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SsangYong Tivoli (2019) im Test: Der ist heiß

Unterwegs im neuen Turbobenziner mit 163 PS

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Man könnte meinen, die großen Autohersteller seien auf eine Goldmine gestoßen: SUVs respektive Crossover (bitte je nach politischer Einstellung aussuchen) mit einer Länge rund um 4,20 Meter. Das Nonplusultra unter den Kraftwagen, um das sich angeblich alle Kunden prügeln. Wen kümmern da schon die wahren Pioniere wie den fünftürigen Toyota RAV4 von 1995 (4,16 Meter), Opel Mokka von 2012 (4,27 Meter) oder der SsangYong Tivoli von 2015 (4,22 Meter). Speziell die "Zwei Drachen" (so die Übersetzung von SsangYong) und ihr Tivoli bewegten sich trotz günstiger Preise leider unterhalb des Radars hiesiger Autokäufer. Ändern soll das nun ein umfangreiches Facelift inklusive eines neuen Motors. Ist die Operation geglückt?

SsangYong Tivoli ... nie gehört. Erzähl mir mehr!

Die südkoreanische Marke stapelt etwas zu hoch, wenn sie sagt: "Die Frontpartie bis zur A-Säule und das Heck sind komplett neu." Grundsätzlich bleibt sich der Tivoli nämlich treu. Recht so, denn sein Design kann durchaus als pfiffig bezeichnet werden. Vorne gibt es künftig optional LED-Scheinwerfer (leider nur für die Topversion) und geänderte Tagfahrleuchten, während das Heck neu gestaltete Rückleuchten bekommt.

Innen fällt mir die steil stehende Frontscheibe auf, abgesehen von der breiten C-Säule herrschen gute Sichtverhältnisse. Und das Raumangebot? Nun, angesichts der schon erwähnten Länge von 4,22 Meter sollte man keine Wunder erwarten, doch SsangYong hat die 2,60 Meter Radstand des Tivoli gut genutzt. 422 Liter Gepäck passen laut Pressemitteilung in den Kofferraum, der mir persönlich eher kleiner vorkam. In die Berechnung könnten aber der Platz unter dem Ladeboden und die 32,5 Grad in der Neigung verstellbaren Fondlehnen eingeflossen sein. Tatsächlich nennt der offizielle Prospekt 395 Liter. Wie auch immer, damit liegt der Tivoli im Bereich von Skoda Kamiq (400 Liter) und VW T-Roc (445 Liter), die beide übrigens fast exakt die Länge des Tivoli aufweisen. Dort sitzt man vorne wie hinten kommod, im Fond übrigens ohne störenden Mitteltunnel. 

Besonders deutlich sind die Änderungen am 2019er-Modell im Cockpit zu sehen. War es optisch wie haptisch bislang eher auf dem Niveau eines 15 Jahre alten DVD-Players, so gibt es nun einen echten Sprung nach vorne: Regler für die Klimaautomatik mit Metallrand und Display innen, ein bis zu 9,2 Zoll großer Touchscreen und als Knüller eine digitale 10,25-Zoll-Instrumententafel mit Navigationsfunktion. Letztere aber nur in der Topausstattung, was allerdings angesichts der übersichtlichen analogen Anzeigen nicht sehr schmerzt. Einzig die Tankuhr ist etwas fitzelig geraten, im Gegenzug leuchten große Blinkersymbole mitsamt markantem Geräusch. So vergisst man garantiert nicht, den Blinker wieder abzustellen.

Bei den verwendeten Materialien ist Hartplastik nicht selten König, doch SsangYong hat sich bemüht, den Innenraum geschmackvoll einzurichten. Insgesamt wirkt alles viel stimmiger als bisher.

Und die Fahreindrücke?

Im SsangYong Tivoli gibt es auch künftig wie gehabt einen 1,6-Liter-Diesel, der aber von 115 auf 136 PS erstarkt ist und bis zu 324 Newtonmeter Drehmoment bietet. Ein echter Fortschritt mit Blick auf die Benzinerseite ist der neue 1,5-Liter-Turbo mit 163 PS und 280 Newtonmetern (260 mit der Automatik), denkt man an den müden 128-PS-Sauger, den er ablöst. Ähnlich wie beim größeren Korando ist künftig auch der Tivoli nach Lust und Laune mit Automatik (2.000 Euro) und/oder Allrad (auch 2.000 Euro) ausrüstbar. Solch eine Vielfalt bietet kaum ein Konkurrent, SsangYong hebt hervor, dass es erstmals auch die Kombination aus Benziner plus Schaltgetriebe plus Allrad gibt.

