Nürburgring, 22. Juni 2016 - "MiTo": Der Name verbindet die beiden Städte Mailand und Turin oder genauer gesagt deren Abkürzung auf italienischen KFZ-Kennzeichen. Die erste ist der ursprüngliche Sitz von Alfa Romeo und die zweite der Standort des heutigen Dachkonzerns Fiat und die Produktionsstätte des MiTo. Warum ich Ihnen das erzähle? Nun, der 2008 vorgestellte Kleinwagen bekam kürzlich ein Facelift verpasst - ein sehr kleines. Wie sich die Modellpflege auf das Topmodell "Veloce" auswirkt? Lassen Sie es uns herausfinden.
Von außen wird er schicker
Bei der ersten Betrachtung fällt auf, dass an der Front sämtliche Chrom-Teile schwarz lackierten Exemplaren weichen mussten - definitiv ein Gewinn für die sportliche Optik. Besonders der nun mit einem Wabengitter versehene Kühlergrill trägt zu einem aggressiveren Auftritt bei. Auch am Heck wurde Chrom gegen Schwarz getauscht. Außerdem neu an Bord: Ein durch drei Finnen angedeuteter Diffusor in der Heckschürze. Hinter den 17 Zoll großen Leichtmetallfelgen wartet eine Vierkolben-Bremse von Brembo mit roten Sätteln auf ihren Einsatz.
Motor fühlt sich müde an
Unter der kurzen Haube verrichtet weiterhin ein 1,4-Liter-Turbomotor mit 170 PS seinen Dienst. Dieser lässt allerdings weder dynamische Zwischensprints noch eine gute Dosierbarkeit zu - auch und vor allem wegen dem verbauten Doppelkupplungs-Getriebe. Dieses quält den Fahrer mit langen Schaltzeiten und einer nervigen Gedenkpause nach dem Zug an den viel zu kleinen und billig wirkenden Plastik-Wippen am Lenkrad. Angeblich soll der MiTo als "Veloce" 250 Newtonmeter haben. Es fühlt sich nicht danach an. 7,3 Sekunden von null auf 100? Sportlichkeit geht anders.
Enttäuschendes Fahrerlebnis
Genug über den Motor gemeckert, vielleicht kann der kleine Italiener ja bei flotter Kurvenfahrt punkten, schließlich sind adaptive Dämpfer und eine großzügig dimensionierte Brembo-Bremse an Bord. Stellt man den Fahrerlebnis-Schalter des "DNA"-Programms - "Dynamic", "Natural" und "All Weather" - auf die sportlichste Einstellung, sollte der MiTo sich eigentlich vom alltagstauglichen Stadtflitzer mit angenehm leichtgängiger Lenkung und hohem Dämpfungskomfort in eine kleine Kurvensau verwandeln. Diese Umstellung bleibt allerdings aus und der Italiener schiebt laut winselnd mit ordentlich Schräglage und einem sehr restriktiven ESP durch die Kurven - kein Vergleich zur leichtfüßigen Konkurrenz vom Schlage eines Ford Fiesta ST oder Opel Corsa OPC. Selbst die im legendären Kurvenkünstler Renault Clio 3 R.S. verbaute Brembo-Bremse fühlt sich im MiTo weich, teigig und völlig entkoppelt an. Das Pedalgefühl ähnelt dem meines 5er-BMW Baujahr 1993 und nimmt jegliches Vertrauen, Kurven schnell anzufahren.
Innen durchaus gelungen
Kurze Verschnaufpause für Reifen und ESP. Zeit, sich im Innenraum umzusehen. Gut für den MiTo: Innen wie außen ist er wirklich schick. Das Armaturenbrett im Carbon-Design verleiht dem sportlichsten Modell des Alfa-Kleinwagens einen Hauch Rennwagen-Feeling. Die Sportsitze mit Alcantara-Bezug sind komfortabel und sehen gut aus. Blendet man das unförmige und viel zu große Lenkrad, die billigen Schaltwippen und die etwas unsportliche Sitzposition aus, kann man sich im MiTo durchaus wohlfühlen.
