Das Facelift bringt mehr Strom, aber weniger Leistung
Haben Sie ihrer eigenen Mutter schon mal ein Auto empfohlen? Plötzlich sind ganz andere Kriterien wichtig. Scharfes Design und Tonnen von Fahrspaß? Nix da! Bequemer Einstieg und hohe Sitzposition (mit über 70 weiß man das zu schätzen), aber gerne kleine Abmessungen und Allrad, denn das Haus steht auf einem Berg. Wettrennen hat sie nicht mehr nötig. Und bitte nicht zu teuer.
Viel blieb da nicht mehr übrig. Einen Lada 4x4 oder Suzuki Jimny mochte ich ihr nicht antun und so wurde es der Suzuki Ignis. Klein, pfiffig gemacht und mit Allrad ("Allgrip" genannt) an Bord. Ein Volltreffer: Muttern ist glücklich.
Jetzt hat Suzuki den Ignis einer Modellpflege unterzogen. Und prompt wurde ich gefragt, was nun neu sei und was sich geändert habe. Wollen wir doch mal sehen ...
Richtig. Eine Naturschönheit ist er auch nach dem Facelift nicht, aber durchaus ein Gesicht in der Menge. Klein und hoch, diese Mischung findet man auf jedem Parkplatz wieder. Der nur 3,70 Meter lange Ignis ist in seiner Konzeption als Mikro-SUV tatsächlich einzigartig.
Zu den Änderungen: Neben den serienmäßigen LED-Scheinwerfern gibt es einen neuen Kühlergrill, der das U-Motiv des Tagfahrlichts zitiert. Hinzu gesellt sich ein neu gestalteter Stoßfänger mit silberfarbenem Bügel. Das trapezförmige Motiv findet sich auch im hinteren Stoßfänger wieder. Aber nur der Kenner wird die Unterschiede zum bisherigen Modell bemerken.
Ebenso hat sich Suzuki im Innenraum zurückgehalten. Und das ist gut so. Die Bedienung geht einfach von der Hand, alles ist gut ablesbar. Lediglich das Infotainment samt Touchscreen wirkt etwas angestaubt. Häufig setzte die Musik von meinem USB-Stick plötzlich aus und es wurde auf Radio gewechselt.
Fantastisch sind der Einstieg und das Raumangebot: Weit öffnende Türen (hinten fast im rechten Winkel) und dank verschiebbarer Rücksitze viel Platz im Fond. Dazu viel Luft über dem Kopf. War gut, ist gut, bleibt gut.
Der Kofferraum hat ein Ladevolumen von 267 Liter, das sich dank der verschiebbaren Rücksitzbank ab der Ausstattungslinie Comfort und der umklappbaren Rücksitzlehnen auf bis zu 1.100 Liter erweitern lässt. Der Allradantrieb knapst einiges ab, nur 204 Liter stehen hier zur Verfügung.
Die Kunden kümmert das nicht, gut ein Drittel der in Deutschland verkauften Ignis fahren mit 4x4. Noch ein Satz zum Allradantrieb: Über eine Visko-Kupplung wird hier ein Teil des Antriebsmoments an die Hinterräder geleitet, um zusätzliche Fahrstabilität bei Schnee und Eis sowie auf regennasser Fahrbahn zu gewährleisten.
Nach unseren letzten Erfahrungen mit dem Suzuki Ignis hatten wir uns sehnlichst den 111-PS-Turbobenziner aus dem Swift gewünscht. Aber Pustekuchen! Fortan gibt es nämlich WENIGER Leistung als bislang. Suzuki ist froh um jedes Gramm CO2-Einsparung, weshalb der bekannte 1,2-Liter-Saugbenziner nun elektrische Unterstützung bekommt.
Der weiterentwickelte 1,2-Liter Dualjet-Benzinmotor leistet jetzt 61 kW (83 PS) und produziert 107 Nm maximales Drehmoment bereits bei 2.800 U/min. Eine höhere Verdichtung, die elektrische Verstellung für die Einlassnockenwelle sowie ein optimierter bedarfsgerechter Kühl- und Ölkreislauf tragen zur höheren Effizienz des Vierzylindermotors bei.
