Frankfurt, 28. Januar 2008 - Der Trend ist klar: Immer kleiner und dennoch immer stärker werden die Motoren. Dieses Downsizing hat mit den hohen Spritpreisen und dem Zwang zu niedrigeren CO2-Emissionen zu tun. Und es betrifft auch die Diesel. So geht auch Fiat nun allmählich von den 1,9-Liter-Dieseln auf kleinere Aggregate über. Neu im Bravo sind zwei 1,6-Liter-Selbstzünder mit 105 und 120 PS. Wir haben die 105-PS-Version getestet, um zu sehen, was man erwarten darf.
Jetzt zwei 120-PS-Diesel
Wer einen Diesel will, konnte den Bravo bisher nur mit 1,9-Liter-Triebwerken bestellen. Eine 120- und eine 150-PS-Variante standen zur Verfügung. In Zukunft werden vier Diesel angeboten. Den Einstieg markieren nun die beiden neuen 1,6-Liter mit 105 und 120 PS. Die gleiche Leistung wie der letztere bietet der weiterhin gelistete 1,9-Liter. Schließlich wird der bekannte 150-PS-Diesel mit ebenfalls 1,9 Liter Hubraum weiter angeboten.
105-PS-Diesel mit starkem Vorwärtsdrang
Die 1,6-Liter-Selbstzünder wurden vollkommen neu entwickelt. Das 105-PS-Aggregat erreicht ein maximales Drehmoment von bulligen 290 Newtonmetern, die bereits bei 1.500 U/min anliegen. Das ist auch im Vergleich mit Konkurrenzmodellen ein guter Wert. Und er lässt sich in der Praxis deutlich spüren: Der Bravo macht mit dem 105-PS-Diesel richtig Spaß. Schon bei niedrigen Drehzahlen liefert der Italiener kräftigen Druck und drängt voran wie frisch entfesselt. Man fühlt sich deutlich schneller, als es der Sprintwert von 11,3 Sekunden für die Beschleunigung auf Tempo 100 belegt.
Leicht raues Leerlaufgeräusch
Die Common-Rail-Einspritzung arbeitet mit bis zu 1.600 bar und normalen Magnetventilen - anders als etwa Renaults 105-PS-Diesel, der Piezoventile besitzt und deshalb besonders geräuscharm arbeitet. Der Allerleiseste ist der neue Fiat-Selbstzünder daher nicht. Vor allem im Stand ist das typische raue Dieselgeräusch doch deutlich zu vernehmen. Beim Fahren bleibt die Geräuschentwicklung im Rahmen, bis auf ein leichtes Dröhnen im mittleren Drehzahlbereich.
Kein sensationeller Spritverbrauch
Der Motor wird serienmäßig mit einer Sechsgang-Schaltung kombiniert, das beim Schalten für unseren Geschmack ein wenig zu viel Widerstand leistet. Ab Mai soll es optional ein automatisiertes Schaltgetriebe geben, mit dem der Spritverbrauch des Bravo noch etwas niedriger als bei der Schaltversion ist. Mit dem serienmäßigen Getriebe verbraucht die 105-PS-Variante nur 4,5 Liter auf 100 Kilometer. Dieser von Fiat angegebene Wert liegt im Feld der vergleichbaren Modelle recht gut. So verbrauchen etwa der entsprechende Ford Focus ebenfalls 4,5 Liter, der Peugeot 308 sowie der Renault Mégane 4,7 Liter. Alle diese Aggregate sind 1,5- oder 1,6-Liter-Aggregate. Mit 5,2 Litern verbraucht der 1.7 CDTi im Opel Astra schon etwas mehr, und der 1,9-Liter-Diesel im gleichen Modell schluckt gleich 5,8 Liter. Hier zeichnet sich ein Zusammenhang ab, der den Effekt von Downsizing deutlich macht: je kleiner der Hubraum, desto niedriger der Verbrauch.
Der Effekt von Downsizing
Noch ganz im alten Stil ist der Klassenprimus VW Golf mit seinem 1,9-Liter-Diesel gehalten; er braucht mit Partikelfilter und Sechsgang-Getriebe 5,5 Liter. Doch auch VW bleibt nicht untätig in puncto Spritverbrauch. Die Bluemotion-Variante erreicht durch aerodynamische und andere reibungsmindernde Maßnahmen einen Verbrauch von 4,5 Liter. Einen dritten Weg geht BMW etwa beim 1er mit einem Start-Stopp-System. Ein ähnliches System stellt Fiat auf dem Genfer Auto-Salon unter dem Beinamen Aria vor. Laut Fiat-Pressesprecher Thomas Kern könnte es schon bald in Serie gehen.
