Neutralität ist eines der wichtigsten Gebote im Journalismus. Doch in diesem Fall erlauben wir uns einmal eine Ausnahme: Es geht um die schlimmsten Optik-Sünden der Automobilindustrie. Was oft als "mutig" umschrieben wird, ist meist nur eins: abgrundtief hässlich. Kommen Sie mit in die Geisterbahn des Automobildesigns!
Völlig zu Recht erwies sich der Mercedes Vaneo (2001-2005) als Flop. Schon die normale A-Klasse, welche die Basis für den Vaneo lieferte, war kein Ausbund an Schönheit. Der hohe Aufbau macht den Vaneo zu Quasimodo, dem Glöckner von Notre-Dame.
Ein verlässlicher Kandidat für die Top drei der automobilen Geschmacklosigkeiten ist der Pontiac Aztek (2001-2005). Kaum einer hätte gedacht, dass die bizarre Aztek-Studie von 1999 genauso in Serie geht. Pontiac ist inzwischen längst tot, der Aztek aber lebt: als Nebendarsteller in der US-Kultserie "Breaking Bad".
Die Legende besagt, dass es bei der Pressevorstellung des Ford Scorpio II (1994-1998) plötzlich sehr still im Saal wurde. Auch heute noch sorgt die skurrile Designmischung mit Fischmaul-Grill für offene Münder.
Dem Volvo 262 C (1976-1982) ist nichts Schweres aufs Dach gefallen. Im Gegenteil, das seltsam flache Oberteil war gewollt. Die krude Schweden-Mischung wurde übrigens bei Bertone gebaut.
In der Toskana arbeitet die Firma Vygor an einem ganz besonderen Projekt. Das Modell Opera, zu Deutsch "Oper", soll die Vorzüge eines Gran Turismos mit denen eines SUVs verbinden. Angesichts des bizarren Resultats verlangen wir keine Zugabe.
Ohja, das hat Fiat tatsächlich einmal ernst gemeint. Der Multipla (1999-2010) ist in seiner Ur-Version (Bild) der König des schlechten Automobildesigns. Man könnte vermuten, der Gestalter des Multipla läge mit Beton an den Füßen im Mittelmeer. Doch der abgefahrenste Van aller Zeiten steht sogar im Museum of Modern Art in New York.
Bereits als Pick-up (Bild) ist der SsangYong Actyon (seit 2006) gewöhnungsbedürftig. Den optischen Super-GAU gibt es dann endgültig bei der SUV-Variante mit Extrem-Fließheck.
Geht es Ihnen auch so? Immer, wenn wir einen Nissan Juke (seit 2010) sehen, denken wir, dass die Scheinwerfer oben sind. Sind sie aber nicht, denn die runden, ochsenartigen Nüstern beleuchten die Straße.
Die Zeit heilt alle Wunden? Beim zwischen 2001 und 2008 gebauten BMW 7er sind wir uns da nicht sicher. Harmonisch sieht das Dickschiff auch heute nicht aus.
Wissen Sie, was ein "Sport Activity Coupé" ist? Das hier: Der BMW X6 (seit 2008) ist unübersichtlicher, unpraktischer und teurer als ein X5. Und trotzdem ein Verkaufserfolg.
Okay, wir wollen nicht unfair sein: Die Idee, möglichst viel Raum auf kleiner Fläche zu schaffen, führt meist zu einem eher zweckmäßigen Resultat. Aber muss der vordere Stoßfänger beim Citroën Nemo (seit 2007) so dermaßen nach Unterbiss und einem vorgerecktem Kiefer aussehen?
Prinzipiell ist es immer zu begrüßen, wenn sich ein Autohersteller etwas Neues traut. Im Fall der zweiten Generation des Renault Mégane (2002-2009) war das Heck leider ein Fehlgriff.
Sein Status als billigstes Auto der Welt macht den Tata Nano (seit 2009) interessant. Die absurde Mischung aus winzigen Rädern und hohem Aufbau lässt vermuten, dass auch der Designer aus Kostengründen eingespart wurde.
