Wie groß sind Stromverbrauch und Reichweite des Premium-Modells wirklich?
Der UX 300e ist das erste Elektroauto von Lexus. Wir konnten nicht widerstehen und haben das Elektro-SUV unserem Verbrauchstest unterzogen. Dabei kam das batteriebetriebene japanische Kompakt-SUV auf einen Stromverbrauch von 18,70 kWh/100 km, was bei deutschen Strompreisen 5,98 Euro/100 km entspricht.
Der Lexus UX 300e, obwohl in vielerlei Hinsicht zufriedenstellend und wirklich gut verarbeitet, schaffte es nicht, die vollen 360 Kilometer der Teststrecke mit einer Ladung zurückzulegen, sondern blieb bei 276 km stehen.
Der Durchschnittsverbrauch des Lexus UX 300e ist vor allem im Vergleich zu anderen Elektro-SUVs nicht gerade niedrig. So reiht sich das Auto am unteren Ende unseres Rankings ein.
Mehr als der Lexus verbrauchten nur der Jaguar I-Pace (18,8 kWh) und der Audi e-tron 55 quattro (19,0 kWh), beide größer und leistungsfähiger als unser Testwagen. Besser als der Lexus waren dagegen der Mercedes EQC 400 4Matic (16,6 kWh), der Kia e-Soul (15,9 kWh) und der Stromspar-König des Segments, der Hyundai Kona Elektro (12,0 kWh).
Kurios wirkt die Entscheidung, den elektrisch angetriebenen Lexus UX mit einer Gleichstrom-Schnellladesteckdose vom Typ CHAdeMO auszustatten (zusätzlich zur Wechselstrom-Steckdose vom Typ 2). Die maximale Ladeleistung liegt eigentlich bei 50 kW, doch im Test blieb sie fast immer zwischen 35 und 40 kW, mit kurzen Spitzen von bis zu 46 kW. Leider gibt es auf der 267 km langen Strecke von Orte (etwa 50 km nördlich von Rom) nach Cesena (bei Cesenatico/Rimini) keine öffentlichen Ladestationen mit solchen Steckdosen, so dass einige Stopps nötig waren, um die Batterie aufzuladen.
Der getestete Lexus UX 300e hatte die italienische Topausstattung Luxury, die serienmäßig Ledersitze (vorne elektrisch verstellbar), Head-up-Display, Mark-Levinson-Audiosystem mit 13 Lautsprechern und alle möglichen Assistenzsysteme bietet. Der italienische Preis liegt bei 61.000 Euro, in Deutschland ist der UX 300e nur als Leasingfahrzeug erhältlich.
Der UX 300e erweis sich als sehr leise, komfortabel und tadellos verarbeitet, sowohl innen als auch außen. Mit seiner ruhigen Art macht er das Fahren sehr entspannend und befriedigend. Auch die Fahrwerksabstimmung ist gut, und sorgt in jeder Situation für Sicherheit und eine außergewöhnlich ruhige Fahrt.
Eine Schwäche zeigt sich allerdings, wenn man die 150 kW (204 PS) im sportlichen Sinne voll ausnutzen will: Das häufige Eingreifen der elektronischen Antischlupf- und Schleuderschutzsysteme des Fronttrieblers macht eine schnelle Fahrt nicht gerade natürlich und intuitiv.
Auch in einzelnen Verkehrssituationen bewies der Lexus UX 300e, dass er fast immer 250 km mit einer Ladung schafft. Nur auf der Autobahn und teilweise in der Stadt sinkt die Reichweite darunter. Nur bei sehr vorsichtigem Umgang mit dem Gaspedal erreicht man 300 km.
Die Batterie mit einer Nennkapazität von 54,3 kWh (ca. 50 kWh nutzbar) sorgt dafür, dass im alltäglichen Gebrauch keine Reichweitenangst aufkommen muss. Bei längeren Fahrten auf der Autobahn muss man allerdings die Ladestopps sorgfältig einkalkulieren.
Hier die Testergebnisse im Einzelnen:
Fahrzeug: Lexus UX 300e Luxury
Deutscher Listenpreis: nur als Leasingfahrzeug zu haben
Testdatum: 19. März 2021
Wetter (Abfahrt/Ankunft): heiter, 14 Grad/ heiter, 7 Grad
Insgesamt bei den Tests gefahren: 948 km
Durchschnittsgeschwindigkeit auf der Strecke Rom-Forlì: 78 km/h
Reifen: Yokohama BluEarth *Winter V905 - 225/50 R18 M+S
Bordcomputer-Anzeige: 18,7 kWh/100 km
An der Ladesäule bestimmter Verbrauch: -
Mittel aus diesen Werten: 18,70 kWh/100 km
Strompreis: 0,32 Euro/kWh
Stromkosten: 5,98 Euro/100 km
Wenn Sie einen Freund nach dem Verbrauch seines Autos fragen, nennt er Ihnen wahrscheinlich einen Wert, der keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit erhebt. Vielleicht hat er den Wert vom Bordcomputer abgelesen, oder er hat seine Tankrechnungen aufbewahrt und sich daraus einen Verbrauch errechnet.
Ähnlich ermitteln wir unseren Testverbrauch: Er ergibt sich als Mittel aus Bordcomputer-Wert und dem an der Tankstelle ermittelten Verbrauch. Die Testautos werden stets von Fabio Gemelli von Motor1.com Italien gefahren. Der Journalist fährt häufig fürs Wochenende von der Redaktion in Rom in seine Heimat Forlì (in der Emilia-Romagna).
Dabei bewegt er die Autos bewusst sparsam: Er bleibt knapp unter der Höchstgeschwindigkeit (auf der italienischen Autobahn: 130 km/h), vermeidet abruptes Beschleunigen und Bremsen und fährt vorausschauend. Die Teststrecke Rom-Forlì ist etwa 360 Kilometer lang und umfasst 65 Prozent Superstrada (autobahnähnliche Schnellstraße, Tempolimit zwischen 90 und 110 km/h), 25 Prozent Autostrada (Autobahn, Tempolimit 130 km/h), fünf Prozent Strada Statale (Bundesstraße, Tempolimit 90 km/h) und fünf Prozent Stadtverkehr.
Dabei wird der Apennin überquert, die Strecke enthält also durchaus auch Steigungen. Die Durchschnittsgeschwindigkeit liegt in der Regel bei 70 bis 80 km/h. Am Ende der Strecke notiert unser Tester die Bordcomputer-Anzeige und berechnet (bei Autos mit Verbrennungsmotor) den Verbrauch an der Zapfsäule.
Dabei wird "von voll bis voll" gemessen, wobei voll bedeutet: Das Tanken wird beim ersten Klick der Zapfpistole beendet. Dann berechnet Fabio den Mittelwert. Die Kosten berechnen wir jedoch anhand der deutschen Preise (Durchschnittskosten laut ADAC zum Zeitpunkt der Veröffentlichung).
Bei Elektroautos verwenden wir den Bordcomputer-Verbrauch und einen durchschnittlichen Strompreis von 32 Cent pro kWh (gerundeter Durchschnittspreis für 1 kWh Haushaltsstrom in Deutschland im Jahr 2020 mit 19% MWst. laut Bundeswirtschaftsministerium). Bei Erdgas- und Autogas-Fahrzeugen wird der Durchschnittspreis von www.gas-tankstellen.de in Anschlag gebracht.