Das erste Modell auf der neuen CMP-Plattform des PSA-Konzerns
Gleich sechs neue Modelle sind bei Citroëns Premiumableger DS geplant, eines pro Jahr. 2018 startete das erste, der DS 7 Crossback, nun ist der DS 3 Crossback dran, ein kleines SUV, das gegen Audi Q2 und Mini Countryman antreten soll. Marktstart ist Anfang Mai 2019. Wir haben das Auto bereits getestet.
Von den zu erwartenden Verkaufszahlen vielleicht nicht, denn die 2014 gegründete Marke DS hat letztes Jahr gerade mal 3.700 Autos abgesetzt. Aber es ist das erste Auto des PSA-Konzerns, das auf der neuen CMP-Plattform basiert. Sie wird auch die Grundlage des neuen Peugeot 208 und des Opel Corsa sein. CMP (Common Modular Platform), früher auch mal EMP1 genannt, ist die Plattform unterhalb von EMP2, auf dem zum Beispiel Citroën C4 Picasso, Peugeot 308 und Opel Grandland X basieren. Der DS 3 Crossback gehört mit 4,12 Meter Länge zu den kleinsten SUVs.
Anders als die deutschen Hersteller: Nicht über große Motoren, eher über "französische Raffinesse". Das sind zum Beispiel schöne Details wie schickes Leder. Die Tierhaut in der gefahrenen Version Bastille hat mir in der Tat sehr gut gefallen: nicht protzig, aber auch nicht gewöhnlich:
Auch die Lacktöne (zehn verschiedene, plus drei verschiedene Dachfarben) gefallen. Und die erst beim Entriegeln ausfahrenden Türgriffe sind auch ganz nett. Andererseits: Wenn man die Materialien im Cockpit mit denen eines Mini vergleicht, dann klafft da doch eine Lücke. Zum Beispiel an den Fächern in den Türen gibt es ziemlich hässliches Hartplastik. Und auch weiter oben, um die Luftausströmer herum.
Das Cockpit sieht für meinen Geschmack gut aus. Auch das Display in der Mitte (bis 10,3 Zoll, das ist sehr groß fürs B-SUV-Segment) macht was her. Dazu kommt ein 7,0-Zoll-Monitor, der die konventionellen Instrumente ersetzt. Es ist ziemlich ungewöhnlich geformt -- fast quadratisch, nicht im Querformat wie üblich --, aber nicht so brillant wie vom VW-Konzern bekannt. Positiv fällt aber auf, dass man die Navi-Karte auch auf beiden Displays anzeigen lassen kann, was zum Beispiel beim VW T-Cross nicht geht.
Hat er, und er muss sich hier auch partout nicht verstecken. Gefahren habe ich den 130-PS-Turbobenziner, der eine wirklich gute Motorisierung für das Auto ist, soweit sich das auf den Teststrecken in und um Berlin beurteilen lässt. Das Beschleunigungsgefühl ist gut, das Geräuschniveau im Inneren ebenfalls. Die Achtgang-Automatik schaltet problemlos, wer will, kann mit Schaltwippen nachhelfen.
Hier eine kleine Tabelle mit allen Motorisierungen:
GetriebeLeistung/DrehmomentBasispreis (Ausstattung)Puretech 100 (Dreizyl.)6-Gang-Schaltung100 PS/205 Nm23.490 Euro (Chic)Puretech 130 (Dreizyl.)8-Gang-Automatik130 PS/230 Nm27.290 Euro (Chic)Puretech 155 (Dreizyl.)8-Gang-Automatik155 PS/240 Nm31.090 Euro (So Chic)BlueHDi 1006-Gang-Schaltung100 PSk.A. (Start im Juni 2019)BlueHDi 1308-Gang-Automatik130 PSk.A. (Start im Juni 2019)E-Tense (Elektroversion) 136 PS
ca. 39.000 Euro (ab Dez. 2019)
Ganz neu im Konzern ist neben der Elektroversion (dazu noch später) der Puretech 155, der eine neue Leistungsversion des bekannten 1,2-Liter-Turbobenziners ist. Wie man sieht, ist das Drehmoment des Motors nicht viel höher als bei der 130-PS-Variante, der Puretech 155 ist aber besser beim Spurt (8,2 statt 9,2 Sekunden).
Auffällig ist, dass vorwiegend Automatikversionen angeboten werden, und das im B-SUV-Segment. Aber DS will nun mal die französische Karte spielen und da ist Komfort wichtiger als Dynamik. Natürlich macht eine Automatik ein Kleinwagen-SUV teuer, aber bei einer Premiummarke muss man das eben schlucken.
