Im Normalfall wird ein Auto maximal zehn Jahre produziert, oft kommt der Modellwechsel noch wesentlich früher. Doch es gibt auch Ausnahmefälle, die mehrere Jahrzehnte kaum verändert vom Band laufen. Die Gründe dafür sind unterschiedlich: Entweder ist die Nachfrage kontinuierlich hoch oder man hat schlicht kein Geld für eine Neuentwicklung. Oft werden die Produktionsanlagen in Schwellenländer oder die dritte Welt verlegt. Dort werden die eigentlich antiquierten Karossen dann weiterhin als günstige Einstiegsmodelle angeboten. Doch auch in Deutschland gibt es noch immer fabrikneue Oldies zu kaufen.
Der Stückzahl-Champion: Unglaubliche 65 Jahre wurde der VW Käfer optisch kaum verändert produziert. Insgesamt wurden rund 21,5 Millionen der Krabbeltiere hergestellt, zuletzt in Mexiko. In Deutschland lief der werksintern als "Typ 1" bezeichnete Käfer bis 1978 vom Band, bis 1985 wurde er hierzulande offiziell angeboten. Im Bild die finale "Ultima Edicion" von 2003.
Zwischen 1959 und 2000 wurden knapp 5,4 Millionen Exemplare des Ur-Minis hergestellt. Das macht den kleinen Flitzer zum bislang meistverkauften britischen Auto. Sein Konzept war wegweisend: Der Frontantrieb und der quer eingebaute Motor sorgten in Verbindung mit winzigen Rädern für viel Platz bei nur drei Meter Länge.
"Entwerfen Sie ein Auto, das Platz für zwei Bauern in Stiefeln und einen Zentner Kartoffeln oder ein Fässchen Wein bietet, mindestens 60 km/h schnell ist und dabei nur drei Liter Benzin auf 100 km verbraucht." So lautete der Auftrag des Citroën-Chefs an seinen obersten Konstrukteur im Jahr 1934. Heraus kam kriegsbedingt erst im Jahr 1948 die Serienversion des legendären "Döschewo", später als "Ente" weltberühmt und bis 1990 produziert.
Ähnlich wie die Ente ist auch der Renault 4 ein klassenloses Auto. Jedoch war er nicht so simpel wie seine Konkurrentin und bot außerdem mehr Power unter Haube. Wobei das relativ ist: Mehr als 34 PS gab es im normalen Renault 4 nicht. Zwischen 1961 und 1992 wurden über acht Millionen Exemplare verkauft, deutlich mehr als vom rund fünf Millionen mal gebauten Citroën.
Dass der Trabant 601 von 1964 bis 1991 fast unverändert in Zwickau vom Band lief, war den politischen Gegebenheiten in der DDR geschuldet. Moderne Nachfolger hatten die Ingenieure fast serienreif entwickelt, doch die Staatsführung fürchtete die Kosten und befand, der "Trabi" müsse für die Bürger reichen. Im Bild der Kombi namens Universal mit dem beliebten Dachzelt.
Ähnlich wie dem Trabant 601 erging es auch seinem größeren Verwandten, dem Wartburg 353. Bei der Premiere anno 1966 war der Wagen aus Eisenach optisch auf der Höhe der Zeit. Schon bald stellte sich der Zweitaktmotor als Manko heraus. Erst 1988 gab es Ersatz durch ein VW-Aggregat, nach der politischen Wende kam 1991 das Aus für den einstigen Traum vieler DDR-Bürger.
Lange Modellzyklen waren bei Mercedes früher nicht ungewöhnlich. Doch die SL-Modelle der Baureihe 107 fielen mit insgesamt 18 Jahren Präsenz deutlich aus dem Rahmen. Fans der TV-Serie "Dallas" sahen den 107er-SL nicht ohne Grund häufig im Bild, denn der noble Roadster war auch in den USA sehr beliebt.
Ein moderner Methusalem ist das G-Modell von Mercedes. 1979 erschienen, hat es sich in drei Jahrzehnten eine feste Fangemeinde gesichert, welche die starken Geländeeigenschaften des G zu schätzen weiß. Auch wegen Militäraufträgen ist noch lange kein Ende im G-lände zu sehen, seinen 35. Geburtstag im Jahr 2014 wird der kantige Kraxler auf jeden Fall noch erleben.
Als der Citroën DS auf dem Pariser Salon des Jahres 1955, wirkte er wie ein Auto vom anderen Stern. Das futuristische Design in Verbindung mit moderner Technik verhalf der "Göttin" (französisch "déesse") zu einer Laufzeit von 20 Jahren.
