Voll sparsam und voll spaßig? Wir werden sehen ...
In seiner jetzigen Form wird der Suzuki Vitara seit 2015 so gebaut und ausgeliefert. Sieben Jahre also bereits. Und nachdem das letzte nennenswerte Facelift ebenfalls schon wieder zwei Jahre her ist, ergänzt der japanische Hersteller die Modellpalette des selbsternannten City-SUVs nun durch eine Variante mit Vollhybrid. Holt das den Vitara auf die Höhe der Zeit? Wir haben den Antrieb bei einer ersten kurzen Testfahrt ausprobieren können ...
Herzstück des HEV-Systems im Vitara Vollhybrid ist ein 24 kW und 60 Nm starker Elektromotor, der, anders als bei den zahlreichen Mild-Hybrid-Modellen von Suzuki auch aktiv am Vortrieb beteiligt sein kann.
Er unterstützt also den 102 PS starken 1,5-Liter-Vierzylinder-Saugbenziner bei seiner Arbeit und steuert seinen elektrischen Anteil zur Systemleistung von 115 PS bei. Weitergeleitet wird die Kraft über ein automatisiertes 6-Gang-Schaltgetriebe. Entweder an alle vier Räder oder (wie bei unserem Testwagen) exklusiv an die Vorderachse.
Die Lithium-Ionen-Batterie für den Elektromotor sitzt dabei unter dem Kofferraumboden, sodass das Volumen des Gepäckabteils gegenüber der nicht elektrische fahrbaren Vitara-Modelle weiter schrumpft. Schon 375 bis 1.120 Liter sind nämlich nicht gerade viel Ausgangsvolumen. Ein Golf ist da beispielsweise schon besser. Und der Vitara Vollhybrid kann nur 289 bis 1.046 Liter hinter der 60:40 teilbaren Rückbank aufnehmen. Denn irgendwo muss der 0,84 kWh große 140-Volt-Akku ja hin. Er ist übrigens luftgekühlt und soll für einen sagenhaften Kilometer vollelektrischen Fahrspaß sorgen - bis 80 km/h.
Schwerer ist das HEV-Modell gegenüber den MHEV-Modellen ebenfalls geworden. Allerdings sprechen wir hier von lediglich 80 Kilogramm, die dazu eigentlich recht vorteilhaft im hinteren Fahrzeugteil und dort nicht allzu hoch verbaut wurden.
Und tatsächlich wirkt das sonst relativ nervöse und sehr leichte Heck des Vitara in der Vollhybrid-Version etwas souveräner. Glanzleistungen vollbringt das Fahrwerk aber trotzdem nicht. Hier steht Komfort einfach im Vordergrund und den meisten Kundinnen und Kunden dürfte die Performance in schnellen Kurven relativ egal sein.
Große Angst haben wir eigentlich viel mehr, wenn man in einer neuen Pressemappe von einem automatisierten Schaltgetriebe liest. Wankt der Wagen also nicht nur bei Quer-, sondern auch bei Längsbeschleunigungen? Kaum!
Wie das geht? Jedesmal wenn das Getriebe sich die Gedenksekunde nimmt, um eine neue Fahrstufe einzulegen, springt kurz fühl- und sogar hörbar der E-Motor ein, um das Drehmomentloch zu stopfen. Smart. Das normale 6-Gang-Automatikgetriebe, das Suzuki in den neuen 1.4 Boosterjet-Modellen des S-Cross einbaut, ist aber trotzdem besser und wäre uns auch hier lieber gewesen.
Wenn wir aber ehrlich sind, zählt am Ende bei einem Vollhybrid in dieser Klasse nur eins: der Verbrauch. Auf dem Papier ist die Ersparnis gar nicht mal so groß. Eine echte Überraschung. Suzuki gibt das Modell mit Frontantrieb mit 5,3 Liter/100 km an, wir brauchten laut Bordcomputer 5,7 Liter/100 km.
Der 129 PS starke Vitara mit dem 1,4-Liter-Turbobenziner und 48-Volt-Technik kommt laut WLTP-Zyklus aber auf nicht viel schlechtere 5,4 Liter/100 km und im realen Verkehr könnte mit dem weniger energiefressenden Schaltgetriebe und dem geringeren Gewicht ebenfalls ein Wert unter sechs Litern auf 100 km erreicht werden.
Bei den Abmessungen, dem Innenraum oder allen anderen Fahrzeugdetails hat sich übrigens nichts geändert. Unser Test aus dem Jahr 2019 hat demnach immer noch seine Gültigkeit und wenn Sie mehr über alle weiteren Eigenschaften des Vitara erfahren wollen, sollten Sie HIER klicken.
Angeboten wird der neue 1.5 Dualjet Hybrid in den beiden Ausstattungslinien "Comfort" und "Comfort+", die sich jeweils mit Front- und Allradantrieb kombinieren lassen. Bereits in der Version "Comfort" sind unter anderem ein Audiosystem mit Smartphone-Anbindung, eine Klimaautomatik und LED-Scheinwerfer an Bord.
Die serienmäßige Sicherheitsausstattung umfasst die Dual-Sensor-gestützte aktive Bremsunterstützung, das Spurhaltewarnsystem mit Lenkeingriff, eine Müdigkeitserkennung, eine Verkehrszeichenerkennung, ein Toter-Winkel-Warnsystem, einen Ausparkassistenten und eine Rückfahrkamera.
Die Einsteigervariante "Club" ist für den Vollhybrid übrigens nicht verfügbar. Aus diesem Grund beginnen die Preise auch erst bei 29.150 Euro für das Modell mit Frontantrieb. Die mit 31.850 Euro unwesentlich teurere Linie "Comfort+" rüstet Ihren Vitara dann noch mit einer Onboad-Navigation, einem Panorama-Glasschiebedach, elektrisch anklappbaren Außenspiegeln sowie polierten 17-Zoll-Felgen auf. Die Option auf den Allradantrieb kostet Sie dann jeweils noch einmal 1.850 Euro.
Die Erfüllung jeglicher Hybrid- und Elektroträume ist der neue Vitara Vollhybrid sicher nicht. Nichtsdestotrotz hinterlässt das neue Modell einen soliden Eindruck und für die anvisierte Kundschaft, die sich ein gutaussehendes SUV mit nicht allzu vielen Spielereien für den Alltag wünscht und dabei der Preis eine gewisse Rolle spielt, ist der Vitara sicher eine gute Wahl. Performance dürfen Sie dann aber keine erwarten und zum Effizienz-Helden werden Sie durch den Vollhybrid auch nicht.