Schon Euro-5-konform
Zur Umweltfreundlichkeit merkt Fiat noch an, dass die neuen italienischen Diesel im Gegensatz zu den Konkurrenzaggregaten bereits die Euro-5-Abgasnorm erfüllen. Um die hierfür erforderlichen Stickoxid-Grenzwerte einhalten zu können, muss das Gemisch etwas fetter eingestellt werden, was zu einem höheren Verbrauch führt. Dass der neue Motor dennoch zu den sparsamsten seiner Klasse gehört, ist umso lobenswerter. Zum Thema passt auch, dass der neue Bravo serienmäßig mit einem Partikelfilter ausgerüstet wird.
Weiche Abstimmung
Abgesehen vom Motor hat sich der Bravo nicht verändert. Weiterhin baut das Auto hinten auf eine Verbundlenkerachse, nicht wie beispielsweise der VW Golf auf die aufwendigere Mehrlenkerachse. Die Abstimmung ist recht weich und damit besser für lange Autobahnstrecken als für die sportliche Landstraßenkurverei geeignet. Der ausschließlich als Fünftürer erhältliche Bravo hat im Fond etwas wenig Platz. Sowohl die Knie- wie die Kopffreiheit ist recht beschränkt. Das Kofferraumvolumen in der fünfsitzigen Konfiguration ist mit 400 Liter großzügig, doch bei umgeklappten Sitzen werden daraus nur 1.175 Liter, was unter Klassendurchschnitt liegt. Außerdem müssen die Vordersitze zum Umklappen der Fondmöbel vorgerückt werden. Beim Ausladen stört die hohe Ladeschwelle.
Ab 18.350 Euro
Den 105-PS-Diesel gibt es ab 18.350 Euro. Dafür erhält man die Ausstattung Active, die neben Sicherheitskomponenten wie ESP und sieben Airbags auch ein paar Komfortdetails umfasst: Eine fernbedienbare Zentralverriegelung, elektrisch einstellbare Außenspiegel und elektrische Fensterheber sind schon in der Grundversion an Bord. Die dritte Kopfstütze im Fond fehlt jedoch. Wer diese plus die oft georderten Extras Klimaanlage und CD-Radio haben will, wählt die Dynamic-Variante für 19.950 Euro. Schließlich gibt es die Emotion-Variante, die eine Klimaautomatik, Alufelgen, elektrische Fensterheber hinten sowie ein Multifunktionslenkrad besitzt und für 21.450 Euro zu haben ist. Die genannten Preise sind allerdings nur bis zum 10. März 2008 gültig. Danach steigen die Beträge um 350 Euro.
Günstige Preise
Vergleichen wir die Preise des zweiten Ausstattungsniveaus mit der Konkurrenz. Bei Fiat werden wie gesagt 19.950 Euro aufgerufen. Damit liegt das Auto günstig. Für den fünftürigen Ford Focus Style 1.6 TDCi zahlt man zum Beispiel 20.500 Euro, und auch andere Konkurrenten wie der Peugeot 308, der Citroën C4 und der Opel Astra sind teurer. Der VW Golf 1.9 TDI Edition mit Partikelfilter, Sechsgang-Getriebe und fünf Türen schlägt gar mit 22.700 Euro zu Buche.
Gesamtwertung
Gelungenes Downsizing
Der neue Diesel hat uns überzeugt. Auf der Straße macht er mit seinem kräftigen Durchzugsvermögen so viel Spaß, dass man sich allenfalls wegen möglicher Tempoverstöße Sorgen machen muss, nicht aber wegen zu wenig Power. Außerdem liegt der 105-PS-Diesel mit 4,5 Liter Verbrauch im Konkurrenzvergleich gut. Dazu erfüllt das Auto auch die Euro-5-Abgasnorm, was die Konkurrenz noch nicht schafft. Die Umwelt würde sich freuen, wenn dann - sagen wir mal, im Jahr 2009 - noch ein Start-Stopp-System dazukommt. Der Geldbeutel freut sich schon jetzt über den neuen Bravo-Diesel, denn auch hier schneidet der Bravo im Vergleich zum Wettbewerb gut ab.