Anscheinend tragen speziell Geländewagen das Gen der Langlebigkeit in sich. Optisch nur wenig verändert, wird der Land Rover Defender seit 1948 gebaut. Allerdings mehren sich die Anzeichen, dass schon bald das Totenglöckchen für den klassischen "Landy" läuten wird.
Basierend auf dem Morris Oxford III von 1956 wird der Hindustan Ambassador äußerlich kaum verändert seit 1957 in Indien gebaut. Dort ist der "Amby" längst Kult und bei Taxifahrern und Behörden beliebt. Die robuste Limousine kommt auch auf unwegsamen Terrain durch, wie unser Bild anschaulich zeigt. Dafür sorgen Motoren wie ein Zweiliter-Diesel mit 56 PS Leistung.
Als die zweite Generation des VW Jetta im Jahr 1991 in Deutschland abtrat, wanderte die Limousine nach China aus. Als FAW-VW Jetta bekam er dort 1997 die abgelegte Passat-Frontpartie. Da Stufenheck-Autos im Reich der Mitte beliebt sind, findet der China-Jetta auch heutzutage noch dankbare Abnehmer.
Von der Rentnerkutsche zum Kassenschlager: Auch im Jahr 2010 zählt der VW Santana noch zu den meistverkauften Autos in China. Dort hat die ursprünglich 1981 vorgestellte Limousine viele Fans unter den Taxifahrern. Der Santana 3000 ist quasi die Luxusversion mit elektrischen Fensterhebern und ABS, nur für die Topversion wird ein Fahrerairbag angeboten.
China ist ein dankbarer Markt für Stufenheckautos mit älteren Wurzeln. Der Citroën Elysée ist dort als Limousine mit verlängertem Radstand seit 2002 auf dem Markt. Grundlage ist der ZX aus dem Jahr 1991.
Der Nexia von Daewoo war im Angebot, als die koreanische Marke 1995 nach Deutschland kam. Kenner sahen sofort, dass es sich eigentlich um einen Opel Kadett E handelte, der erstmals 1984 vorgestellt wurde. Heute wird der Nexia noch in Usbekistan gebaut: Damit ist der Wagen in seinen Grundzügen 27 Jahre alt.
Für das gewaltige Town Car der Ford-Tochter Lincoln sollte schon im Jahr 2007 Schluß sein. Doch es regte sich Protest bei Chauffeurdiensten, Autovermietungen und Hersteller von Stretch-Limousinen. Alle greifen sie gerne auf den noblen Kreuzer zurück, der in der aktuellen Form nun schon 13 Jahre auf dem Markt ist. Der Name Town Car wurde erstmals 1959 bei Lincoln benutzt.
In Europa war der 1983 vorgestellte Fiat Uno lange Jahre das meistverkaufte Auto. Nach 28 Jahren läuft er heute noch in Brasilien als Uno Mille vom Band. Unser Bild zeigt das Faceliftmodell von 1989.
Quadratisch, praktisch, gut: Mit dem Fiat Panda lieferte Giorgio Giugiaro 1981 eines seiner Meisterstücke ab. Das preiswerte Auto wurde bis 2003 in Italien angeboten, wo die "tolle Kiste" noch heute oft im Straßenbild anzutreffen ist.
Wenn Autos innig geliebt werden, bekommen sie Spitznamen, man denke nur an Ente und Käfer. Der winzige Fiat 126 wurde in Polen "Maluch" getauft, auf Deutsch "Kleiner". Zwischen 1973 und 2000 lief der 126 im polnischen Bielsko-Biala vom Band.
In England tickten die Uhren früher anders, wie die langen Modellzyklen des Ur-Mini und des Land Rover Defender zeigen. Auch bei Bentley ließ man sich Zeit: Der noble Arnage wurde zwölf Jahre lang von 1998 bis 2010 gebaut.
Wer in Afrika durchkommen will, muss unverwüstlich sein. Beste Voraussetzungen für den Peugeot 504, den man zwischen Kairo und Kapstadt noch häufig antrifft, speziell als Pick-up. In dieser Bauform stoppte erst Ende 2005 nach 37 Jahren Bauzeit in Nigeria das Band für den weltweit letzten Peugeot 504.
Heute wirkt der Lada Niva (russisch für "Acker") wie ein vergessenes Relikt aus früheren Zeiten. Doch in seinem Premierenjahr 1976 war der Russe durchaus modern. In Westeuropa hat eines der SUVs überhaupt auch noch viele Freunde, die ein günstiges, belastbares Allrad-Vehikel suchen.
