Kreativ, skurril, verrückt: Die Meinungen zu den Fahrzeugschöpfungen von Rinspeed aus der Schweiz gehen oft weit auseinander. Hinter Rinspeed steht Frank M. Rinderknecht. Er gründete das Unternehmen im Jahr 1979 und sorgte schon zwei Jahre später mit einem ersten Konzeptfahrzeug für Furore. Die in Zumikon nahe Zürich ansässige Firma verdient ihr Geld mit Autozubehör und -veredelung, doch seit 1991 ist es Brauch geworden, pro Jahr mindestens eine außergewöhnliche Studie auf die Räder zu stellen. Präsentiert werden diese auf dem Genfer Auto-Salon. Wir zeigen Ihnen die ungewöhnlichsten Modelle.
2012 zeigt Rinspeed den Dock+Go in Genf, einen Elektro-Smart mit Rucksack. Die Idee: Ein Elektroauto sollte so leicht wie nur möglich sein - denn weniger Gewicht bedeutet mehr Reichweite. Für manche Einsatzzwecke ist aber mehr Raum nötig, als ihn ein Elektro-Smart liefern kann. Warum also nicht dem Stromer für solche Fahrten eine Art Rucksack mitgeben, der zu Hause gelassen werden kann, wenn er nicht benötigt wird?
Je nach Einsatzart gibt es unterschiedliche Andock-Rucksäcke. Sie haben jeweils eine Achse, machen das Elektroauto also zum Dreiachser. Diese so genannten Packs erfüllen je nach Bedarf unterschiedliche Aufgaben. Für das Auto des Pizzalieferanten gibt es eine Warmhaltebox, für den Handwerker einen Werkzeugkasten und für die Freizeit kann man ein Camping-, Golf-, Ski-, Beach- oder Party-Pack mieten oder auch kaufen.
2011 brachte Rinspeed einen Buggy namens BamBoo nach Genf mit. Das Dach lässt sich abnehmen, aufblasen und als Luftmatratze verwenden.
Der BamBoo soll an die legendären Strandflitzer der 1970er-Jahre von Citroën und Renault erinnern. Ein neuartiges "Identiface" ersetzt den Kühlergrill. Dank Internet-Verbindung lassen sich dort eigene Facebook-Inhalte anzeigen, Nachrichten aus aller Welt oder das Angebot, jemanden mit von A nach B zu nehmen.
Die Buchstaben des "UC?" stehen für "Urban Commuter", übersetzt "Pendlerfahrzeug". Er ist Bestandteil eines kompletten Mobilitätskonzepts und wurde laut Rinspeed für eine künftige Serienfertigung konzipiert. Optisch erinnert das 2,59 Meter kurze Fahrzeug an eine Mischung aus Fiat 500 und Smart Fortwo. Für längere Strecken nimmt der UC? den Zug. Die Querverladung in speziellen Waggons ermöglicht die simultane Be- und Entladung mehrerer Fahrzeuge in kürzester Zeit. Ladestationen an Bord der Waggons sorgen dafür, dass bei der Ankunft am Zielort eine volle Batterie und damit eine komplette Reichweite zur Verfügung stehen.
Gelenkt wird der Cityflitzer per Force-Feedback-Joystick, wodurch eine deutliche Rückmeldung von der Straße erzielt werden soll. Das ganze Fahrzeug funktioniert über ein elektronisches Drive-by-Wire-System.
Auch beim iChange ist der Name Programm: Per Knopfdruck verwandelt sich der 1,03 Meter flache Einsitzer in einen Zwei- oder Dreisitzer.
Bei genauer Betrachtung des iChange fällt auf, dass die Studie keine Türen besitzt. Stattdessen klappt die gesamte Dachpartie elektrisch nach vorne, um den Passagieren den Einstieg zu ermöglichen.
Der sQuba soll völlig autonom auf der Straße fahren können, also ohne Hilfsmittel und sogar gänzlich ohne Insassen. Darüber hinaus kann er sich als amphibisches Fahrzeug fortbewegen und in Wassertiefen von bis zu zehn Meter hinabtauchen.
Damit die Unterwasserwelt bei Tauchgängen keine bleibenden Schäden davonträgt, bezieht der sQuba seine Kraft von einem so genannten "Null-Emissions-Antrieb". Dahinter verbirgt sich ein drehmomentstarker Elektromotor mit Lithium-Ionen-Batterien, der die beiden Hinterräder antreibt. Als Leistung des Aggregats gibt Rinspeed 37 Kilowatt und 160 Newtonmeter an. Auf dem Wasser geht es mittels zweier Heckpropeller voran, für den Vortrieb beim Tauchen sorgen zwei Jetantriebe im Bug.
