Kaum jemand hat diese Marke und diesen Pick-up auf dem Radar. Völlig zu Unrecht ...
Er ist ziemlich groß. 5,27 x 1,87 x 1,79 Meter. Außerdem heißt er (wenn auch etwas anders geschrieben) wie ein vornehmlich auf eine männliche Zuschauerschaft ausgerichteter Privatsender und kann bis zu 3,5 Tonnen an die Anhängerkupplung nehmen. Der Isuzu D-Max. Ein Pick-up, der in Südostasien nach dem Toyota Hilux den zweiten Rang in den Verkaufszahlen dieser Klasse belegt und hierzulande so gut wie keine Rolle spielt. Zu Unrecht? Test!
Wie so viele andere Pick-ups in Europa geht auch der Isuzu D-Max in der Ein-Tonnen-Kategorie an den Start. Die Konkurrenz ist hierzulande also eigentlich recht überschaubar. Neben dem bereits erwähnten Toyota Hilux kann man sich in Deutschland auch für einen Ford Ranger oder einen Mitsubishi L200 entscheiden.
Der VW Amarok befindet sich aktuell im Modellwechsel und der Nissan Navara ist seit Dezember 2021 aufgrund der Werkschließung in Barcelona raus. Und beim Renault Alaskan, dem Fiat Fullback oder der Mercedes X-Klasse war durch den mangelnden Erfolg nach kurzer Zeit schon wieder Schluss mit Ladeflächen-Spaß.
Der D-Max ist seit Ende 2020 in Deutschland erhältlich und der Testwagen, den uns Isuzu auf den Hof gestellt hat, könnte nicht weiter von den Modellen entfernt sein, die vornehmlich in den Kernmärkten verkauft werden. Während preisgünstige Modelle mit wenig Ausstattung als Single Cab oder Space Cab auf der anderen Seite des Planeten ziehen, will die europäische Kundschaft vermeintlich eine volle Hütte und vier vollwertige Türen.
Also parkt jetzt ein Double Cab-Modell in der höchsten Linie "V-Cross" vor dem Haus. Mit Allrad, Automatik und in der knalligen Farbe "Valencia Orange". Schick. Und mit 53.083,10 Euro nicht ganz billig.
Unter der Haube und hinter der schön gestalteten Front (hier kann sich die Konkurrenz wirklich eine Scheibe abschneiden) sind alle D-Max-Derivate aber identisch. Zum Einsatz kommt immer ein 1,9-Liter-Turbodiesel, der aus seinen vier Zylindern eine Leistung von 163 PS sowie ein maximales Drehmoment von 360 Nm schöpft.
Klingt im ersten Moment nach sehr wenig Power, oder? Schließlich wollen 2.105 kg Leergewicht bewegt werden. Dazu kommen 995 kg Zuladung und ein Maximal-Gespanngewicht von sagenhaften 6.000 kg. Krasse Zahlen für die Tiguan-Fraktion. Und im Klassenvergleich aber durchaus starke Konkurrenz.
Das der Einheitsmotor trotz seiner kleinen Brennräume die Nutzfahrzeug-Arbeit nicht scheut, verrät er akustisch nach dem Druck auf den Startknopf. Der kernige Sound und das vehemente Nageln im kalten Zustand wirken da im Vergleich zur schicken Ausstattung mit den komfortablen Sitzen, der guten Beinfreiheit im Fond, dem schwarzen Dachhimmel, dem Apple CarPlay- oder AndroidAuto-fähigen 9-Zoll-Infotainmentsystem und der toll verarbeiteten Mittelkonsole samt Klimaautomatik-Bedienelement im Audi-Stil irgendwie immer konträr. Nach einer kurzen Warmlaufphase verschwindet der Krach aber und weicht einem angenehmen Brummen.
Also zurück auf die Straße: Auch wenn sich die weich schaltende Sechsgang-Automatik alle Mühe gibt, möglichst schnell und weich die Fahrstufen zu wechseln, darf man natürlich keine Performance-Wunder erwarten. Trotzdem weiß die Gangbox, was sie zu tun hat.
Eine 0-100-km/h-Zeit kommuniziert Isuzu aber trotzdem nicht. Nicht einmal in dem offiziellen Prospekt. 12 bis 13 Sekunden vergehen aber sicherlich, bis die Marke geknackt ist und bei Tempo 180 ist dann auch schon wieder Schluss. Reicht aber auch. So schnell muss man Dinge in der Regel ja nicht transportieren.
Dabei fällt auf, dass der D-Max auch jenseits der 150 km/h ziemlich stabil bleibt. Das rustikale Fahrwerk mit Starrachse samt Blattfedern hinten sowie Einzelradaufhängung vorne ist für ein solches System also ziemlich verbindlich und federt zudem Querfugen ohne viel Gepolter und unliebsame Stöße weg.
Dazu kommt, dass die Ladefläche per Rollo verschließbar ist und so etwaige Verwirbelungen vermieden werden. Und ein bisschen mehr Gewicht packt man so auch noch ganz nebenbei auf die Hinterachse. Blattfedern finden etwas Vorspannung immer ganz gut und das typische "Hoppeln" verschwindet so. Die Lenkung? Etwas schwammig, geht aber ebenfalls klar.
Fürs schwere Gelände wäre der D-Max übrigens auch mehr als gerüstet. Neben dem robusten Unterbau verfügt das Modell nämlich noch über eine manuell zuschaltbare Vorderachse (also Allradantrieb auf Abruf), ein Untersetzungsgetriebe sowie ein sperrbares Hinterachsdifferenzial.
Dazu 80 cm Wattiefe und kurze Überhänge. Perfekt. Limitierende Faktoren sind hier lediglich der Radstand von knapp 3,13 Meter und die 265er-Straßenreifen auf den schicken 18-Zoll-Felgen. Letztere wollen wir nur ungern kaputt fahren, wenn wir uns die Reifen im Geröll irgendwo aufschlitzen.
Für den Einsatz im Straßenverkehr ist der D-Max aber auch technisch sehr gut gerüstet. Eine ganze Armada an Assistenzsystemen, die man - wenn man die vorherige Generation dieses Fahrzeugs kennt - nicht wirklich in einem Isuzu erwarten würde, hilft beim Abstand und Tempo halten, beim Lenken, per Videokamera beim Rückwärtsfahren und bei allen sicherheitsrelevanten Themenschwerpunkten. Alles ohne Aufpreis in der "V-Cross"-Version mit drin. Nur die eingangs erwähnte Farbe kostet extra.
Im Hinblick auf den Verbrauch halten sich die laufenden Kosten ebenfalls im Rahmen. Trotz der Größe, des Gewichts und der Fähigkeiten kommen wir - ohne groß auf unseren Fahrstil zu achten - mit rund 8,3 l/100km hin. Damit liegen wir zwischen dem NEFZ-Wert (7,4 l/100km) und dem WLTP-Verbrauch (9,2 l/100km). Ziemlich gut für den gutaussehenden Lademeister.
In erster Linie ist und bleibt der Isuzu D-Max natürlich ein Arbeitstier. Trotzdem muss man bei der Neuauflage des Pick-ups nicht mehr auf ein tolles Design, Konnektivität, Assistenzsysteme sowie Komfort und einen schicken sowie gut verarbeiteten Innenraum verzichten. Der Hersteller macht hier eigentlich alles richtig und wenn Sie mit einem Ladeflächen-Fahrzeug liebäugeln, sollten Sie sich diesen Japaner in jedem Fall einmal näher ansehen.