Seit 1923 zählen die 24 Stunden von Le Mans zu den berühmtesten Autorennen der Welt. In dieser Zeit haben viele Marken Triumphe und Tragödien erlebt. Wir blicken zurück auf die wichtigsten Rennwagen von Bentley bis Audi.
Die dominierende Marke in den ersten Le-Mans-Jahren war Bentley. Zwischen 1923 und 1930 siegten die Briten auf dem damals noch 17,3 Kilometer langen Kurs insgesamt fünf Mal. So wurde der Satz geprägt, Le Mans sei ein britisches Rennen, das nur zufällig in Frankreich stattfindet. Bis heute stellen englische Fans einen Großteil der Besucher.
Als erster Seriensieger trug sich Alfa Romeo in die Le-Mans-Annalen ein. Von 1931 bis 1934 fuhr stets ein 8C 2300 als Erster über die Ziellinie, Eine Spitze von 170 km/h konnte sich damals sehen lassen.
Zwischen 1939 und 1949 machte das 24-Stunden-Rennen kriegsbedingt eine Pause. Für umso mehr Aufsehen sorgte der erste deutsche Gesamtsieg von Mercedes im Jahr 1952 mit einem Vorläufer des späteren 300 SL Flügeltürers. Nur drei Jahre später raste Pierre Levegh mit seinem 300 SLR in die Zuschauermenge, mit ihm starben 83 Menschen. Am Ende der Saison 1955 zog sich die Marke vom Motorsport zurück, eine Entscheidung, die bereits vor Le Mans gefallen war.
Nur einen einzigen Le-Mans-Gesamtsieg kann Aston Martin bis heute für sich verbuchen. Am Steuer des DBR1 saß im Jahr 1959 unter anderem Carroll Shelby, der später durch Ford-Tuning weltberühmt wurde.
Dreimal in Folge gewann Jaguar in den 1950er-Jahren in Le Mans. Zu trauriger Berühmtheit kam der D-Type 1955, weil er zum Auslöser für den fatalen Mercedes-Crash wurde. Während die Deutschen ihre restlichen Autos vom Rennen zurückzogen, fuhr Mike Hawthorn den Jaguar zum Sieg.
Anno 1962 wollte Ford in den internationalen Rennsport einsteigen und zu diesem Zweck Ferrari kaufen. Doch der Deal platzte, als Vergeltung machte sich Ford an die Entwicklung des GT40. Mit Erfolg: Die bis zu 320 km/h schnellen Wagen walzten in der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre alles nieder, was in Le Mans antrat, Seriensieger Ferrari inklusive.
Ambitioniert, aber sieglos war der Ferrari 512S, der 1970 an den Start ging. Sein Problem hieß Porsche 917. Trotzdem wurde der 512S zum Star: Im legendären Film "Le Mans" mit Steve McQueen ist er das Fahrzeug seines Rivalen Erich Stahler. Gespielt wurde dieser übrigens von Siegfried Rauch, dem späteren "Traumschiff"-Kapitän.
Fast seit ihrer Gründung fuhr die Marke Porsche in Le Mans mit. Jedoch waren die kleinen 356er zu schwach für den Gesamtsieg. Um endlich zum großen Triumph zu kommen, wagte Porsche-Enkel Ferdinand Piëch ein enormes Risiko. 25 Exemplare des 917 mit V12-Motor mussten 1969 entstehen, für die kleine Firma ein enormer Kraftakt. 520 PS leistete der 917 anfangs, doch die Aerodynamik ließ zu wünschen übrig. Gestandene Rennfahrer weigerten sich, in den 917 zu steigen. Erst nach einer Überarbeitung kam die Ausgewogenheit, die dem Wagen mit Hans Herrmann und Richard Attwood am Steuer zum Sieg im Jahr 1970 verhalf.
Nein, eine Schönheit war und ist der weiterentwickelte Porsche 917/20 nicht. Das sahen auch die Ingenieure so: "Der sieht aus wie Sau!" Aber man bewies Selbstironie: Porsche-Designer Anatole Lapine verpasste dem Unikat eine rosafarbene Lackierung und beschriftete die einzelnen Partien entsprechend der Metzgerkarte eines Schweins. Mit der "Sau" sorgte Porsche in Le Mans 1971 für eine Sensation, und gewann, obwohl völlig unerprobt, das Vortraining. Im Hauptrennen aber fiel der Wagen, an fünfter Stelle liegend, kurz vor Schluss durch Unfall aus.