Der Clou des eXasis ist seine durchsichtige Karosserie. Selbst der Unterboden besteht aus transparentem, zartgelb schimmerndem Kunststoff.
Der eXasis wurde genau 40 Jahre nach der Vorstellung des Bayer-Kunststoffautos K 67 präsentiert. Angetrieben wird das Concept Car von einem Zweizylinder-Aggregat mit 750 Kubikzentimeter Hubraum. Es leistet rund 150 PS. Angetrieben wird das kleine Triebwerk durch Bioethanol. Angesichts der angepeilten 750 Kilogramm Gesamtgewicht des Fahrzeugs muss jede Pferdestärke so nur fünf Kilogramm bewegen.
Der auf dem Genfer Auto-Salon 2006 vorgestellte zaZen basiert auf dem Porsche 911 Carrera S. Die Höchstgeschwindigkeit des 1.495 Kilogramm schweren Wagens beträgt 293 km/h.
Die gesamte Dachkuppel des zaZen ist bis hinab zur Gürtellinie aus einem transparenten Kunststoff von der Firma Bayer gefertigt. In den meisten Rinspeed-Studien stecken neuartige Ideen der Zulieferer.
Nomen est omen: Der Rinspeed Senso fühlt sich mittels biometrischer Messdaten in den Fahrer ein und sorgt für die zur Stimmung passende Beleuchtung.
So misst im Senso eine biometrische Uhr die Pulsfrequenz des Fahrers. Eine "Mobile Eye"-Kamera registriert sein Fahrverhalten, also wie und wie häufig er die Fahrspur wechselt und wie dicht und schnell er auf vorausfahrende Autos auffährt. Nun - so die Vision - wertet ein Bordrechner die erhobenen Daten aus und schließt daraus auf den momentanen Gemütszustand des Fahrers.
Der Porsche Cayenne mit tiefer gelegtem Dach entstand gemeinsam mit EDAG.
Der Fahrzeugname des Chopster leitet sich vom Englischen "to chop" ab, was abschneiden bedeutet. Das passt, denn das Dach des Porsche Cayenne wurde um sieben Zentimeter tiefer gelegt.
Das hochseetüchtige Tragflächen-Amphibienfahrzeug Splash durchquerte den Ärmelkanal in Rekordzeit. Auf Knopfdruck verwandelt eine ausgeklügelte hydraulisch gesteuerte Mechanik den agilen Kurvenflitzer in ein Schwimmauto. Ein integriertes hochkomplexes Tragflügelsystem lässt das Gefährt knapp sechzig Zentimeter über der Wasseroberfläche fliegen.
Ab einer Wassertiefe von etwa 130 Zentimetern lässt sich ein hochkomplexes Flügelsystem aus der schlanken Karosserie entfalten. Schon bei sehr geringer Geschwindigkeit beginnt sich der Fahrzeugrumpf aus dem Wasser zu heben. Bereits ab 30 km/h kann der "fliegende" Zustand erreicht werden. Dann gleitet das außergewöhnliche Automobil in fast sechzig Zentimeter Höhe als Tragflügelfahrzeug über die Wasseroberfläche. Bei glatter Wasseroberfläche erreicht der Splash so eine Höchstgeschwindigkeit von etwa 80 km/h.
Per Knopfdruck lässt sich der Bedouin mit Doppelturbo-Erdgas-Motor von einem zweisitzigen Pick-up in einen viersitzigen Kombi verwandeln.
Für die Verwandlung sorgen zwei Elektromotoren, die zunächst das ganze Fahrzeugdach absenken oder anheben. Dabei faltet sich das vordere Dachteil bis zur Heckscheibe, das hintere zur Ladefläche.
Das Einmalige am Presto ist, dass er sich mittels Knopfdruck in wenigen Sekunden von einem knapp drei Meter kurzen offenen Zweisitzer in einen 3,70 Meter langen Viersitzer verwandeln kann.
Auch für einige weitere Details haben sich die Designer von Rinspeed pfiffige Lösungen einfallen lassen. So leuchtet beim Bremsen das Wort "Stop" auf und beim Abbiegen das Wort "Turn".
Der nur 97 Zentimeter hohe Advantige R One ist laut Rinspeed der erste Sportwagen der Welt, der mit Energie aus Grünabfällen fährt.
Höhe und Neigung des Cockpits - und damit des Fahrers - werden abhängig von der jeweils gefahrenen Geschwindigkeit elektromechanisch variiert: Bis zu einer Geschwindigkeit von 40 km/h nimmt das Cockpit automatisch die höchste Stufe ein. Über 75 km/h senkt es sich um 30 Zentimeter in die Tiefstposition ab.
