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Renault Espace (2023) im Erstkontakt: Austral für Sieben

Nach fast 40 Jahren hat sich der Van-Vorreiter zum großen SUV gewandelt

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Alter Wein in neuen Schläuchen: Musikfans kennen das Prinzip von Coverversionen großer Hits. Oder junge Sängerknaben respektive Mischpult-Götter verhackstücken einen Hit und mischen Samples in die neue Klangsuppe. Nicht unähnlich geht jetzt auch Renault vor. Nach seiner Premiere im Jahr 1984 entwickelte sich der Espace mit etwas Verzögerung zum großen Hit.

Viel Platz auf Einzelsitzen auch hinten, die in bester Tetris-Manier in fast jede Richtung platziert oder umgeklappt werden konnten. Konferenzraum oder Lagerhalle: Der Espace (französisch für "Raum") machte es 30 Jahre lang möglich. Dann erschien 2014 die fünfte Generation und mutierte stark in Richtung SUV, als Konsens fiel das Wort "Crossover". 

Die Passagiere in der zweiten Reihe nehmen auf einer Sitzbank Platz, die sich um 220 Millimeter längs verschieben lässt und in zwei unabhängige Einheiten im Verhältnis 60:40 geteilt ist. Die Kniefreiheit beträgt bis zu 321 Millimeter, zusätzlichen Komfort ermöglicht die bis um 31 Grad neigbare Rückenlehne.

In der aufpreisfreien dritten Sitzreihe für zwei Personen beträgt die Kniefreiheit noch 128 Millimeter. Diese lässt sich erweitern, indem mittels der Easy-Access-Funktion die Sitze in Reihe zwei nach vorne geschoben werden. Zusätzlich lässt sich die Rückenlehne nach vorne neigen.

Dank der verschiebbaren Sitzbank in der zweiten Reihe und der umklappbaren Sitze in Reihe drei kann das Kofferraumvolumen individuell an die jeweiligen Bedürfnisse angepasst werden. Je nach Konfiguration beträgt es:

  • 1.818 Liter im 5-Sitzer mit umgeklappter zweiter Sitzreihe
  • 777 Liter in der 5-sitzigen Version mit ganz nach vorne geschobener zweiter Sitzreihe
  • 159 Liter in der 7-sitzigen Ausführung mit eingebauter dritter Sitzreihe

Der neue Espace verfügt außerdem über eine elektrische Heckklappe, die sich vom Fahrerplatz aus, per Knopfdruck an der Heckklappe, über das schlüssellose Zugangssystem oder berührungslos per Fußsensor unter dem Heckstoßfänger öffnen oder schließen lässt.

Und wie ist das Volumen für die Unterbringung meiner Wenigkeit (immerhin 1,88 Meter groß) im Fond? In Reihe zwei gut, wenngleich die Beine nicht ganz in Opulenz schwelgen. In Reihe drei muss ich erst mühsam krabbeln und stelle fest: Hier fühlen sich nur Kinder wohl. Wer also kein familiäres Taxiunternehmen hat, kann getrost zum Fünfsitzer greifen. Die Zuladung beträgt zwischen 468 und 662 Kilogramm, zur Anhängelast schweigt sich Renault noch aus. 

Das optionale Panorama-Glasdach mit den Maßen 1,33 mal 0,84 Meter lässt mehr Licht als je zuvor in den Innenraum des neuen Espace. Das Glas ist auf der Innenseite beschichtet, um UV- und Infrarotstrahlen zu filtern sowie Wärme zu reflektieren.

Bereits vom Megane E-Tech und dem Austral kennt man das überaus gelungene skalierbare openR Link-Multimediasystem mit Google-Maps-Navigation und Google. Over-the-Air-Updates stellen sicher, dass das Betriebssystem stets auf dem aktuellen Stand ist.

Bereits die Einstiegsversion Techno verfügt über das openR Cockpit mit zwei Bildschirmen in Form eines liegenden L. Neben dem horizontalen 12,3-Zoll-TFT-Tachodisplay umfasst es den vertikalen 12-Zoll-Touchscreen in der Mittelkonsole. Optional ist ein 9,3 Zoll großes Head-up-Display lieferbar. Zum Aufladen von Endgeräten haben Mitreisende in jeder Sitzreihe Zugriff auf zwei USB-C-Anschlüsse.

