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Renault Clio TCe 100 (2019) im Test

Wie gut ist die neue Generation?

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Das kleine Auto vor mir im digitalen Instrumentendisplay blinkt, wenn ich auch blinke. Klein und digital: Gute Stichwörter für die fünfte Generation des Renault Clio, die seit einigen Wochen beim Händler steht. Was kann der Ur-Ur-Enkel des seligen Renault 5? Wir haben den Kleinwagen getestet.

Wirkt optisch ziemlich vertraut. Ist der wirklich neu?

Ist er. So neu, dass der Clio nun auf der sogenannten CMF-B-Plattform steht, ebenso sein etwas größerer Bruder Captur. Sie ermöglicht Renault, dass der neue Clio sogar 12 Millimeter kürzer ist als sein Vorgänger, aber dennoch mehr Platz bietet. In der Tat geht das Raumangebot in Ordnung, wenngleich man kein First-Class-Niveau erwarten sollte. Gewiß, Konkurrenten wie der VW Polo bieten noch ein Quäntchen mehr, aber auch im Clio kann man es durchaus zu viert aushalten, ohne dass gleich ein Bürgerkrieg ausbricht.

Mit Blick auf die Abmessungen bleibt der neue Clio im klassenüblichen Rahmen: 4,05 Meter Länge, 1,80 Meter Breite und 1,44 Meter Höhe. Zum Vergleich: 4,05 Meter ist auch der VW Polo lang, 4,06 Meter der neue Opel Corsa. Punkten kann der Clio mit seinem großen Kofferraum: 391 bis 1.096 Liter passen hinein.  Praktisch ist der Griff an der Heckklappe, nicht ganz so dufte die innere Ladekante und die Abwesenheit eines verstellbaren Gepäckraumbodens. Da ich gerade beim Lästern bin: Die hinteren Klapptürgriffe am Seitenfenster sind zwar gut für die Optik, nicht aber in Bezug auf die Ergonomie. Wie inzwischen bei Kleinwagen üblich, gibt es den Clio ausschließlich als Fünftürer. Beim Blick auf das Karosseriedesign zeigen sich viele Ähnlichkeiten zum Vorgänger. Die Neuauflage wurde nicht komplett umgekrempelt, sondern nachgeschärft und gestrafft, was dem Wagen sichtlich gut tut.

Was mich persönlich erfreut hat, ist die feine Interieurqualität mit lederähnlichen Stoffen und geschäumten Kunststoffen. Das macht ein Audi A1 nicht besser. Gut durchdacht ist das Armaturenbrett mit zum Fahrer geneigten Touchscreen des Infotainments. Hier würde ich nur anmerken: Den wuchtigen 9,3-Zoll-Bildschirm braucht es nicht unbedingt, das teils serienmäßige 7-Zoll-System reicht. Die digitalen Instrumente sind ab "Intens" inklusive, hier stehen verschiedene Ansichten zur Wahl. Nur die dafür zuständige Taste mit dem Blumensymbol muss man erst einmal finden. Ganz ehrlich: Die meisten Clio-Besitzer werden sich wohl eine Grafik aussuchen und dabei bleiben. Lange Menschen wie meine Wenigkeit finden noch einen Kritikpunkt: Das Lenkrad lässt sich nicht genug in der Höhe verstellen. Insgesamt präsentiert sich der Clio aufgeräumt, so befindet sich die Taste für Sitzheizung endlich in der Mittelkonsole. Als Eigenart geblieben ist der Bediensatellit für Lautstärke, Radio und Co. hinter dem Lenkrad.

Wie fährt er sich?

Der Turbo-Benziner mit einem Liter Hubraum und 100 PS Leistung ist eine Neuentwicklung, man findet ihn inzwischen auch in Konzernfahrzeugen wie dem Dacia Duster. Gut gedämmt treibt der Dreizylinder den Clio an, er markiert die goldene Mitte zwischen den Saugern mit 65 respektive 73 PS und dem 130-PS-Turbo mit Doppelkupplungsgetriebe. Letzteres würde ich mir auch für den Clio mit 100 PS wünschen, denn Schaltung und Getriebe sind seine Achillesferse. Besonders zwischen dem ersten und dem dritten Gang ist die Führung der Fünfgang-Box unpräzise. Die lange Übersetzung ist in der Ebene prima, hier bleibt der Clio bis etwa 160 km/h relativ leise und liegt ruhig auf der Straße. An Steigungen verhungert er aber im höchsten Gang, hier hilft nur Herunterschalten. Etwas überraschend stehen die 160 Newtonmeter maximales Drehmoment (auch nicht gerade die Welt) erst ab 2.750 Touren bereit. Ins Bild passen auch die geruhsamen 11,8 Sekunden auf Tempo 100. Unser Testverbrauch: 6,3 Liter. (Man kann ihn aber auch mit 3,7 Liter fahren, wie unser italienischer Kollege Fabio Gemelli hier beweist.)

Und was kostet der Clio?

Im Vergleich zur Konkurrenz nicht die Welt, er entpuppt sich fast schon als Schnäppchen. Bei jedem Renault Clio sind LED-Scheinwerfer serienmäßig, für die VW beim Polo satte 985 Euro extra verlangt! Mit an Bord sind zudem immer eine Verkehrszeichenerkennung und ein Tempomat. Ich würde Ihnen die Intens-Ausstattung ans Herz legen. Hier kostet der Clio TCe 100 genau 18.190 Euro und ist bereits gut möbliert: 16-Zoll-Alus, Digitalinstrumente, Parkpiepser hinten, schlüsselloser Zugang, Klimaautomatik, 7-Zoll-Touchscreen mit Smartphone-Integration und eine Mittelarmlehne vorne. Android Auto und Apple CarPlay machen die 300 Euro für ein Navi überflüssig, gönnen sollte man sich aber das City-Paket mit Parkpiepsern vorne und Rückfahrkamera (300 Euro) und die Sitzheizung vorne (auch 300 Euro). Macht unter dem Strich 18.790 Euro. Gewerbetreibende kommen übrigens mit der "Business Edition" noch etwas günstiger weg. Klar, auch 18.790 Euro muss man erst einmal haben. Doch im Vergleich mit ähnlich konfigurierten Konkurrenten punktet der Clio enorm: Ein VW Polo Highline mit 95 PS kostet ausstattungsbereinigt 21.725 Euro, der Opel Corsa Elegance mit ähnlichen Extras 21.460 Euro.

Fazit: 8/10

Preis? Günstig! Kaum ein anderer Mitbewerber bietet einen Kleinwagen mit moderner Technik zu solch fairen Tarifen an. Billig ist der neue Renault Clio deswegen keineswegs, seine adrette Inneneinrichtung und das Raumangebot überzeugen. Auch der 100-PS-Benziner vermag zu gefallen, nur an der Getriebeübersetzung sollte Renault noch einmal feilen. Otto Normalfahrer kann dennoch bedenkenlos zugreifen. Keine Tricks, kein Nonsens, einfach ein gelungener Kleinwagen. Auch alle, die auf den neuen Dacia Sandero warten, der Clio-Elemente bekommt, sollten sich das Original durchaus einmal ansehen. Den Konzern freut es so oder so.   

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