Der chinesisch-deutsche Autohersteller plant eine Fertigung in Bremen
Bremen, 26. Oktober 2016 - Er ist unbestritten einer der großen Namen der Bremer Industriegeschichte: Borgward. Von den 1920er-Jahren bis zum umstrittenen Konkurs 1961 wurden in der Weser-Metropole rund 1,2 Millionen Fahrzeuge der Marken Borgward, Lloyd und Goliath gefertigt. Nachdem der Name Borgward mit chinesischer Hilfe seit 2015 wieder auf Autos prangt, folgt nun der nächste Paukenschlag. Man plant den Aufbau einer Fertigung in Bremen. Das wurde auf einer Pressekonferenz mit dem Bürgermeister Carsten Sieling verkündet.
Nähe zum großen Hafen
Wenden wir uns zunächst den Fakten zu: Ausschlaggebend waren laut Borgward-Vorstandschef Ulrich Walker die Nähe zum Überseehafen in Bremerhaven, auf dem jährlich zehntausende Neuwagen umgeschlagen werden, die gute Verfügbarkeit von Fachkräften und die Zuliefererindustrie. Wo genau die Fertigung entsteht, klärt sich in den nächsten Wochen. Im einstigen Borgward-Werk in Bremen-Sebaldsbrück werden inzwischen Mercedes-Fahrzeuge gebaut. Daher werden Gespräche mit Grundstückseignern und Produktionspartnern geführt. Auch das wirtschaftlich gebeutelte Bundesland Bremen ist mit im Boot, nachdem dort in den letzten Jahrzehnten viele Industriezweige weggebrochen sind.
Deutsche Fertigung ab 2018
Der Baubeginn für die neue Fertigung ist für Anfang 2017 geplant, ab 2018 soll hier die vollelektrische Version des SUVs BX7 entstehen, mit der Borgward nach Europa kommt. In China ist der 4,70 Meter lange BX7 bereits seit Juni 2016 mit einem Turbobenziner auf dem Markt, dort liegen bereits 15.000 Bestellungen vor. Die Bremer Fertigung soll in enger Zusammenarbeit mit dem chinesischen Borgward-Werk in Miyun nahe Peking agieren. Hinter Borgward steht der chinesische Nutzfahrzeugkonzern Foton.
Bausatz-Komplettierung in Bremen
Am Standort Bremen werden in der Anfangsphase zwischen 50 und 100 Arbeitsplätze entstehen. Geplant ist zunächst eine SKD-Fertigung mit einer Jahreskapazität von bis zu 10.000 Fahrzeugen. SKD bedeutet "Semi Knocked Down", hier wird der BX7 so aus China angeliefert, dass nur noch eine begrenzte Zahl von Teilen eingebaut werden muss, Anpassungen an den europäischen Markt inklusive. Danach könnte CKD, ("Completely Knocked Down"), folgen, bei dem komplette Fahrzeuge endmontiert werden. Im ersten Schritt plant Borgward den Aufbau einer Fertigungshalle mit rund 10.000 Quadratmetern Fläche und ein ähnlich großes Freigelände.
Produktion "Made in Germany"
Indes ist man bei Borgward realistisch und erwartet für Europa keine Absatzzahlen auf dem Niveau der ganz großen Hersteller. Das weiß auch Ulrich Walker: "Die Fertigung wird von Grund auf flexibel gestaltet und ist so ausgelegt, dass wir sowohl die Produktionszahlen als auch die Anzahl der Modelle jederzeit dem Bedarf anpassen, also erhöhen können." Geplant ist die Produktion mit dem Gütesiegel "Made in Germany" auch für Elektro- und Plug-in-Hybridversionen des kleineren BX5 und weiterer Baureihen. Interessant ist die Liste der Zulieferer: Neben Continental, Kuka, Schäffler/SKF, BorgWarner und Webasto kommen auch Bosch und der Batteriekonzern LG mit ins Boot. Christian Borgward, der Enkel des früheren Firmengründers, sieht vor allem die emotionale Komponente der Entscheidung für Bremen: "Es ist unbeschreiblich, mit welcher überzeugenden Dynamik das Werk meines Großvaters nun weitergeführt wird!"