Plattform für Leiterrahmen-Fahrzeuge unterstützt 400 und 800 Volt sowie Allradantriebe bis 500 kW
Stellantis stellt die dritte Multi-Energy-Plattform der STLA-Serie vor. Nach STLA Medium (Peugeot E-3008 etc.) und STLA Large (Dodge Charger etc.) verkündet der Konzern nun die Eigenschaften von STLA Frame, der Plattform für große Pickup-Trucks und SUVs mit Leiterrahmen-Konstruktion.
Die neue Architektur ist eine "BEV-native Multi-Energy-Plattform", das heißt, sie wurde primär für reine Elektroautos (BEVs) entwickelt, sie unterstützt aber auch andere Antriebe. Zunächst soll es BEVs und Elektrofahrzeuge mit Reichweitenverlängerer (E-REVs) geben, die Stellantis als Range Extended Electric Vehicle (REEV) bezeichnet. Künftig sind aber auch reine Verbrenner, Hybrid- und Wasserstoffantriebe möglich, so der Konzern.
Batterieelektrische Fahrzeuge auf Basis von STLA Frame sollen bis zu 800 km Reichweite bieten, Range-Extender-Modelle bis zu 1.100 km. Zudem verspricht Stellantis eine maximale Anhängelast von 14.000 Pfund (6.350 kg) und eine Nutzlast von 2.700 Pfund (1.224 kg). Die Wat-Tiefe beträgt 61 Zentimeter.
Das E-REV-System besteht aus einer Batterie, elektrischen Antriebsmodule (EDMs) vorn und hinten, einem eingebauten Generator und einem Verbrennungsmotor. Damit soll man schwere Lasten über längere Strecken transportieren oder schleppen können, ohne dass die Reichweite dahinschmilzt. Wie bei E-REVs üblich, treibt der Verbrenner die Räder nicht direkt an, sondern liefert via Generator Strom an den Elektroantrieb (die EDMs). Außerdem wird die Batterie bei Bedarf wieder aufgeladen. So sollen sich größere Reichweiten als bei schwer beladenen BEVs ergeben. Außerdem profitiert man vom hohen Drehmoment der Elektromotoren.
Mit Bezug auf STLA Frame sagte Konzernchef Carlos Tavares: "Wir sind stolz auf dieses technische Wunderwerk und freuen uns darauf, es in unserer kommenden Produktoffensive für Jeep und Ram zum Leben zu erwecken." Das erste Fahrzeug, das auf STLA Frame basiert, ist unseres Wissens der Ram 1500 REV, bei dem es sich trotz des Namens um ein batterieelektrisches Fahrzeug mit sage und schreibe 229 kWh Batteriekapazität handelt. Die Range-Extender-Version heißt Ram 1500 Ramcharger und hat einen 92-kWh-Akku.
Der Rahmen der Plattform wird aus hochfestem Stahl gefertigt. Bei einem Seitenaufprall wird der Akku von verstärkten Rahmenschienen auf den Außenseiten geschützt. Dabei sind flüssigkeitsgekühlte Akkupacks von 159 bis über 200 kWh möglich. Eine durchgehende Unterbodenverkleidung verbessert die Aerodynamik und trägt so zur Maximierung der Reichweite bei. Die EDMs vorne und hinten bieten bis zu 250 kW pro Achse. Damit dürften sich Allradantriebe mit bis zu 500 kW Systemleistung ergeben - der Ram 1500 REV hat zwei 250-kW-Motoren und 481 kW Systemleistung. Beim Fahrwerk sind verschiedene Lösungen möglich, bis hin zur Luftfederung.
Die Plattform unterstützt sowohl 400 wie 800 Volt. Die 800-Volt-Fahrzeugen sollen sich mit bis zu 350 kW laden lassen - das wäre mehr Ladeleistung als beim Porsche Taycan, der 320 kW schafft. Damit soll man in zehn Minuten Strom für 100 Meilen (rund 160 km) nachladen können - Porsche gibt 100 km in fünf Minuten an, aber hier liegen die Verbräuche wohl viel niedriger. E-REVs sollen an der 400-Volt-Säule bis zu 175 kW ziehen. Damit soll sich die Reichweite in 10 Minuten um bis zu 50 Meilen (80 km) erhöhen.
Außerdem wird bidirektionales Laden unterstützt. So kann man Strom aus der Traktionsbatterie nutzen, um ein anderes Elektrofahrzeug aufzuladen, ein Haus bei einem Stromausfall mit Energie versorgen oder Strom ins Netz zurück speisen.
Was die Maße angeht, so unterstützt STLA Frame Fahrzeuge bis fast sechs Meter Länge, die untere Grenze liegt bei knapp 5,50 m:
Die Plattform STLA Frame wurde schon 2021 angekündigt - zusammen mit den Schwesterplattformen STLA Medium, STLA Large und STLA Small. Damals hieß es, die Plattform würde 2024 starten. Die vier Plattformen gehören zur Stellantis-Zukunftsplan Dare Forward 2030. Dazu gehören auch hohe Investitionen in die Elektrifizierung: Bis 2030 sollen mehr als 50 Milliarden Euro in diesen Bereich fließen. Ziel ist, dass in Europa dann alle in Europa verkauften Stellantis-Fahrzeuge einen batterieelektrischen Antrieb haben. In den USA soll der Verkaufsmix für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge 50 Prozent BEVs enthalten.
Drei STLA-Plattformen wurden schon vorgestellt, jetzt fehlt noch STLA Small, also die Plattform für das A-B- und C-Segment, also Kleinstwagen, Kleinwagen und Kompaktautos. Diese Plattform soll nach den Angaben von 2021 im Jahr 2026 starten. Sie dürfte dann die Fahrzeuge auf Basis von eCMP (wie den Opel Corsa) und EMP2 (zum Beispiel Peugeot 308) verdrängen. Für uns in Europa ist diese Plattform deutlich wichtiger als STLA Frame, die es vielleicht gar nicht zu uns schafft.