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Lynk & Co 01 Facelift (2025) im Test: Der schwedische Chinese

Die Auffrischung hat vor allem dem Innenraum des Plug-in-SUVs gutgetan, offenbart aber auch neue Schwächen

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Lynk & Co will anders sein. Das ist als relativ neue Marke im großen Kochtopf der aus dem Boden schießenden chinesischen Hersteller auch dringend nötig. Zwar gehört Lynk & Co zum allgegenwärtigen Geely-Konzern und hat damit chinesische Wurzeln, aber die Marke hat ihren Sitz in Schweden und bemüht sich, sich damit in Europa positiv abzusetzen. Die Nähe zu den Konzernschwestern Volvo und Polestar wird immer wieder hervorgehoben.


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Was ist das?

Anders ist nicht nur die Marke selbst, sondern auch die Herangehensweise. Noch bevor das erste Auto in Europa aufschlug, kämpfte man im Tourenwagen-Weltcup um die großen Titel, mit Erfolg. Ganz so erfolgreich lief der Marktstart des Modells 01 hier in Deutschland nicht, denn dieser wurde nicht verkauft, sondern ausschließlich im Abo-Modell vertrieben.

Lync & Co 01 Facelift (2025) Test

Für Lynk & Co macht das durchaus Sinn, denn bei den schwedischen Chinesen steht das Thema Community stark im Vordergrund. Das merkt man heute auch daran, dass es keine klassischen Niederlassungen oder Showrooms gibt, sondern "Clubs".

In Berlin zum Beispiel sitzt der Lynk & Co Club in exklusiver Innenstadtlage, bietet viel Community-Space auf zwei Etagen und beste Möglichkeiten für Events oder Coworking. Autos? Ganz hinten in der Ecke steht verschämt der neue 02 und versucht, möglichst wenig Aufmerksamkeit zu erregen. Parkplätze gibt es auch nicht.

Mittlerweile hat man erkannt, dass dieses Vertriebsmodell in Deutschland (noch) nicht funktioniert und baut aktuell ein kleines, aber feines Händlernetz auf. Davon wird sicher auch der aufgefrischte 01 profitieren.

Schnelle DatenLynk & Co 01 (2025)MotorPlug-in-Hybrid, 1,5 Liter Dreizylinder-Turbo, ElektromotorLeistung Benzinmotor: 102 kW / 137 PS, Elektromotor: 107 kW / 143 PS, Systemleistung: 206 kW / 276 PSLänge / Breite / Höhe4.545 x 1.860 x 1.694 mmPreisab 42.995 Euro

Exterieur

Äußerlich hat sich beim Facelift nicht viel geändert. Das war auch nicht nötig, denn der 01 sieht immer noch frisch aus. Mit seiner hohen, ausgeformten Front, den unverwechselbaren, bis hoch in die Motorhaube gezogenen Tagfahrleuchten und den großen, tief liegenden LED-Lampen wirkt er durchaus unverwechselbar.

Das gilt auch für die Fensterlinie, die auf interessante Weise in die D-Säule übergeht. Bisher wurde das auf Wunsch farblich betont. In unserem Fall geht bei all dem Schwarz diese Raffinesse leider ein wenig unter.

Das Heck wird von einem sehr breiten, durchgängigen Leuchtband in Szene gesetzt, das die neuen Heckleuchten verbindet. Absolut sehenswert ist die Lichtshow, die der 01 beim Auf- und Zuschließen vorn wie hinten bietet. Der große Heckspoiler betont die sportliche Figur, genau wie die schwarzen Kunststoffbeplankungen an den Flanken. Man kann schon sagen, der Lynk & Co ist ein stilistisch durchaus gelungenes Fahrzeug, obwohl das natürlich immer Geschmacksache bleibt.

Interieur

Lynk & Co hat im Gegensatz zum Exterieur im Innenraum kaum einen Stein auf dem anderen gelassen. Vor allem das Infotainment hat man in Schweden umfassend modernisiert und dabei laut eigener Aussage vor allem die Erfahrungen aus der Kundschaft berücksichtigt.