Der Tattooo.com erinnert unverkennbar an die Epoche der Hot-Rods. Unter der Haube sorgt ein 5,7-Liter-V8 mit 409 PS für Vortrieb.
Auf der Ladefläche wartet ein Unterwasser-Motorroller namens "Breathing Observation Bubble". Damit soll jeder Anfänger leicht bis zu neun Meter tief tauchen können.
Der X-Trem M.U.V. auf Basis der Mercedes M-Klasse transportierte ein kleines Luftkissenboot auf der Ladefläche.
Die Besonderheit des X-Trem M.U.V.: Eine Ladevorrichtung namens X-Tra-Lift erlaubt die Aufnahme von allen möglichen Gütern und Plattformen. Diese werden von einem elektrisch oder hydraulisch betriebenen Schwenkarm, der gleichzeitig auch als Überrollbügel ausgebildet werden kann, vom Boden auf die Ladefläche - und natürlich auch umgekehrt - gehievt.
Wie viele Rinspeed-Studien ist auch der E-Go Rocket von einem historischen Vorbild inspiriert. Hier sind es die Salzsee-Rekordfahrzeuge der 1940er-Jahre.
Unter der großzügig bemessenen Motorenverkleidung verbirgt sich ein V8-Aggregat, der mit einem Kompressor 410 PS leistet. Das in der Fahrzeugmitte angeordnete Kraftpaket beschleunigt den Einsitzer aus dem Stand in 4,8 Sekunden auf 100 km/h. Die Neigung der Windschutzscheibe ist geschwindigkeitsabhängig einstellbar.
Der Roadster Mono Ego in den französischen Nationalfarben war 1997 der erste Einsitzer von Rinspeed mit Straßenzulassung.
Für das Design des Mono Ego war der französische Modedesigner Jean-Charles de Castelbajac verantwortlich. Ein 410 PS starker V8 treibt den Wagen an.
Das Design erinnert an den Bugatti Atlantique, doch das Vorbild für den Yello Talbo war der Talbot-Lago 150 SS "Figoni & Falaschi" von 1938.
Unter der schönen Haube des Yello Talbo steckt ein aufgeladener Achtzylinder mit 320 PS. Der Namensbestandteil "Yello" hat nicht nur mit der Farbe des Wagens zu tun, sondern mit dem gleichnamigen Schweizer Musik-Duo.
Rinspeeds Roadster aus dem Jahr 1995 ist ein optischer Leckerbissen. Die Grundform erinnert an klassische Roadster, doch dazu gesellen sich moderne Designelemente.
Speziell am Heck ist der Einfluss der legendären AC Cobra auf die Optik des Rinspeed Roadster unverkennbar. Während der "R" 218 PS leistet, wird der "SC-R" mittels Kompressor auf 305 PS gebracht.
Der Cyan basiert auf dem Bugatti EB 110 GT, dessen Karosserie rundum verfeinert und neu gestaltet wurde.
Die seitlichen Lufteinlässe versorgen den auf 600 PS leistungsgesteigerten Motor des Cyan mit ausreichend Atemluft. Der Heckflügel, dessen Mittelteil sich geschwindigkeitsabhängig im Anstellwinkel verstellt, soll auch bei der Höchstgeschwindigkeit von 350 km/h für genügend Abtrieb und optimale Aerodynamik garantieren.
Auf der Dodge Viper RT/10 basierte der giftgrüne Veleno. Das italienische Wort bedeutet Gift und passt zum namensstiftenden Reptil.
Der Veleno hatte vor fast 20 Jahren wegweisende Technik an Bord: ein Mobiltelefon. Zitat aus dem damaligen Pressetext: "Mit dem neuesten Natel C von Nokia Mobilphones, dem Typ Nokia 121 - mit seinen nur 275 Gramm Gewicht das mobilste und leistungsstärkste (bis 6 Watt mit Booster) Handy-Telefon der Welt - werden alle Verständigungsschwierigkeiten gelöst."
Der Schweizer Künstler Rolf Knie bemalte den Super-Nissan mit 420 Pferden - passend zu den 420 PS unter der Haube.
Seine enorme Leistungsfähigkeit stellte der 300 ZX Speed-Art im Februar 1992 auf dem Hockenheimring unter Beweis. Bei Testfahrten erreichte das High-Tech-Kunstwerk eine Höchstgeschwindigkeit von über 300 km/h und erzielte beachtliche Rundenzeiten.
Der Meister höchstpersönlich: Frank M. Rinderknecht, Jahrgang 1955, lässt sich wohl am besten als "innovativer Träumer" beschreiben. Man darf bereits gespannt sein, mit welchen Ideen er die Autowelt als Nächstes überraschen wird.