Außerdem neues Videosystem zur Erkennung von Radfahrern im toten Winkel
Auf der Baumaschinenmesse Bauma 2019 (8. bis 14. April in München) zeigt MAN gleich elf verschiedene Fahrzeuge, sechs davon am Stand und fünf weitere auf dem Freigelände. Zu den Highlights gehören der kleine Transporter TGE, der neue D15-Diesel, Verbesserungen an der Motorenfamilie und neue Assistenzsysteme.
Die Lastwagen von MAN deckten früher die Spanne von 7,5 bis 44 Tonnen Gesamtgewicht ab. Der TGE erweitert die Palette nach unten um den Bereich von 3,0 bis 5,5 Tonnen. Weltpremiere hatte der Zwilling des VW Crafter im Herbst 2016 auf der IAA Nutzfahrzeuge. Zur Wahl stehen zwei Radstände, drei Überhänge, drei Dachhöhen und die drei Antriebsvarianten Frontantrieb, Heckantrieb sowie Allradantrieb. Den Zwei-Liter-Diesel gibt es in vier verschiedenen Leistungsstufen von 102 PS bis 177 PS.
Das zweite Highlight ist der neue 9,0-Liter-Motor mit der Bezeichnung D15 (Bild oben). Der Name kommt von der Bohrung von 115 Millimeter. Der neue Sechszylinder-Reihenmotor ersetzt ab 2019 in den Baureihen TGS und TGX den D20-Motor in der Euro-6-Ausführung. Er soll mit mehr Leistung bei niedrigerem Verbrauch punkten, außerdem kommt das geringere Motorgewicht der Nutzlast zugute. Mit den Leistungsstufen 330, 360 und 400 PS schiebt sich der D15-Motor zwischen den stärksten D08-Motor mit 320 PS und den schwächsten D26-Motor mit 430 PS. Das maximale Drehmoment beträgt 1600 Newtonmeter bei der 330-PS-Version und steigert sich je jeweils um 100 Newtonmeter. Bei der Abgasbehandlung setzt MAN auf einen SCR-Kat sowie ein "selbstregenerierendes Filtersystem MAN CRT (Continously Regenerating Trap)" -- wahrscheinlich ein NOx-Speicherkat.
Die neue Motorenfamilie umfasst auch die Motorbaureihen D08, D26 und D38, die im Lauf des Jahres 2019 in der Euro-6-Ausführung eingeführt werden. Die überarbeiteten D26-Motoren erhalten zehn PS mehr Leistung und 100 Newtonmeter mehr Drehmoment. So ergeben sich die neuen Leistungsstufen 430, 470 und 510 PS. Außerdem steigt die Nutzlast um 80 Kilo, der Verbrauch sinkt um bis zu vier Prozent. Alle vier Motorbaureihen D08, D15, D26 und D38 können ohne Umbauten mit hydrierten Pflanzenölen betrieben werden.
Um die Nutzlast seiner LKW zu verbessern, hat MAN außerdem ein besonders leichtes Hypoid-Tandem-Achsaggregat für den neuen D15-Motor entwickelt, das das Fahrgestellgewicht um etwa 230 Kilo verringert. Das bedeutet etwa 410 Kilo mehr Nutzlast.
Auch in Sachen Assistenzsysteme gibt es Neues. Den Abstandstempomaten ergänzt MAN um eine Stop&Go-Funktion. Sie soll im Lauf von 2019 für viele Fahrzeuge zur Verfügung stehen, in denen das TipMatic12-Getriebe verbaut ist. Das trifft besonders auch auf die MAN TGS und TGX zu, die in der Baubranche zum Einsatz kommen. In den Baureihen TGM, TGS und TGX führt MAN außerdem ComfortSteering ein. Das Aktiv-Lenksystem entlastet den Fahrer durch Anpassung der Lenkkräfte an die Fahrgeschwindigkeit. Dieses System stellt die technische Basis für den ebenfalls neuen Lane Return Assist LRA dar, einen aktiv eingreifenden Spurhalteassistenten.
Eine weitere Neuheit ist das Video-Abbiege-System (VAS), das beim Abbiegen das Erkennen von Radfahrern oder Fußgängern erleichtern soll. Das Bild der Weitwinkelkamera wird in der Kabine auf einem Monitor an der rechten A-Säule oder im Bildschirm im Armaturenträger angezeigt. Das System kann durch Ultraschallsensoren an der Front und an der rechten Seite ergänzt werden.
Für das Modelljahr 2018 präsentierte MAN in den Lastwagen mit Euro-6-Motoren ein neues Cockpit. Im Lauf des Jahres 2019 erhalten nun auch alle TGL, TGM, TGS und TGX mit Abgaseinstufungen kleiner Euro 6 das neue Interieur. Dazu gehören ein Vier-Zoll-Farbdisplay im Hauptinstrument, ein neu strukturiertes Schalterfeld und mehr Ablageflächen. Der neu positionierte Drehschalter für das TipMatic-Getriebe sorgt außerdem für Raumgewinn zwischen den Sitzen und vor dem Bett. Die Kühlbox (oder die alternativ erhältliche Ablagebox) verschwindet in Fahrerhäusern der langen Variante nun komplett unter dem Bett. Optional ist ein zweites Bett über dem serienmäßigen Bett erhältlich.
Auch eine Art hauseigenes LKW-Tuning gibt es bei MAN. "Modifikationsaktivitäten an Lastwagen, Bussen und Vans" bündelt die Marke nun unter dem Namen MAN Individual. Angeboten werden Arbeiten am Exterieur und am Interieur des Fahrerhauses, am Fahrgestell und am Antriebsstrang. Eine entsprechende Plakette prangt am Armaturenbrett, allerdings nur, wenn der Schwerpunkt auf der Fahrzeugveredelung liegt.