Apropos Anhängelast: Der Antrieb des neuen Espace ist bereits vom Austral bekannt. "E-Tech Full-Hybrid 200" steht im Ausweis des Hybrid ohne Stecker. Die Systemleistung beträgt 146 kW (199 PS) und ist mit einer sogenannten Multi-Mode-Automatik kombiniert.

Die Basis bildet ein Dreizylinder-Turbobenziner mit 1,2 Liter Hubraum, der 96 kW (131 PS) leistet und ein Drehmoment von 205 Nm liefert. Unterstützt wird er von zwei Elektromotoren: dem Hauptaggregat mit 50 kW (68 PS), das ebenfalls 205 Nm Drehmoment mobilisiert, dem Antrieb dient und von einem 2-kWh/400-V-Lithium-Ionen-Akku gespeist wird sowie dem sekundären Hochspannungs-Startergenerator mit 18 kW (25 PS) und 50 Nm zum Anlassen des Verbrennungsmotors und zum Wechsel der Fahrstufen.

Kraftstoffverbrauch? Laut Renault ab 4,7 Liter Superbenzin pro 100 Kilometer. CO2-Emissionen: ab 105 Gramm pro Kilometer. Mit Hilfe von Paddels am Lenkrad lässt sich zwischen vier Rekuperationsstufen wechseln, im Stadtverkehr kann man so angeblich bis zu 80 Prozent aller Wege rein elektrisch zurückzulegen. 

Das kupplungslose Multi-Mode-Getriebe verfügt über zwei Fahrstufen für den elektrischen Antrieb und vier Fahrstufen für den Verbrennungsmotor. Die Gangwechsel erfolgen automatisch und ohne Zutun des Fahrers. Inklusive Leerlauf erlaubt das System insgesamt 15 Fahrstufen- und Antriebskombinationen.

Je nach Energiebedarf, Leistungsabgabe, Ladestand des Akkus und aktiviertem Fahrprogramm ermöglicht das System den Betrieb im vollelektrischen Modus sowie im seriellen und parallelen Hybridmodus.

Beim seriellen Hybrid treibt der Verbrennungsmotor den Generator an, der wiederum den elektrischen Fahrmotor mit Energie versorgt und den Akku lädt. Dies ist etwa bei geringem Ladestand der Fall. Im Parallelhybridbetrieb wirken E-Motoren und Verbrennungsmotor zugleich auf den Antriebsstrang, etwa beim starken Beschleunigen.

So weit, so gut. Und was ist mit Diesel und Allrad? Beides Fehlanzeige. Je nach Ausstattung gibt es die Allradlenkung namens "4Control Advanced". Als wichtigste Neuerung kombiniert Renault das System mit einer Mehrlenker-Hinterachse, die auf schlechten Straßen die vertikale Bewegung der Räder ausgleicht. Weiteres Novum: Bei niedrigen Fahrgeschwindigkeiten schlagen die Hinterräder mit maximal fünf Grad statt wie bisher 3,5 Grad in entgegengesetzter Richtung zur Vorderachse ein.

Bei Fahrgeschwindigkeiten über 50 km/h steuern die Hinterräder mit bis zu einem Grad in dieselbe Richtung wie die Vorderräder. 4Control Advanced wirkt so mit allen Rädern der Fliehkraft entgegen, welche die Hinterachse in der Kurve üblicherweise nach außen drückt. Dadurch erhält der Espace-Fahrer laut Renault mehr Sicherheitsreserven.

Ob noch die reinen Turbobenziner mit 140 und 158 PS beim neuen Espace kommen werden, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch offen, ebenso der Preis. Der günstigste Austral mit Vollhybrid kostet gut 41.000 Euro, weshalb wir mit um die 45.000 Euro beim Espace rechnen. Der Bestellstart erfolgt im Frühjahr 2023. 

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