Nun, so ganz kann man das nicht glauben, denn obwohl das System komplett neu entwickelt wurde, beherbergt es für die Bedienenden eine ganze Horde von Herausforderungen. Es ist schwer vorstellbar, dass sich Lynk & Co-Fahrer ein derart verschachteltes Konzept erbeten haben, wo man wirklich kaum etwas auf Anhieb findet. Zwar gibt es wählbare Favoritentasten auf dem Touchscreen, aber nur eine sehr begrenzte Auswahl und meist die falschen Optionen.

So ist es beispielsweise nicht möglich, die Konfiguration der Assistenzsysteme als Schnellzugriff abzulegen. So taucht man bei jedem Start tief in die Menüebenen ein, um die nervigen Assistenten wie Tempowarner oder Spurhalter abzuschalten. Dabei muss jedes Abschalten nochmals extra bestätigt werden. Da sollte man lieber ein paar Minuten früher aufstehen …

Ebenso nervig ist die Tatsache, dass man sich mit seinem Profil bei jedem Neustart neu anmelden muss. Das stört umso mehr, als das System beim Neustart sowieso schon recht lange braucht, um vollständig hochzufahren. Wenn es denn einmal aktiv ist, überzeugt der große Touchscreen durch messerscharfe Darstellung und schnelle Reaktionszeiten. Auch die Grafiken sind übersichtlich. Unser Testwagen hatte leider weder Apple Car Play noch Android Auto an Bord, was heutzutage bei einem neuen System schon sehr verwundert. Auf Nachfrage wurde uns aber bestätigt, dass dies ab sofort bei den neu ausgelieferten Fahrzeugen verfügbar wäre.

Bei der Gelegenheit könnte man auch gleich den Bug ausmerzen, dass sich der Bordcomputer im Fahrerdisplay immer nur für wenige Sekunden einblenden lässt und dann wieder verschwindet. Zudem ist die Schrift auf der Instrumententafel derart klein geraten, dass man schon sehr angestrengt hinschauen muss. Während der Fahrt eher kontraproduktiv …

Und wenn wir schon am Meckern sind: Warum kann ich das schöne, große Panoramadach zwar per Shortcut auf dem Bildschirm kippen, aber nicht ganz öffnen? Und warum schließt sich die Sonnenblende immer automatisch beim Verriegeln, öffnet sich aber nicht wieder beim Entriegeln?

Es gibt aber auch Positives aus dem Innenraum zu berichten, und zwar nicht wenig. Das Ambiente, die Materialien und die Verarbeitung sind tatsächlich premiumwürdig. Alles fasst sich sehr hochwertig an und ist solide zusammengebaut. In der "More"-Version sind die Sitze mit PU-Kunstleder bezogen, das hier tatsächlich auch so heißen darf. Die Basisvariante "Core" verfügt über textile Sitzbezüge aus teilweise recyceltem Material.

Die breite Mittelkonsole beherbergt zwei große Ablagen für Smartphones. Leider ist nur die linke davon mit einer induktiven Lademöglichkeit ausgestattet. Zudem kostet die breite Konsole etwas Knieraum für den Fahrer, der sonst allerdings sehr gut auf straffen Polstern sitzt. Die Sitzposition ist erstklassig, nur der Seitenhalt der Sitzlehnen könnte besser sein.

Auf der Rückbank bietet der Lynk & Co 01 sehr viel Platz. Vor allem der Knieraum ist reichhaltig. Die Lehne steht allerdings etwas flach und lässt sich nicht verstellen. Dafür kommen die Kids hinten in den Genuss zweier USB-C-Anschlüsse, was - erfahrene Eltern wissen das - auf langen Strecken für angenehme Ruhe sorgt. Zudem bietet der Innenraum viele sinnvolle Ablagen. Das Handschuhfach hat übrigens keinen klassischen Öffner mehr, sondern muss per Touchscreen geöffnet werden. Erst viel zu spät fanden wir noch einen versteckten Taster an der Mittelkonsole.

Der Kofferraum ist mit 460 Litern ausreichend groß und gut geschnitten. Was besonders beeindruckt: Im Gegensatz zu vielen Plug-in-Hybrid-Mitbewerbern fliegt hier keine unförmige Kabeltasche lose herum. Die zwei Kabel (sogar für den 220V-Anschluss ist ein Schuko-Kabel dabei) finden unter dem Ladeboden mehr als genug Platz.