Beinahe könnte man meinen, das gezeigte aktuelle Bild sei 1979 aufgenommen worden. In diesem Jahr wurde der Lada 2105 vorgestellt, 1982 folgte der noblere 2107. Bis heute ist die Limousine in Russland und den benachbarten Staaten beliebt. Der Lada ist günstig und kann fast überall repariert werden, schließlich gibt es schon Millionen von seiner Art, immer neue laufen vom Band.
Millionenfache Verkäufe sprechen eine klare Sprache: Der 1998 vorgestellte Peugeot 206 ist ein Erfolgstyp. Unter dem Namen 206+ wird er noch heute als bewährtes, aber günstiges Einstiegsmodell vermarktet.
Was Peugeot mit dem 206 kann, kann Renault schon lange. Die Rolle des guten alten Bekannten spielt hier der Clio Campus, der auf dem Clio von 1998 basiert.
Nicht immer ist eine lange Laufzeit von gewissen Modellen im Vorfeld geplant. Der jüngst abgelöste Saab 9-5 blieb von 1997 bis 2010 auf dem Markt, weil Saab und die Ex-Konzernmutter General Motors in finanzielle Schwierigkeiten gerieten.
Wie kommt man kostengünstig an ein Mittelklassemodell? Man nehme den 2004 vorgestellten Audi A4, modifiziert ihn optisch und verkauft das Resultat unter dem Namen Seat Exeo.
Auch die Story des neuen Daihatsu Charade erinnert an Väter, die dem Sohn ihren abgelegten Mantel vererben. Grundlage ist der 2006 vorgestellte Toyota Yaris, der nur durch ein anderes Logo zum Daihatsu wird.
Achten Sie mal im Winter darauf: Um die Räumung der Bürgersteige und enger Gassen kümmern sich meist Suzuki Jimny mit einem angebauten Schneeschieber. Der günstige Preis und die kompakten Ausmaße machen den 1998 präsentierten Jimny immer noch populär.
Hohe Tiere mögen es gediegen, im Fall von Japan kommt noch ein Festhalten an bewährten Dingen hinzu. Das erklärt, warum der Toyota Century seit 1967 gebaut wird. Zwar gab es 1997 einen Modellwechsel, doch die Optik lehnt sich stark am Vorgänger an. Im Einsatz ist der Century unter anderem für den japanischen Kaiser und Nippons Politiker.
Wer einst in der Nationalen Volksarmee gedient hat, wird sich noch an den UAZ 469 erinnern. Seit 1973 optisch kaum geändert, ist der rustikale Geländegänger in seinem Heimatland Russland noch heute als "Hunter" erhältlich.
Die Trauer war groß, als VW Südafrika im November 2009 das Aus für den CitiGolf verkündete. Seit 1978 wurde die erste Golf-Generation am Kap gebaut.
Von 1957 bis 1972 baute Lotus den puristischen Roadster Seven. 1973 verkaufte das Unternehmen die Seven-Produktion an die Firma Caterham Cars. Dort wird die Fahrspaß-Maschine optisch kaum geändert, aber technisch stets verfeinert immer noch gebaut.
Sportwagen-Manufakturen wie die Firma Wiesmann im westfälischen Dülmen können sich mit Neukonstruktionen Zeit lassen, zumal diese auch viel Geld kosten. Der MF3 ist die Weiterentwicklung des 1993 vorgestellten MF30.
Bis Ende 2005 wurde in Brasilien die zweite Generation des VW Bus gebaut. Wir rechnen zusammen: 1967 kam die intern "T2" genannte Baureihe auf den Markt, das ergibt eine Laufzeit von 38 Jahren.
Wie wir gesehen haben, zieht es in Europa ausgemusterte Automodelle oft nach China. Im Fall des MG TF wurden die Chinesen selbst aktiv: 2002 wurde im Zuge eines Liftings aus dem 1995 vorgestellten MG F der MG TF. Nach der Rover-Pleite im Jahr 2005 übernahm die Firma Nanjing die Produktionsanlagen in England und legte dort 2007 den TF wieder auf.
Adel verpflichtet: Bevor Rolls-Royce im Jahr 1998 unter die Fittiche von BMW kamen, waren lange Modellzyklen nicht unüblich. Der Silver Spirit debütierte 1982 und hielt sich 16 Jahre.
Einen Trommelwirbel für den Rekordhalter: Der Morgan 4/4 wird seit 1936 nur wenig modifiziert immer gebaut. Typisches Merkmal ist der weltweit einzigartige Aufbau aus Eschenholz.