Dieses Mikromobil ist schon wieder so skurril, dass es cool ist. Der nur 1,34 Meter lange Peel P 50 (1961-1963) ist bis heute das kleinste Serienauto. So klein, dass er sogar in einen Fahrstuhl passt. Seit 2011 ist der Peel wieder zu haben, wahlweise mit Elektroantrieb oder 50-Kubik-Motor.
Schon wieder SsangYong! Was machen die Designer der koreanischen Marke nur, damit solche Totalausfälle wie der Rodius zustandekommen?
Sehen Sie genau hin. Was erkennt man? Richtig, eine aufgedunsene Mercedes S-Klasse mit feistem Kühlergrill. Jetzt wird klar, warum der Maybach (2003-2012) ein Flop wurde.
Böser Blick, aufgerissenes Maul und flache Frontscheibe: Eine Schönheit war der Peugeot 407 (2004-2011) nicht.
Warum sollten Kleinwagen nicht zum Cabrio mit Metallklappdach werden? Die passende Antwort liefert der Nissan Micra CC (2005-2009).
In nur vier Sekunden rast der bizarre Tango T600 von null auf Tempo 100. Bei seiner Optik meint man, er sei von zwei Lastwagen zerdrückt worden.
Schön, dass man einen Roadster auf Basis des Renault Twingo baut. Schön, dass man ihn Wind nennt. Aber wie soll das namensgebende Lüftchen bei der schmalen Dachöffnung ins Auto kommen? Schön, dass man den Renault Wind so selten sieht.
Früher. Früher war der Mercedes SL die Ikone des guten Geschmacks. Seit 2012 ist der Luxus-Benz nur noch ein Zerrbild seiner selbst mit wuchtiger Front, unharmonischen Scheinwerfern und langweiligem Heck.
Wir feiern VW ja gerne als Könner des ausgewogenen Designs. Dann schauen Sie mal hier: Der 1968 vorgestellte VW 411 war gewissermaßen der Super-Käfer. Neben der kahlen Frontpartie fiel speziell der große vordere Überhang auf und bescherte dem 411 seinen Spitznamen "Nasenbär".
Als Dacia mit dem Logan im Jahr 2004 neu durchstartete, ging das biedere Design des billigen Stufenheck-Autos bestenfalls als zweckmäßig durch. Doch Dacia hat gelernt, die aktuelle Modelle haben durchaus optischen Pfiff.
Damit das mal klar ist: Der Porsche Panamera (seit 2009) fährt sich super. Aber die sehr wuchtige Heckpartie hätte echt nicht sein müssen.
Artemis: laut Lexikon die griechische Göttin der Jagd und des Waldes. Angesichts dieser scheußlichen Mutation eines Porsche Cayenne stehen wir tatsächlich ratlos im Wald.
Ihre Frau wird sagen: "Schau mal, der Mitsuoka Orochi lächelt so schön!" Sie sagen: "Dem Designer hat doch jemand was ins Sushi getan!"
Bei Mitsouka ticken die Uhren komplett anders. Wir ringen noch nach Luft und suchen eine Erklärung für diese Mischung aus Rolls-Royce und Ford Mustang Cabrio.
Jetzt wissen wir endlich, wer den Mut hatte, einen Opel Corsa TR (1982-1987) zu fahren: dynamische Bootsbesitzer. Schade nur, dass die Dame den Mast nicht auf den TR fallen lässt, um dessen Design zu verbessern.
Eigentlich sah der Citroën Ami 6 ganz normal aus. Bis jemand den Windkanal zu stark aufdrehte. Doch Spaß beiseite: Der exaltierte Ami 6 (1961-1969) stammte aus der Feder von DS-Designer Flaminio Bertoni, der den Wagen sogar als sein Meisterstück betrachtete.
Schwer, wuchtig und eine Spur zu großspurig im Auftritt: Der riesige Audi Q7 steht für die negative Seite des SUV-Booms.