Im Jahr 1972 gewann erstmals seit Kriegsende wieder ein französisches Auto in Le Mans: der Matra-Simca MS670. Es folgten bis 1974 zwei weitere Siege. Immer dabei war Henri Pescarolo, der mit 33 Teilnahmen den Startrekord hält und bis heute Liebling der einheimischen Fans ist.
Mit dem Renault-Alpine A442 war die Turbotechnik endgültig in Le Mans angekommen. Nach dem Sieg im Jahr 1978 wandte sich Renault erfolgreich der Formel 1 zu.
Die 1980er-Jahre waren in Le Mans geprägt von der totalen Dominanz einer Marke. Nur 1980, 1988 und 1989 gewann kein Porsche. Das Erfolgsmodell: Der 956 (Bild), aus dem später der 962 hervorging. Legendär ist das Porsche-Plakat nach dem Le-Mans-Triumph 1983. Unter dem Spruch "Nobody is perfect" stand die Top Ten des Rennens: Neunmal Porsche, einmal Sauber-BMW.
Eines der schnellsten Le-Mans-Rennen aller Zeiten ereignete sich 1988. Auf der kilometerlangen Hunaudieres-Geraden wurden 405 km/h gemessen. Mit einer Armada von fünf Fahrzeugen erkämpfte sich Jaguar den Sieg.
Ab 1990 wurde die Hunaudieres-Gerade durch eingebaute Schikanen entschärft. Im Jahr zuvor kehrte Mercedes auf das Le-Mans-Podest zurück. 1989 holte sich wieder ein Silberpfeil mit Jochen Mass, Manuel Reuter und Stanley Dickens den Sieg.
Es ist der bislang einzige Sieg einer japanischen Marke und der einzige Sieg eines Autos mit Wankelmotor in Le Mans. Der Mazda 787B profitierte zwar von den Ausfällen der Konkurrenz, bewies aber die Zuverlässigkeit der kreisenden Kolben. Unvergessen bleibt der irre Sound zwischen Mixer und Säge, der den Fahrern zusetzte. Platz fünf belegte damals übrigens ein gewisser Michael Schumacher auf Mercedes.
Für die Sportwagen-WM konzipierte Peugeot den 905. Sein 650 PS starker V10 kam 1994 für eine Saison in der Formel 1 bei McLaren zum Einsatz. In den beiden Jahren zuvor hatte der 905 souverän in Le Mans gesiegt.
Der bislang letzte von insgesamt 16 Porsche-Siegen datiert auf das Jahr 1998. Optisch orientierte sich der erfolgreiche 911 GT1 an der Baureihe 996. Porsche baute auch 21 Straßenfahrzeuge zum Stückpreis von 1,5 Millionen Mark.
1999 kann als Zäsur in der Geschichte des Rennens in Le Mans gelten. Mit BMW gewann letztmalig ein anderer deutscher Hersteller als Audi. Die Ingolstädter wiederum belegten bei ihrem Debüt die Plätze drei und vier.
Nur knapp wurde der Toyota GT-One 1999 in Le Mans von BMW geschlagen. Seither betreiben die Japaner einen hohen Aufwand für den Sieg, bislang aber ohne Erfolg.
Ab 2000 begann die Siegesserie von Audi in Le Mans, die bis 2008 nur vom Bentley Speed 8 unterbrochen wurde. Das war 2003, Audi trat damals zugunsten der Konzernschwester nicht an. Drei Jahre später sorgten die Ingolstädter für eine Premiere und siegten auf dem 13,6 Kilometer langen Kurs erstmals mit einem Diesel.
Im Kampf um die Diesel-Krone rangelte sich Peugeot lange Zeit mit Audi in Le Mans. Der 908 HDi sorgte 2009 nicht nur für den letzten französischen Sieg, er ist auch bis heute der letzte "Nicht-Audi", der beim 24-Stunden-Rennen an der Sarthe gewann.
Mittlerweile ist Hybrid das Zauberwort in Le Mans. 2014 meldete sich Porsche nach vielen Jahren mit dem 919 Hybrid zurück. Tatsächlich wurde das Rennen spannend wie nie: Erst im letzten Rennviertel brachten Defekte die beiden Porsche um den möglichen Sieg.
Geschafft: Wegen viel mechanischem Pech der Konkurrenten Porsche und Toyota holte sich Audi auch 2014 den Sieg in Le Mans. Die Marke hat mit 13 Siegen in 16 Teilnahmen ihre Le-Mans-Erfolgsquote auf 81,25 Prozent gesteigert. Kein anderer Automobilhersteller hat in der Geschichte des Langstecken-Klassikers in so kurzer Zeit so viele Siegespokale errungen.