Ich greife mir den Benziner mit Automatik und Frontantrieb. Ein ausgezeichneter Motor für Otto Normalfahrer, in einem breiten Drehzahlband zwischen 1.500 und 4.500 Touren liefert die Maschine ihr maximales Drehmoment ab. Die Sechsgang-Automatik muss aber nicht unbedingt sein, besonders beim Kickdown agiert sie recht hektisch. Allerdings ist der Tivoli trotz der Sport-Taste, die mehr Präzision in die etwas rückmeldungsarme Lenkung bringt, beileibe keine Sportskanone. Solche Ambitionen erstickt der hohe Schwerpunkt im Keim. Macht aber nichts. Endlich mal wieder ein Auto ohne Lifestyle-Social-Media-Pseudosportlichkeit-Gedöns.

Positiv: Auch bei Tempo 120 bleiben die Windgeräusche niedrig. Negativ: Das generell zu straffe Fahrwerk mit arg trockenem Abrollverhalten. Mein Testwagen war mit 18-Zoll-Rädern bereift, vielleicht mindern kleinere Formate das Problem ein wenig. Zwei interessante Details am Rande: Der Müdigkeitswarner ist variabel einstellbar, außerdem lässt sich der Einschlagswinkel der Reifen im Cockpit prüfen.

Rück doch mal die Preise raus ...

Auf den ersten Blick ist die Preisgestaltung sensationell: 15.990 Euro für die Basisversion. Und zwar mit dem erwähnten Turbobenziner. Günstiger bekommt man wohl nirgendwo einen Neuwagen mit 163 PS! Aber es gibt einen Haken: Zwar sind viele Assistenten, etwa zur Verkehrszeichenerkennung, serienmäßig dabei. Doch für eine manuelle Klimaanlage plus Zentralverriegelung mit Fernbedienung und DAB-Radio werden noch mal 1.000 Euro fällig. Dann lieber gleich die nächsthöhere Version namens "Amber": 16-Zoll-Alus, Parkpiepser hinten, Rückfahrkamera, höhenverstellbarer Fahrersitz, die Klimaanlage und einen Acht-Zoll-Touchscreen mit Smartphone-App-Anbindung. Kostenpunkt: 19.990 Euro.

Seltsam bleibt die Aufpreisgestaltung von SsangYong: Einzelextras gibt es beim Tivoli kaum. Warum aber das Navi schon früher inklusive ist als eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik oder ein längsverstellbares (!) Lenkrad, bleibt schleierhaft. Möchte ich die beiden letztgenannten Dinge haben, bekomme ich zwangsläufig auch 18-Zoll-Felgen dazu.

Vor diesem Hintergrund sollte man vielleicht gleich die Topausstattung "Sapphire" wählen, um nicht groß knobeln zu müssen. Der Benziner mit manueller Schaltung und Frontantrieb kostet so 25.990 Euro, hat aber praktisch alles inklusive: LED-Scheinwerfer, Digitalcockpit oder auch einen Totwinkelwarner, Lenkradheizung und Parkpiepser an beiden Enden des Tivoli. Zum Vergleich: Ein Dacia Duster 2WD Adventure mit 150 PS, aber weit weniger Gimmicks kostet 18.900 Euro, er ist auch nicht mit Automatik erhältlich. Ein VW T-Roc 1.5 TSI Style hingegen überschreitet ähnlich ausgestattet wie der Tivoli die 30.000-Euro-Marke.

Fazit: 8/10

Das Statussymbol, für alle, die kein Statussymbol brauchen. So wirbt Dacia für seine Fahrzeuge. Aber auch bei SsangYong trifft dieser Slogan ins Schwarze. Insbesondere mit dem neuen Turbobenziner wird der Tivoli zum echten Preisknüller, quasi eine Art "Dacia Premium" im besten Sinne: Feinere Materialien, viel mehr Assistenzsysteme und Extras als ein Duster, dazu die Option auf ein Automatikgetriebe. Mein Tipp: Nehmen Sie den Tivoli entweder in einer einfachen Ausstattung oder gleich in der höchsten Linie. Oder warten Sie noch etwas ab, denn es soll auch wieder ein Schnapper-Angebot inklusive Kaffeevollautomat geben.

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