Bei den positiven Aspekten müssen wir auch unbedingt Frank erwähnen. Frank? So heißt der freundliche Sprachassistent von Lynk & Co, übrigens auch in der weiblichen Version, was immer wieder für Gelächter (vor allem aus dem Fond) sorgte. Frank hört aufs Wort und kann erstaunlich viel im Fahrzeug regeln, was die wirre Bedienung doch deutlich entzerrt.

Ich selbst als Musik- und Hörbuchhörer bin ja beileibe kein Freund von Sprachbedienung, aber Frank erleichtert das Leben im 01 doch extrem. Das Gleiche gilt für die neuen, physischen Lenkradtasten, welche nun im Gegensatz zu den fummeligen Slidern zuvor blind zu bedienen sind.

AbmessungenLynk & Co 01 (2025)Länge4.545 mmBreite1.952 mmHöhe1.694 mmRadstand2.734 mmLeergewicht1.898 kgGesamtgewicht2.350 kgAnhängelast1.800 kgKofferraumvolumen466 - 1.213 Liter

Antrieb

Viel Feinarbeit leistete der Hersteller auch beim Antrieb. Am grundsätzlichen Layout änderte sich allerdings nichts. Nach wie vor arbeitet ein 1,5 Liter großer Dreizylinder-Turbo mit einem Elektromotor zusammen. Die Systemleistung stieg etwas auf 276 PS. Viel bedeutsamer ist das deutlicher gestiegene Gesamtdrehmoment von nun 535 Nm, das sich natürlich sehr positiv auf die Fahrleistungen auswirkt.

Im Hybridmodus reagiert der Lynk sehr spontan und geschmeidig auf Fahrpedalbewegungen und beschleunigt sehr gut. Nach 7,7 Sekunden ist der Sprint auf 100 km/h erledigt und bei 200 km/h wird abgeregelt. Das alles fühlt sich sehr smooth und fix an, macht also Spaß.

Dabei bleibt der Dreizylinder auch bei Lastanforderung erstaunlich leise. Natürlich bemüht er auch mal hohe Drehzahlen, wirkt aber nie störend. Dadurch fallen die starken Windgeräusche im Bereich der Seitenscheiben leider noch stärker auf. Ansonsten ist der Lynk ein sehr leises Auto.

Die nach wie vor 17 kWh große Batterie wird vom System sehr intelligent genutzt, sodass auch auf langen Strecken immer genügend Saft zum Boosten vorhanden ist. Nur wenn man ein hohes Autobahntempo über lange Zeit aufrechterhält, ist der Akku irgendwann leer und man spürt die Mühe, die der nur 137 PS starke Dreizylinder mit dem 1,9 Tonnen schweren SUV hat.

Im Sportmodus mit halbwegs voller Batterie wiederum fühlt sich das Ganze tatsächlich nach knapp 300 PS an. Dabei bezahlt man den Spaß nicht mit horrenden Energiekosten. Rein elektrisch fährt man geschmeidig um die 20 kWh/100 km, womit die angegebene Reichweite von 75 Kilometern realistisch erscheint. Im hybriden Modus, also mit gehaltenem Akkustand, verbrauchten wir gute 7 Liter Benzin auf 100 km bei gemäßigter Fahrweise. Wer es sportlich angeht, bleibt trotzdem noch unter 10.

Die leere Batterie kann entweder (ineffizient) mittels Motors geladen werden oder man stöpselt den Lynk & Co mittels Kabel an eine Ladesäule an. Dann wird mit maximal 6,6 kW Strom gesaugt, womit eine Ladung von 0 - 100 Prozent in 2,8 Stunden erledigt ist. Aber auch für die heimische Steckdose ist ein Adapter dabei, das dauert dann halt entsprechend länger.

FahrleistungenLynk & Co 01 (2025)0 - 100 km/h7,7 SekundenHöchstgeschwindigkeit200 km/hVerbrauch (WLTP)

19,2 kWh/100 km + 0,9 l/100 km (mit voller Batterie

6,4 l/100 km (mit leerer Batterie)

elektrische Reichweite75 kmTankinhalt42 Liter

Fahrverhalten

Beim Fahren fällt neben der geringen Geräuschkulisse auch das komfortable Fahrwerk auf. Kaum eine Unebenheit kommt störend im Innenraum an. Erst durch wirklich fiese Krater lässt sich der Lynk erschüttern. Lange Wellen schluckt das Fahrwerk problemlos.

