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SsangYong Korando (2019) im Test: Anti-Tiguan aus Korea?

Sorgt die Neuauflage des SUVs für Überraschungen?

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Mal ehrlich: Wir sind doch alle irgendwie markenfixiert. Schmecken Jacobs Krönung und Dallmayr Prodomo nicht doch ein wenig besser als die Eigenmarke von Aldi? Beim Autokauf ist es kaum anders: Die breite Masse greift zu VW, Opel, Ford, Hyundai und Co. in der Annahme, dort mehr Verwöhnaroma vorzufinden. Doch wie wäre es mal mit einem SsangYong? Ssang-was? Seit 1954 existiert das südkoreanische Unternehmen, seit 2011 gehört es zum indischen Mahindra-Konzern. Im deutschsprachigen Raum gelten die Fahrzeuge noch als Geheimtipps. Hat der neue SsangYong Korando das Potenzial für einen Überraschungserfolg?

Was ist das?

Beim ersten Mal klingt Korando irgendwie nach Schokoriegel. In Wahrheit ist es ein Akronym für "Koreans can do". Und was können die Koreaner so? Fest steht: Die Zeiten unauffälligen Designs sind bei SsangYong vorbei. Der neue Korando sieht deutlich schärfer als sein Vorgänger aus. Dafür sorgt eine Optik mit Kanten und auffälligen Blechfalzen im seitlichen Profil. Quer über das Heck spannt sich eine verchromte Leiste. Besonders an der Frontpartie wird die Verwandtschaft zum kleineren Tivoli betont. Natürlich bleibt Aussehen immer eine Frage des persönlichen Geschmacks, ich finde den Korando des Jahrgangs 2019 durchaus gelungen.

Werfen wir einen Blick auf die nüchternen Zahlen: Mit einer Länge von 4,45 Meter bewegt sich der neue Korando in einer Liga mit dem Hyundai Tucson und dem VW Tiguan. 1,87 Meter beträgt die Breite, die Höhe wurde leicht auf 1,62 Meter reduziert. Im Gegenzug wuchs der Radstand auf 2,68 Meter.

Innen punktet der SsangYong mit einem sehr guten Platzangebot für alle Insassen, im Fond können die Lehnen in der Neigung verstellt werden. 551 Liter Kofferraumvolumen im Normalzustand sind ein ausgezeichneter Wert, doch nach oben heraus schwächelt der Korando: Lediglich 1.248 Liter sind nicht die Welt. Zum Vergleich der VW Tiguan: 615 Liter mit nach vorne geschobener Rückbank sowie maximal 1.655 Liter. 

Da ich gerade von VW spreche: In den gehobenen Versionen des Korando gibt es auch ein Digitalcockpit, es ist 10,25 Zoll groß und gefällt durch diverse Ansichten inklusive einer Kartendarstellung. Grundsätzlich ist das Cockpit ansehnlich eingerichtet, mittig glänzt ein Infotainmentsystem in den Größen acht respektive 9,2 Zoll. Einige der verwendeten Kunststoffe könnten höherwertiger sein, doch wie wir noch sehen werden, gleicht der Korando das beim Preis aus. Schön hingegen: Metall an einigen Drehknöpfen und -reglern. 

Wie fährt er sich?

Bemerkenswert ist die Vielzahl an Assistenzsystemen, die der Korando bereits in der Basis mitbringt: Hervorzuheben sind dabei die Verkehrszeichenerkennung, der Spurhalteassistent und der Fernlichtassistent. Motorenseitig stehen zwei Aggregate zur Auswahl bereit: 1.5 T-GDI heißt der Turbobenziner mit 163 PS und 280 Newtonmeter Drehmoment, 1.6 e-Xdi der 136-PS-Diesel mit 320 Newtonmeter Drehmoment in der Automatik-Version. Letztere kostet bei beiden Motoren 2.200 Euro Aufpreis (ein adaptiver Tempomat und eine elektrische Parkbremse sind mit dabei), es handelt sich um eine Sechsgang-Box von Aisin. Mit 2.000 Euro werden Kunden zur Kasse gebeten, die einen Allradantrieb möchten. Interessant für Anhängerfreunde: Mit Automatik kann der Diesel 2.000 Kilogramm an den Haken nehmen.

Genau diese Kombination haben wir getestet, wenngleich ohne Wohnwagen. 136 PS klingen auf dem Papier etwas mager für den Diesel, doch in der Praxis begeistert er mit flottem Antritt und guten Durchzug. Besonders überraschte mich die schöne Dämmung und angenehme Laufruhe des Motors. 

Ähnlich wie der SsangYong Tivoli (auf ihn komme ich in einem separaten Test zu sprechen) rollt auch der Korando ziemlich hölzern ab und gibt den Zustand schlechter Straßen hörbar bekannt. Bedingt durch den langen Radstand werden Gullideckel und ähnliche Unebenheiten aber nicht zum krassen Komfortproblem. Bis zu 19 Zoll große Felgen bieten die Koreaner übrigens für ihren Anti-Tiguan an. 

Gut hat mir die ausgewogene Lenkung gefallen, sie passt zum harmonischen Cruising-Charakter des Korando. Echte Geländeambitionen sollte man trotz Allradantrieb mit Lock-Funktion nicht haben, wie ein Blick ins Datenblatt zeigt: 180 Millimeter Bodenfreiheit, 18 Grad Böschungswinkel vorne und 24,5 Grad hinten sind nicht gerade die Welt. Die 4WD-Lösung ist also eher im Sinne von besserer Traktion im Skiurlaub oder fürs Zugfahrzeug zu verstehen.

Was kostet er?

In diesem Punkt wird der neue SsangYong Korando wirklich zum Überrascher: Los geht es bei 22.990 Euro für den Benziner mit Frontantrieb, der entsprechende Diesel kostet 3.000 Euro mehr, also 25.990 Euro. Die Basisausstattung ist bereits ordentlich, mein Tipp ist jedoch die Amber-Ausstattung (alle Korando-Varianten tragen Edelsteinnamen, Amber bedeuter auf englisch "Bernstein"): Sie beinhaltet 17-Zoll-Alufelgen, einen doppelten Ladeboden, Sitzheizung vorn, Parkpiepser vorne und hinten, eine Rückfahrkamera, eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik sowie den Acht-Zoll-Touchscreen mit Apple CarPlay respektive Android Auto. So ausgerüstet steht der Korando Diesel ab 28.990 Euro in der Liste. Zum Vergleich: Sowohl der Hyundai Tucson als auch der VW Tiguan sind mit ähnlicher Ausstattung und Motorisierung bis zu 5.600 Euro teurer. Oder anders formuliert: Selbst mit Allrad und Automatik (33.190 Euro) ist der Korando günstiger als ein frontgetriebener Tiguan mit Handschaltung. Fünf Jahre Garantie sind inklusive.

Fazit: 8/10

Es muss nicht immer eine große Marke sein. Aber dank Autos wie dem harmonischen neuen Korando hat SsangYong das Potenzial, größer zu werden. Kritisierbar sind der mittelprächtige Kofferraum, einige Materialien im innenraum und die recht straffe Federung. Doch der Preis ist heiß. Sehr heiß sogar. Halten Sie es doch mal wie einst Rudi Carrell: Lass dich überraschen!

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