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Renault Kadjar TCe 160 EDC (2019) im Test

Was kann der Franzosen-Qashqai nach dem Facelift?

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Nicht Katjes oder Katja, sondern Kadjar: Haben Sie schon einmal bewusst diesen Namen auf einem Autoheck wahrgenommen? Zugegeben, wirklich präsent ist der französische (und etwas größere) Bruder des Nissan Qashqai nicht gerade. Um das zu ändern, hat Renault im Mai 2019 seinem Kompakt-SUV Kadjar ein leichtes Facelift verpasst. Wir sind den Kadjar mit 160-PS-Turbobenziner und Doppelkupplungsgetriebe (EDC) gefahren.

Was wurde alles geändert?

Mit dezent geschärfter Optik, neuen Komfortdetails und hochmodernen, abgasarmen Motoren erhält der Kompakt-SUV eine kräftige Auffrischung. Wobei "kompakt" relativ ist: Mit einer Länge von 4,49 Meter spielt der Renault Kadjar in der Tiguan-Liga. Offiziell sprechen die Franzosen von einer "modifizierten Front- und Heckpartie mit noch markanterer Lichtsignatur". In der Realität erkennen nur Profis die Änderungen, doch man muss ja auch nicht zwingend als Hersteller die Optik radikal umgestalten. Für den edlen Auftritt trägt die von uns getestete Topausstattung "Bose Edition" (namensgebend ist das Audiosystem selbigen Herstellers) einen in Chrom eingefassten Kühlergrill. Serie sind hier zudem LED-Scheinwerfer, die in den anderen Varianten Bestandteil einer seltsamen Aufpreispolitik sind. Beim "Limited", der mittleren Ausstattung, kosten sie 800 Euro, müssen aber mit dem 1.990 Euro teuren Deluxe-Paket kombiniert werden. Besser haben es Gewerbekunden: Nur für sie gibt es den Kadjar als gut ausgestattete "Business Edition" und die LED-Scheinwerfer auch einzeln.

 

Den Innenraum kennzeichnen unter anderem der 7-Zoll-Touchscreen für das Online-Infotainmentsystem Renault R-LINK 2 in neuem Design sowie die ergonomisch optimierten Bedienelemente für die Klimaanlage. Letztere erinnern ein wenig an den Dacia Duster, was als Kompliment zu verstehen ist: Haptisch feine Metalleinfassungen und in den Drehreglern die Temperaturanzeige. Nicht wirklich intuitiv gelingt die Bedienung von R-LINK 2, hier wären eindeutiger beschriftete Direktwahltasten und Drehregler von Vorteil. Ebenfalls neu: Die Taster der serienmäßigen elektrischen Fensterheber in den Türverkleidungen sind mit den Bedienelementen für die Außenspiegel in einem Feld zusammengefasst und hinterleuchtet, was ihre Nutzung bei Dunkelheit erleichtert. 

Platz? Da!

Bei den verwendeten Materialien hat Renault im Rahmen des Facelifts noch eine Schippe draufgelegt. Trotzdem scheint aus unserer Sicht noch Luft nach oben zu sein, besonders im Bereich des Armaturenbretts. Mit Blick auf den aktuellen Dacia Duster, der sich zeitgleich mit dem Kadjar bei uns befand, sollte Renault darauf achten, stärker den Abstand zu wahren. 

 

Deutlich verbessert hat Renault die Vordersitze: Dank längs verstellbarer Mittelarmlehne und ausziehbarer Oberschenkelauflage (Serie für Bose Edition) bieten sie jetzt mehr Komfort. Zusätzlich sind sie mit so genanntem Dual Density-Schaumstoff in zwei Stärken gepolstert, so dass sie zugleich guten Halt und mehr Bequemlichkeit auf langen Reisen bieten.

 

Pluspunkte sammelt der Kadjar beim Raumangebot, hier kann er seine Länge perfekt ausspielen. Im Fond geht es großzügig zu, 472 bis 1.478 Liter Kofferraumvolumen sind sehr anständig. Zusätzlich kann die Beifahrersitzlehne umgelegt werden, so dass sich Gegenstände bis zu 2,56 Meter Länge transportieren lassen. Falls Sie etwas hinten dranhängen wollen: 1.500 Kilogramm kann der TCe 160 GPF mit EDC ziehen, 1.800 Kilogramm der stärkste Diesel mit 150 PS.