Am Heck prangt stolz "Hybrid", doch man muss fairerweise von "Hybridchen" sprechen. Der Ignis ist jetzt serienmäßig mit einem 12V-Mild-Hybrid-System ausgestattet und verfügt über eine leistungsfähigere Lithium-Ionen Batterie (10 Ah statt 3 Ah), was ebenfalls zur Senkung von Kraftstoffverbrauch und CO2-Emissionen beiträgt. Je nach Antriebsvariante ist der Ignis gegenüber dem bisherigen Modell um bis zu elf Prozent sparsamer geworden.
Die Kraftübertragung erfolgt standardmäßig über ein manuelles Fünfganggetriebe, neu im Programm ist ein stufenloses CVT-Automatikgetriebe. Unser Test-Ignis hatte die konventionelle Schaltung an Bord, sie gleitet etwas knorpelig durch die Gassen. Wer zumeist in der Stadt und im Umland unterwegs ist, sollte das CVT in Betracht ziehen, muss dann aber auf Allrad verzichten.
Gefühlt ist der 2020er-Ignis etwas laufruhiger und federt einen Tick komfortabler als bislang. Aber spätestens auf der Autobahn hört der Spaß auf. Mangels eines sechsten Ganges wird es recht laut, ab Tempo 100 geht es nur noch zäh voran. Der Ignis müht sich tapfer auf 150 km/h, muss sich aber anstrengen.
Der Vergleich der Leistungsdaten zeigt, wo der Hase im Pfeffer liegt: Bislang bot der Ignis mit 90 PS ein maximales Drehmoment von 120 Newtonmeter bei 4.400 U/min, nun sind es 107 Newtonmeter bei 2.800 Touren. Wohl nicht ohne Grund gibt es keine offizielle Angabe für den 0-100-km/h-Sprint. Waren es bislang mit Allrad 11,9 Sekunden, so kam es mir nun schlapper vor.
Riskant wird die magere Leistung beim Überholen: Weil der fünfte Gang lang übersetzt ist, zieht es sich. Man sollte besser auf keinen Gegenverkehr hoffen.
3,9 Liter kombiniert gibt Suzuki für den Basis-Ignis an, 4,2 Liter sind es mit Allrad. Jedoch handelt es sich noch um Werte nach dem alten NEFZ-Zyklus, der 95 Gramm CO2/km für den Allrad-Ignis ausspuckt. Realistischer ist hier die Angabe nach dem neuen WLTP-Zyklus: 125 Gramm.
Das sind ungefähr 5,4 Liter im Schnitt, was sich mit dem von uns ermittelten Testverbrauch deckt: 5,6 Liter. Das geht auch mit Blick auf Allrad in Ordnung, wenngleich man ob des niedrigen Gewichts (985 kg) und des Mildhybrid-Systems eine höhere Einsparung erwarten könnte.
Blicken wir zum Schluss noch kurz auf die Preise: Suzuki bietet den Ignis in den drei Ausstattungslinien Club, Comfort und Comfort+ an. In der Basisversion Club gehört künftig ein CD-Radio mit Digitalradio-Empfang (DAB) zur Serienausstattung. Auch eine Klimaanlage ist serienmäßig.
Die Comfort-Version inkludiert eine Sitzheizung vorn sowie einzeln verschiebbare Rücksitze hinten. Bei der Ausstattungslinie Comfort+ sind neben diversen Assistenzsystemen auch ein Tempomat und ein Audio-System mit Smartphone-Anbindung enthalten.
Der Suzuki Ignis beginnt mit 19 Prozent Mehrwertsteuer bei 15.470 Euro, aktuell sind es 15.080 Euro mit 16 Prozent. Mit Topausstattung und Allrad notiert der Ignis bei 18.969 Euro. Die zusätzliche Technik und die erweiterte Grundausstattung haben ihren Preis: Bislang begann der Ignis Club bei 13.690 Euro.
Das clevere Konzept des Suzuki Ignis bleibt unerreicht: Es gibt gibt kein kleineres und praktischeres Allradauto auf dem Markt. Gewiss ist der Ignis als Stadtauto konzipiert. Dort kann der neue Mildhybrid seine Stärken ausspielen. Trotzdem bleibt das Gefühl der Untermotorisierung. Wer also bereits einen Ignis besitzt, braucht sich nicht über das Facelift zu grämen.