Gemischte Gefühle
Zurück bei der Testwagenausgabe im Alfa-Lager lässt der MiTo "Veloce" den Fahrer mit einem unbefriedigten Gefühl stehen: Von außen kann der Kleine mit einem wirklich schönen Design im Alfa-8C-Stil und netten Details wie den schicken Felgen, der Brembo-Anlage und den neuen dunklen Akzenten punkten. Der "Mythos", für den der Name MiTo auch steht, verbreitet sich allerdings nicht. Man könnte wohl sagen, wir haben es mit einem klassischen Alfa Romeo zu tun: Er sieht besser aus als er fährt. Für den Preis von 23.700 Euro werden sich wohl nur Freunde italienischen Designs zum Alfa-Händler locken lassen. Wer auf dynamische Kleinwagen mit Doppelkupplungs-Getriebe steht, greift besser zum etwa gleich teuren Renault Clio R.S.
Gesamtwertung
Unbefriedigt: So lässt der MiTo den Fahrer zurück. Egal, ob beim alltäglichen Cruisen oder bei flotter Gangart: Es kommt keine Verbindung zwischen Fahrer und Auto auf. Fahrfreude scheint vom MiTo weiter entfernt als Mailand von Turin. Optik ist eben doch nicht alles.
+ schöne Optik, durchaus mit guten Komponenten ausgestattet
- keine Fahremotionen, schlaffe Bremse, billige Schaltwippen, lahmes Getriebe, unsportlicher Motor
Modell |
Alfa Romeo MiTo |
Motor
|
Bauart |
1.4 TB 16V MultiAir |
Zylinder / Ventile |
4 |
Antrieb |
Frontantrieb |
Getriebe |
Doppelkupplungsgetriebe |
Gänge |
6 |
Hubraum |
1.368 cm³ |
Leistung |
125 kW bei 5.500 U/min |
max. Drehmoment |
250 Nm bei 2.500 U/min |
Fahrwerk
|
Bremsen vorn |
Scheiben |
Bremsen hinten |
Scheiben |
Lenkung |
Servolenkung |
Radaufhängung vorn |
Einzelradaufhängung, McPherson- Achse, untere Querlenker, Stoßdämpfer mit Gegendruckfedern und Stabilisatoren |
Radaufhängung hinten |
Verbundlenker- Hinterachse |
Räder vorn |
215/45 R17 |
Räder hinten |
215/45 R17 |
Spurweite vorn |
1.477 mm |
Spurweite hinten |
1.475 mm |
Wendekreis |
11 m |
Maße
|
Länge |
4.063 mm |
Breite |
1.720 mm |
Höhe |
1.453 mm |
Radstand |
2.511 mm |
Leergewicht |
1.245 kg |
Kofferraumvolumen |
270 l |
Tank |
45 l |
Kraftstoffart |
Super |
Messwerte
|
Höchstgeschwindigkeit |
219 km/h |
Beschleunigung (0-100 km/h) |
7,3 s |
Verbrauch gesamt |
5,4 l/100 km |
Verbrauch innerorts |
7,0 l/100 km |
Verbrauch außerorts |
4,4 l/100 km |
CO2-Emission |
124 g/km |
Schadstoffklasse |
Euro 6 |
Stand: Juni 2016
Modell |
Alfa Romeo MiTo |
Grundpreis |
23.700 € |
Ausstattung
|
ABS |
Serie |
Beifahrerairbag |
Serie |
Fahrerairbag |
Serie |
Automatikgetriebe |
Serie |
Navigationssystem |
500 € |
CD-Radio |
Serie |
elektr. Fensterheber vorn |
Serie |
elektr. Schiebedach |
900 € |
ESP |
Serie |
Klimaanlage |
Serie |
Klimaautomatik |
415 € |
Lederausstattung |
1200 € |
Leichtmetallfelgen |
650 € |
MP3-Radio |
Serie |
Seitenairbag vorne |
Serie |
Sitzhöheneinstellung |
Serie |
Tempomat |
250 € |
Zentralverriegelung |
Serie |
Stand: Juni 2016