 

Ohne Filter war gestern

Da wir gerade beim Thema sind: Als Motorisierungen für den aktualisierten Kadjar stehen zwei Turbobenziner und zwei Turbodiesel zur Wahl. Alle Motorisierungen sind nach dem neuen, realitätsnahen WLTP-Zyklus (Worldwide Harmonized Light Vehicles Test Procedure) homologiert und erfüllen die Schadstoffnorm Euro 6d-Temp. Weitere Kennzeichen der Downsizing-Vierzylinder sind Direkteinspritzung und Start-Stopp-System. Renault kombiniert die Triebwerke mit dem 6-Gang-Schaltgetriebe und dem 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe EDC.

 

Die Turbobenziner TCe 140 GPF und TCe 160 GPF mit 1,3 Liter Hubraum sind Vierzylinder und mit einem Rußpartikelfilter (Gasoline Particulate Filter = GPF) ausgestattet. Dieser sammelt die in den Abgasen enthaltenen Feinstaubpartikel in einer wabenförmigen mikroporösen Struktur und beseitigt sie durch regelmäßige Verbrennung.

 

Unter der Haube unseres Testwagens arbeitete der stärkste Benziner mit 160 PS und 260 Newtonmeter maximalen Drehmoment. Damit bietet der Kadjar TCe 160 GPF exakt zehn PS und zehn Nm mehr als der Dacia Duster TCe 150 mit dem gleichen Motor. Wesentliche Pluspunkte zugunsten des Renault sind aber seine deutlich bessere Dämmung und die Möglichkeit, in Gestalt des EDC-Getriebes auch eine Automatik zu bekommen.

 

Gelungene Kombination, doch nicht gerade billig

Das Zusammenspiel beider Komponenten erfolgt tadellos, nach 9,3 Sekunden sind 100 km/h erreicht. Brutale Beschleunigung bringt das EDC in Hektik, Gelassenheit ist beim Kadjar Trumpf. Man spürt es am Klang: Rauh beim Ausdrehen, ansonsten ruhig. Überrascht hat uns übrigens die Anwesenheit einer klassischen Schaltgasse für den Getriebewählhebel, wie man es von alten Mercedes-Modellen kennt.

 

Lenkung und Federung surfen auf der weichen Welle, was angesichts der in der "Bose Edition" serienmäßigen 19-Zoll-Räder überrascht. "Limited" und "Business Editon" begnügen sich übrigens mit 17 Zoll. Stichwort begnügen: Der Kadjar TCe 160 EDC verbrauchte bei uns rund sieben Liter auf 100 Kilometer, auch weil wir oft den Eco-Modus nutzten. Hinzu kommt, dass es den Top-Benziner ausschließlich mit Frontantrieb gibt. Wer unbedingt Allrad will, kann einzig zum stärksten Diesel greifen.

 

Kommen wir am Ende zum Kostenkapitel: 34.190 Euro ruft Renault für den Kadjar TCe 160 EDC in der üppig ausgestatteten "Bose Edition" auf. Sparen können Gewerbekunden mit der bereits erwähnten "Business Edition" (30.190 Euro), Privatkunden sollten sich überlegen, ob sie nicht besser den "Limited" (29.290 Euro) nach eigenem Gusto aufrüsten.

 

Fazit: 6/10

Im Zuge des Facelifts ist der Renault Kadjar zweifelsohne ein besseres Auto geworden, doch er bleibt nur Mittelmaß. Gerade im vollen Haifischbecken der Kompakt-SUVs bedarf es aber mehr, um das gar nicht so günstige Preisniveau des Kadjar zu rechtfertigen. Speziell die koreanischen Marken räubern im Renault-Umfeld mit attraktiven Angeboten. Und auch konzernintern muss sich der Kadjar mit (rund 10 Zentimeter kleineren) Rivalen wie dem Nissan Qashqai und Dacia Duster auseinandersetzen, von denen der Qashqai sogar die gleiche Motor-Getriebe-Kombination aufweist.

 

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