Die Lenkung fühlt sich recht taub an. Trotz der Vielzahl an verschiedenen Fahrmodi bleibt immer ein diffuses Gefühl, das auch im Sportmodus nicht verschwindet. Rückmeldung kommt praktisch gar nicht, aber sie ist wenigstens ausreichend präzise, um einen sauberen Strich in schnellen Autobahnkurven zu ziehen.

Besondere sportliche Ambitionen kann man dem 01 - trotz der motorsportlichen Erfolge der Marke - nicht nachsagen. Den hohen Schwerpunkt und die komfortable Abstimmung merkt man in schnellen Kurven durch ausgeprägte Schräglage. Das Kurvenverhalten bleibt zwar frei von irgendwelchen fiesen Überraschungen und lässt sich auch durch gezielte Provokationen nicht aus der Ruhe bringen, fällt aber schnell in stumpfes Untersteuern. Allerdings war unser Testwagen noch auf Winterreifen unterwegs. Auf griffigen Sommerpneus könnte das Ganze schon anders aussehen.

Beim Thema Assistenzsysteme zeigt sich noch Optimierungspotenzial. Der adaptive Tempomat reagiert sehr träge und zögerlich beim Beschleunigen, was immer wieder dazu führt, dass man manuell eingreifen muss, um auf der linken Spur nicht den Anschluss zu verlieren. Zudem funktioniert er nur bis 150 km/h. Darüber bleibt nur der Gasfuß. Etwas übereifrig hingegen erscheint der Spurhalter. Der funktioniert zwar innerhalb einer Fahrspur prima, findet aber nach einem Spurwechsel nur nach mehrmaligem ruckartigem Pendeln in seine Linie zurück.

Preis

Der neue Lynk & Co 01 wird in zwei Varianten angeboten: "Core" und "More". Die Basisvariante kostet 42.995 Euro und hat bereits eine sehr gute Ausstattung an Bord. Für 4.000 Euro "more" bekommt man die Topvariante, die zusätzlich Annehmlichkeiten wie Premium-Audiosystem, Panoramadach, adaptive LED-Scheinwerfer, diverse Assistenten oder elektrische Sitze mitbringt. Ganz wichtig ist auch die Selfie-Kamera über dem Innenspiegel, deren Bilder wahrscheinlich sofort auf irgendeinem chinesischen Server landen …

Der Klassenprimus VW Tiguan ist als PHEV erst ab 50.800 Euro zu haben. Deutlich günstiger, aber auch etwas einfacher ist der Hyundai Tucson, der als Plug-in-Variante ab 40.990 Euro den Besitzer wechselt. Der vergleichbare Ford Kuga hat weniger Leistung und kostet mindestens 43.750 Euro. Wer es ähnlich gediegen wie im Lynk möchte, muss für den BMW X1 xDrive 25e mit 326 PS mindestens 49.100 Euro hinblättern.

Bislang gab es die Modelle von Lynk & Co nur im Abo, was in Deutschland nicht so gut funktioniert hat. Das hat man in Schweden verstanden und baut derzeit ein umfassendes Händlernetz auf, das auf das Netzwerk von Volvo zurückgreift. Bis Ende des Jahres sollen 150 Stützpunkte in den Kernmärkten Europas entstehen, davon 25 in Deutschland.

Fazit 7/10

Der Lynk & Co 01 sticht mit seiner speziellen Optik und seiner seltenen Erscheinung deutlich aus dem Einheitsbrei der großen SUV-Masse heraus. Ambiente, Platzangebot und Antrieb sowie der Komfort können absolut überzeugen. Großes Potenzial gibt es allerdings noch bei der Bedienung, was sich hoffentlich in naher Zukunft mittels OTA-Updates leicht verbessern lässt.

Mit seinem vergleichsweise günstigen Preis und dem neuen Händlernetz dürfte der aufgefrischten Version mehr als ein Dasein als Mauerblümchen bevorstehen.

© Motor1.com