Modell |
Fiat Bravo 1.6 Multijet 16V (105 PS) |
Motor
|
Bauart |
Turbodiesel mit Common- Rail- Einspritzung |
Zylinder / Ventile |
4 / 4 |
Antrieb |
Frontantrieb |
Getriebe |
Schaltung |
Gänge |
6 |
Hubraum |
1.598 cm³ |
Leistung |
77 kW bei 4.000 U/min |
max. Drehmoment |
290 Nm bei 1.500 U/min |
Fahrwerk
|
Bremsen vorn |
innenbelüftete Scheiben, 284 mm |
Bremsen hinten |
Scheiben, 251 mm |
Lenkung |
elektrische Zahnstangenlenkung |
Radaufhängung vorn |
Einzelradaufhängung an Quertraverse mit unteren Dreieckslenkern, McPherson- Federbeine, Stabilisator |
Radaufhängung hinten |
Einzelradaufhängung an Längslenkern, Verbundlenkerachse, Schraubenfedern |
Räder vorn |
6J x 15, 195/65 R 15 91 H (Active) |
Räder hinten |
6J x 15, 195/65 R 15 91 H (Active) |
Spurweite vorn |
1.530 mm |
Spurweite hinten |
1.524 mm |
Wendekreis |
10,4 m (Spur) m |
Maße
|
Länge |
4.336 mm |
Breite |
1.792 mm |
Höhe |
1.498 mm |
Radstand |
2.600 mm |
Leergewicht |
1.435 kg |
max. Zuladung |
435 kg |
Anhängelast (gebremst) |
1.300 kg |
Dachlast |
50 kg |
Kofferraumvolumen |
400 l |
Tank |
57 l |
Kraftstoffart |
Diesel |
Messwerte
|
Höchstgeschwindigkeit |
187 km/h |
Beschleunigung (0-100 km/h) |
11,3 s |
Verbrauch gesamt |
4,5 l/100 km |
Verbrauch innerorts |
5,8 l/100 km |
Verbrauch außerorts |
3,8 l/100 km |
CO2-Emission |
119 g/km |
Schadstoffklasse |
Euro-4-zertifiziert, Euro 5 wird laut Hersteller erfüllt |
Stand: Februar 2008
Modell |
Fiat Bravo 1.6 Multijet 16V (105 PS) Active |
Grundpreis |
18.350 € |
Ausstattung
|
ABS |
Serie |
Beifahrerairbag |
Serie |
Fahrerairbag |
Serie |
ASR |
Serie |
CD-Radio |
650 € |
elektr. Fensterheber hinten |
Serie |
elektr. Fensterheber vorn |
Serie |
elektr. Schiebedach |
1.150 € |
elektr. verst. Außenspiegel |
Serie |
ESP |
Serie |
Klimaanlage |
1.200 € |
Klimaautomatik |
erhältlich ab Dynamic |
Kopfairbag vorne |
Serie (durchgehend für vorn und hinten) |
Lederausstattung |
erhältlich ab Dynamic |
Leichtmetallfelgen |
ab 600 € |
Metalliclackierung |
520 € |
Nebelscheinwerfer |
190 € (mit Kurvenlichtfunktion) |
Seitenairbag vorne |
Serie |
Sitzhöheneinstellung |
Serie (Fahrer) |
Tempomat |
280 € |
Xenonlicht |
ab Dynamic erhältlich |
Zentralverriegelung |
Serie |
Knieairbag |
Serie |
Dritte Kopfstütze hinten |
- |
Reifendrucksensor |
270 € |
Lederlenkrad |
180 € |
Sitzheizung vorne |
180 € |
Rußpartikelfilter |
Serie |
elektronische Einparkhilfe hinten |
330 € |
elektronische Einparkhilfe vorn und hinten |
530 € |
Reifenreparaturkit |
Serie |
Notrad |
50 € |
elektrischer Zuheizer |
Serie |
Multifunktionslenkrad |
170 € |
asymmetrisch geteilt umklappbare Rückbank |
Serie |
Stand: Februar 2008