Seriennahes Mittelklasse-SUV und keilförmige Limousine auf der CES vorgestellt
Neben dem Afeela 1 zeigt Honda auf der CES auch zwei Designstudien der 0 Series. Dabei ist der keilförmige 0 Saloon eine Limousine, die noch nicht serienreif zu sein scheint. Dagegen wirkt der 0 SUV bereits fast wie ein Serienauto. Beide Modelle sollen laut Honda ab 2026 in Produktion gehen, und zwar im bestehenden Honda-Werk in Ohio. Der Marktstart ist ebenfalls für 2026 geplant, und zwar zuerst in Nordamerika, später auch in Europa.
Schon für das erste Halbjahr 2026 angekündigt wird das 0 SUV, bei dem es sich laut Honda um ein "mittelgroßes" Elektro-SUV handelt. Front und Seitenansicht wirken relativ konventionell, doch das Heck ist ungewöhnlich. Im Vergleich zum gewaltigen Hinterteil des Space Hub Concept von der CES 2024 wirkt es etwas filigraner, aber die Aussicht nach hinten scheint stark eingeschränkt zu sein. Ansonsten hat die Studie kamerabasierte Außenspiegel und plan integrierte Türgriffe.
Vom Interieur präsentiert Honda ein Bild, das vor allem das riesige Glasdach zeigt. Erkennbar ist aber auch, dass der loungeartige Innenraum des Space Hub Concept durch eine konventionelle Sitzanlage ersetzt wurde. Gelenkt wird per Steuerhorn und Steer-by-Wire-System. Statt eines konventionellen Innenspiegels gibt es ein rätselhaftes Konstrukt. Möglicherweise gehört ein Head-up-Display dazu, das das Bild einer Heckkamera zeigt.
Die Monitorlandschaft besteht aus mindestens zwei, vielleicht auch drei Monitoren - das Bild ist da nicht eindeutig. Grundsätzlich dürfte das Armaturenbrett aber ähnlich aussehen wie bei der Limousine. Dort gibt es ein Fahrerdisplay, einen Touchscreen und einen Beifahrermonitor, sowie ganz außen zwei Bildschirme für die Außenspiegel-Kameras. Gesessen wird auf anderen Möbeln als im SUV, nämlich ungewöhnlich geformten Integral-Sportsitzen:
Der 0 Saloon ist das Flaggschiff der 0 Series, das offenbar in der Oberklasse antreten soll, also gegen Mercedes EQS, Lucid Air und Porsche Taycan. Zu den Haupt-Unterschieden gegenüber der Studie von der CES 2024 gehört, dass die Flügeltüren durch konventionelle Türen ersetzt wurden. Doch es sind noch immer keine Türgriffe erkennbar und die geschlossenen Felgen wirken kaum serientauglich. Gleiches gilt für die Front, die mit ihrer scharfen, weit vorstehenden Kante wie gemacht zu sein scheint, bei einem Unfall Kniescheiben zu zertrümmern.
Technische Angaben zu Antrieb und Akku der beiden Modellen macht Honda offiziell noch nicht. Doch hat Autocar schon ein paar Eckpunkte von Honda erfahren. So soll es wahlweise einen Heckantrieb mit 180 kW oder einen Allradantrieb mit 360 kW geben. Die Limousine soll NMC-Batterien mit 80 bis 100 kWh erhalten. Zudem will Honda das von Tesla her bekannte Gigacasting in der Produktion einsetzen. Das soll auch ein niedrigeres Fahrzeuggewicht ermöglichen.
Honda stellte außerdem sein erstes eigenes Fahrzeug-Betriebssystem namens Asimo vor. Die Bezeichnung erinnert an den humanoiden Roboter von Honda, der schon vor über 20 Jahren vorgestellt und mehrmals auf Automessen gezeigt wurde. Das Betriebssystem soll auf den 0-Series-Fahrzeugen laufen. Beim autonomen Fahren soll Level 3 möglich sein, also "Eyes off": Man darf den Blick von der Straße abwenden, um sich zum Beispiel ein Video anzusehen, muss sich aber bereithalten, das Fahren wieder zu übernehmen.
Außerdem kündigte Honda eine Vereinbarung mit dem japanischen Halbleiter-Konzern Renesas Electronics zur Entwicklung eines System-on-Chip an, das Ende der 2020er-Jahre in der nächsten Generation der 0 Series eingeführt werden soll. Dabei bedeutet System on Chip, dass ein einzelner Microchip die Funktionen übernimmt, die normalerweise eine ganze Platine erfüllt. Vorteil soll eine schnellere Informationsverarbeitung sein.
Unter dem Strich
Honda will seine 0-Series-Fahrzeuge zwar in den USA bauen, aber auch in Europa auf den Markt bringen. Ein Mittelklasse-SUV wie es nun auf der CES gezeigt wurde, wäre bei uns wohl nicht von vorneherein chancenlos. Doch für eine Oberklasse-Limousine von Honda sehen wir hierzulande keine Zukunft. Bei Honda denkt man in Deutschland meist an Klein- und Kompaktautos wie den Jazz oder den Civic. 80.000 Euro für einen Oberklasse-Honda zu bezahlen, käme wohl kaum jemandem in den Sinn.