Fahrwerk und Lenkung sind okay, soweit sich das in städtischem Umfeld testen lässt. Aber die Bedienung könnte einfacher sein. Auf der Autobahn gelang es mir nicht, den Abstandstempomaten zu aktivieren, unter anderem weil der Hebel dafür hinter einer Lenkradspeiche versteckt ist und man so die Beschriftung nicht leicht ablesen kann. Das war bei Peugeot und Citroen schon immer so (oder zumindest in den letzten 20 Jahren), aber das macht die Sache nicht besser.
Außerdem ist die Armauflage in der Tür für meine Begriffe zu kurz. Und um den Kofferraum zu öffnen, muss man nach sehr weit unten fassen, dahin, wo immer auch Dreck ist:
Das Packaging hatte offenbar keine Priorität. Im Fond ist die Kniefreiheit für meine 1,76 Meter Körpergröße gerade so ausreichend (weil die Sitzlehnen entsprechend "ausgehöhlt" sind).
Im etwa gleich langen VW T-Cross ist sie größer, zumal man dort die Rückbank längs verschieben kann. Auch der Kofferraum ist deutlich kleiner: 350 bis 1.050 Liter bei DS gegenüber 355 bis 1.281 Liter bei VW. Und der Laderaumboden wird nicht eben, wenn man die Rücksitze umklappt, dazu fehlt ein Einlegeboden.
Das ist für das Segment hervorragend. LED-Matrixscheinwerfer zum Beispiel, ein Head-up-Display, ein Abstandstempomat und eine Art Handy-Fernsteuerung, die es laut DS nur bei einem Mitbewerber gibt: Damit kann man zum Beispiel der Werkstatt das Auto am Sonntag vor die Tür stellen und dem Kundendienst am Montagmorgen einen digitalen Schlüssel zusenden -- sehr praktisch.
Die Ausstattungen heißen Chic, So chic, Performance Line und La Premiere (Einführungsversion). Die Basisversion für unseren 130-PS-Benziner ist Chic. Dazu gehören das Instrumentendisplay, ein 5,0-Zoll-Infotainmentdisplay in Schwarzweiß, die versenkbaren Türgriffe, ein Tempomat, ein Antikollisionssystem, ein aktiver Spurhalteassistent, ein Fernlichtassistent, Lichtsensor, eine Verkehrszeichenerkennung, eine Klimaanlage und ein Radio mit USB-Anschluss. Das reicht, aber Premiumansprüche erfüllt es (zum Beispiel wegen des Schwarzweiß-Displays und der Stahlfelgen) wohl nicht. Die Version So chic kostet 2.300 Euro Aufpreis und bringt 17-Zoll-Alufelgen, ein größeres Infotainmentdisplay in Farbe (7 Zoll), Parkpiepser hinten, höhenverstellbare Vordersitze und Klimaautomatik.
Gott sei Dank nicht. Die Basispreise stehen oben in der Tabelle. Für die gefahrene Motorisierung mit 130-PS-Turbobenziner und Automatik zahlt man mindestens 27.290 Euro. Im Vergleich zur Premiumkonkurrenz ist das günstig. Für einen Q2 mit 116-PS-Turbobenziner und S Tronic will Audi mindestens 29.300 Euro. Und Mini verlangt für den Cooper Countryman mit 136-PS-Turbobenziner und Automatik sogar mindestens 30.400 Euro. Einen VW T-Cross mit 115-PS-Turbo und DSG bekommt man jedoch schon ab 10.900 Euro.
Gerne. Fahren konnte ich den DS 3 Crossback E-Tense noch nicht, aber ich habe schnell mal das Auto fotografiert (siehe unten). Auch die Daten kann ich liefern: 320 Kilometer Reichweite nach WLTP-Norm, 136 PS und 260 Newtonmeter Drehmoment, Aufladen mit 11 kW Drehstrom in fünf Stunden, an der Schnellladestation bei 100 kW in 30 Minuten auf 80 Prozent. Die Stärke der Rekuperation wird über einen Schalter in der Mittelkonsole variiert. Der Kofferraum ist genauso groß wie bei den Versionen mit Verbrennungsmotor. Marktstart soll etwa Weihnachten 2019 sein, noch vor dem elektrisch angetriebenen Peugeot e-208. In Frankreich kann man den Wagen schon bestellen, er kostet etwa 39.000 Euro, bei uns wird der Basispreis ähnlich liegen.
Der DS 3 Crossback fährt gut, sieht gut aus und ist im Vergleich zur Premiumkonkurrenz günstig. Aber Innenraummaterialien und Bedienung sind dann doch nicht so top wie bei Audi oder Mini. Das kleine City-SUV dürfte primär von Leuten gekauft werden, die sich in das schicke Leder auf dem Armaturenbrett oder die schöne türkisfarbene Lackierung verliebt haben und die kein Allerweltsauto wollen. Wer vor allem Nutzwert verlangt, ist hier falsch.
+ schickes Interieur, beeindruckendes Technikangebot, tadellose Motoren, tolle Handy-Fernsteuerung
- Schwächen bei Materialien, Innenraumangebot