Wer in der pummeligen Englon-Studie von 2010 Züge eines Bentley erkennt, liegt nicht ganz falsch. Die Marke des chinesischen Herstellers Geely soll Autos mit englischem Stil verkaufen und bietet ganz offiziell sogar das London-Taxi TX4 an.
Hierzulande als "Kübelwagen" bekannt, nennen die Amis den VW 181 zutreffend "The Thing", also "das Ding". Die wie mit der Axt gehauene Form des 181 geht zurück auf seinen ursprünglichen militärischen Einsatzzweck.
Der Kombat T98 aus dem russischen Sankt Petersburg zählt zu den am stärksten gepanzerten Straßenfahrzeugen - und er soll laut Hersteller trotz seiner bis zu fünf Tonnen Gewicht 200 km/h schnell sein. Schönheit stand nicht im Lastenheft, Sicherheit schon.
Irgendwann hätten es die Hummer-Verantwortlichen einsehen müssen: Die Optik des militärischen Ur-Hummer ließ sich nicht beliebig auf kleinere Modelle wie den H3 (2005-2010) anwenden. Wobei klein relativ ist, selbst der H3 wiegt 2,2 Tonnen.
Viel hätte nicht gefehlt, und beim Aston Martin Lagonda (1976-1989) wären auch noch die Radläufe eckig. Als sei das Design nicht schon "shocking" genug, gab es innen ein ultramodernes Cockpit mit Digitalanzeigen.
Weil er nur drei Räder hatte, reichte in England der Motorradführerschein für den Reliant Robin (1973-2001). Das einzelne Rad vorne sieht nicht nur komisch aus, sondern sorgt auch für Kippgefahr. Berühmt wurden die Reliant-Dreiräder als Hassobjekt von "Mr. Bean".
Falls es einen Beweis braucht, warum die Marke Lancia am Ende ist, reicht ein Blick auf den Lybra (1999-2005). Sein Design schwankt zwischen langweilig und unharmonisch.
Gerade einmal 3,52 Meter war der Subaru Libero (1993-1998) lang, dafür aber 1,92 Meter hoch. Das eigenwillige Resultat sehen Sie auf dem Foto.
Was haben wir denn hier? Seat Altea? Altea XL? Nein, es ist der Toledo der dritten Generation (2004-2009). Kleiner Tipp: Toledo Nummer drei erkennt man am fiesen Hintern.
Bereits beim geschlossenen Chrysler PT Cruiser war man sich nicht ganz sicher, was er darstellte: Retro-Mobil, Kompaktvan oder beides? An Extravaganz kaum zu übertreffen: die Cabrioversion (2004-2008) mit fettem Überollbügel im Stil der 1980er-Jahre.
In Japan ist der winzige Daihatsu Move bis heute erfolgreich. Hierzulande gab es den Mikro-Van von 1995 bis 2002. Das Design der ersten Generation sorgt entweder für Kopfschütteln oder ein interessiertes Hochziehen der Augenbrauen.
Eine seltsame Optik muss sich nicht zwingend schlecht verkaufen. Das beweist der Renault 12 (1969-1980, im Bild die Gordini-Version), von dem in elf Jahren über vier Millionen Exemplare produziert wurden. Bis 2003 ging es bei Dacia in Rumänien weiter. Dort verpasste man ihm in den 1980er-Jahren fiese Platikanbauten, die das Auto nicht gerade schöner machten.
Im der heutigen Automobilbranche ist alles erlaubt, warum nicht auch ein SUV-Cabrio? Seit 2011 wird der offene Nissan Murano in den USA angeboten. Dort soll er auch ruhig bleiben.
Einen Tusch für den Kaiser des schlechten Geschmacks, für das Meisterstück des optischen Wahnsinns. Und wo könnte so etwas besser herkommen als aus China? Die Studie namens Changfeng Rhombus macht ihrem Namen alle Ehre: Die vier Räder des 4,90 Meter langen Grusel-Autos sind rautenförmig (!) an den jeweils äußersten Enden montiert.