschnitten und einen ein- statt zweiflutiger Auspuff. Außerdem ersetzt nun eine Spritzwand aus leichtem Verbundmaterial die bisherige Stahlwand.
Bei einem neuen Auto darf auch ein Elektronik-Update nicht fehlen. Mit dem FordPass Connect-Modem verbessert sich beim neuen Transit vor allem die Konnektivität. Die Online-Anbindung ermöglicht Flottenbetreibern in Echtzeit den Zugriff auf Fahrzeugdaten und neue Funktionen für Fuhrpark-Management.
Außerdem hält das neue Infotainmentsystem Sync 3 inklusive 8,0-Zoll-Touchscreen und Sprachbedienung Einzug. Mit dem MyKey-System kann der Fuhrparkverantwortliche zudem eine Höchstgeschwindigkeit für einen bestimmten Fahrzeugschlüssel festlegen.
Erstmals bietet der Transit auch verschiedene Fahrmodi, nämlich Eco, Winter und Anhänger. Bei Modellen mit Allradantrieb kommt noch eine spezielle Matsch-Einstellung hinzu.
Auch bei den Assistenzsystemen verbessert sich der Transit. Verfügbar sind ein Totwinkelwarner (mit zusätzlicher Anhängerfunktion zur Erweiterung des Totwinkel-Sensorbereichs bei angekoppeltem Anhänger), ein Querverkehrswarner fürs Rückwärts-Ausparken, ein Spurhalteassistent (mit warnenden Lenkradvibrationen und Lenkeingriff) und ein Antikollisionssystem mit Fußgängererkennung (jetzt auch bei Nacht). Außerdem erleichtern Front- und Rückfahrkameras mit Split-View-Technologie das Rangieren. Dank der besonders hoch positionierten Rückfahrkamera kann der Fahrer auch bei geöffneten Hecktüren nach hinten sehen.
Optisch ist der neue Transit erkennbar an einem größeren Kühlergrill mit drei markanten Querstreben. Die Front bekommt eine aerodynamisch geglättete Form, die sich auch leichter reinigen lässt. Höhere Ausstattungslinien rüstet Ford serienmäßig mit Bi-Xenon-Scheinwerfern und LED-Tagfahrlicht aus.
Das Interieur wurde ebenfalls komplett überarbeitet. Das Armaturenbrett bietet mehr Ablagemöglichkeiten wie die drei nach oben öffnenden Fächer. Die Sitze erhalten eine neue, Polsterung und Geometrie, die für mehr Sitzkomfort sorgen sollen.
Wie gehabt gibt es den Transit in vielen Versionen. Dazu gehören Versionen mit Front-, Heck- und Allradantrieb sowie zahlreiche Karosserievarianten: Fahrgestell, Kastenwagen, Kombi, Bus, Einzel- und Doppelkabinen-Versionen sowie Autos mit Pkw- und Nutzfahrzeugzulassung. Hinzu kommen bis zu fünf verschiedene Radstände und drei Dachhöhen. Insgesamt ist der neue Transit in über 450 Varianten lieferbar. Neu ist das Tiefrahmen-Fahrgestell mit einer zehn Zentimeter niedrigeren Rahmenhöhe. Geeignet ist es zum Beispiel als Untersatz für Wohnmobilkabinen, die so das Einsteigen erleichtern. Außerdem bietet diese Version durch die Gewichtsersparnis von bis zu 200 Kilo in Kombination mit leichten Aufbauten eine höhere Nutzlast. Für anspruchsvolle Kunden bietet Ford über die Ausstattungen Basis und Trend hinaus auch die besonders umfangreiche Ausstattungslinie Limited an.
Der neue Transit läuft Seite an Seite mit dem Transit Custom im türkischen Werk Kocaeli vom Band.