Die variantenreiche Mittelklasse von einst wird 30 Jahre alt
Man kennt sie. Und irgendwie auch wieder nicht. Die Rede ist nicht von den eigenen Nachbarn, sondern von Autos, die so unauffällig blieben, dass sie heute nur eingefleischte Fans noch kennen. Solche Modelle müssen nicht zwangsläufig Flops gewesen sein, aber sie liefen unter dem Radar des gewöhnlichen Autokäufers. In unregelmäßiger Folge holen wir hier unter dem Titel "Kennen Sie den noch?" solche Old- und Youngtimer aus dem Nebel des Vergessens.
Vielleicht wiederhole ich mich. Aber wo ist die frühere japanische Mittelklasse hin? Zugegeben, im Passat-Land Deutschland hatte sie es nie einfach. Aber bis auf ein kurzes Aufflackern des Toyota Camry und dem immer noch hübschen 626-Erben Mazda 6 sind die großen Namen von einst in die USA ausgewandert.
So auch der Honda Accord, der dort kürzlich in seiner elften Generation in den Handel gekommen ist. Uns interessiert hier und heute aber die Nummer 5. Sie wird jetzt 30 Jahre alt. Ende 1989, der Vorgänger war gerade erst auf den Markt gekommen, begann bereits die Entwicklung von dessem Nachfolger. Honda entschied sich dafür, einen Accord für Japan und die USA zu konzipieren. Und einen Accord für Europa.
Der Accord der fünften Generation für den europäischen Markt wurde 1993 vorgestellt und unterschied sich völlig vom weltweiten Modell ("CD"). In Wirklichkeit handelte es sich um den Honda Ascot Innova für den japanischen Markt, der auf dem vorherigen Accord der vierten Generation ("CB") basierte.
Das Design des europäischen Accord wurde von Shigeo Ueno entworfen und 1989 fertiggestellt. Das Styling des europäischen Accord unterschied sich deutlich von dem der größeren nordamerikanischen Variante, die ein konventionelleres Limousinen-Design aufwies als das europäische Modell mit drittem Seitenfenster und relativ hohem Heck.
1996 erhielt der europäische Accord (also die Limousine) ein kleines Facelift an der Frontpartie sowie leicht veränderte Rückleuchten. Das Styling des überarbeiteten Accord blieb identisch mit dem des Ascot Innova und wies die Designsprache auf, die erstmals beim Honda Civic der fünften Generation eingeführt wurde. Der überarbeitete Accord war außerdem serienmäßig mit zwei Airbags ausgestattet.
Das Dieselmodell des Accord war mit dem Direkteinspritzer-Dieselmotor der L-Serie von Rover ausgestattet, der auch im Rover 600 verwendet wurde. Apropos Rover 600: Er erschien im Sommer 1993 und basierte auf dem Accord Mk5, griff beim Design aber Elemente des US-Accord auf.
Der Euro-Accord war in der Entwicklung nicht als Kombi und als Coupé vorgesehen gewesen, womöglich eine Folge der gemeinsamen Entwicklung mit Rover. Stattdessen entschied sich Honda ab 1994 für den Import der Coupé- und Kombi-Versionen (Aerodeck) des globalen Accord.
1995 starteten die Accord-Preise in Deutschland bei 30.880 DM für die 4,67 Meter lange Limousine mit 2,0-Liter-Benziner, 115 PS und 172 Nm Drehmoment. Der 2.0i ES mit 131 PS lag bei 45.280 Mark, Vollausstattung fast inklusive. Zum Vergleich: Eine mager ausgestattete VW Passat CL Limousine mit 115 PS begann erst bei 37.800 DM.
Für das Accord Coupé 2.2i ES mitsamt Klimaanlage und 150 PS standen knapp 49.000 Mark in der Liste, der 136 PS starke Aero Deck 2.0i LS erforderte mindestens 40.780 DM.