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Flacher, teurer, besser?

Mercedes-Benz GLC Coupé im ersten Test

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Turin (Italien), 6. Juli 2016 - Sagen Sie Hallo zum Mercedes GLC Coupé, dem neuesten Vertreter der für viele so unseligen Gattung der viertürigen SUV-Coupés. Es ist ein bisschen wie bei der vegetarischen Wurst: Es macht eigentlich überhaupt keinen Sinn, aber jeder kauft das Zeug plötzlich in rauen Mengen, weil es irgendwie hipp ist und einen "progressiven" Lebensstil suggeriert. Seis drum, BMW X4 und X6 verkaufen sich trotz aller Häme (und des nicht ganz idealen Designs) vortrefflich und da Mercedes derzeit ohnehin jede noch so zwergenhafte Nische besetzt, besetzt man nun eben auch diese. Angefangen hat es im Sommer 2015 mit dem großen GLE Coupé, nun ist der kleine Bruder, das GLC Coupé, dran.

Wie ein geschrumpftes GLE Coupé
Wenig überraschend basiert es auf dem kürzlich gestarteten GLC-SUV, ist aufgrund des im Namen verankerten Coupé-Versprechens allerdings gut acht Zentimeter länger, vier Zentimeter flacher und je nach Bereifung um bis zu vier Zentimeter breiter. Auch optisch gibt es nicht allzu viel Neues. Das GLC Coupé sieht aus, als hätte man ein GLE Coupé genommen und etwa ein Viertel des Badewassers ausgelassen. Jetzt hat man zwar kein völlig einschüchterndes Bergmassiv mehr vor sich, ein ganz schöner Brocken ist der coupé-isierte GLC aber trotzdem. Ob er wirklich schöner ist als sein meiner Meinung nach bildhübscher SUV-Bruder, liegt wie so oft im Auge des Betrachters.

Leicht verschärft
Weil mit dem Wort Coupé immer auch eine gewisse Sportlichkeit verbunden ist, steht das GLC Coupé serienmäßig auf dem 15 Millimeter tieferen Sportfahrwerk und hat immer das Dynamic-Select-Programm mit den fünf Fahrmodi Eco, Comfort, Sport, Sport Plus und Individual an Bord. Optional gibt es das sogenannte "Air-Body-Control"-Luftfahrwerk und erstmals auch ein Stahlfahrwerk mit adaptiven Dämpfern. Dazu kommen mindestens 18 Zoll große Räder sowie eine etwas direkter ausgelegte Lenkung. Das Motorenprogramm des normalen GLC wird nach oben hin durch den V6-Diesel 350 d mit 258 PS sowie den 300er-Benziner mit 245 PS ergänzt. Ebenfalls erhältlich sind die Vierzylinder-Diesel mit 170 und 204 PS, der 250er-Benziner mit 211 PS sowie der Plug-in-Hybrid 350 e. Letzterer verbindet hier erstmals den 2,0-Liter-Vierzylinder-Benziner mit dem größeren 116-PS-E-Motor aus den V6-Hybriden und leistet insgesamt 320 PS.

204-PS-Diesel geht in Ordnung
Erwarten Sie aufgrund der schneidigeren Form und etwas besseren Sportschuhen aber bitte nicht, dass sich der GLC vom Familientransporter in ein nervenaufreibendes Performance-Gerät verwandelt hat. Na gut, mein Start im 250 d mit Luftfederung ist in puncto Sportlichkeit sicher nicht ganz optimal, aber ganz generell herrscht auch in den anderen GLC Coupés primär eine ausgeprägte "Benz-heit". Das ist ganz und gar hervorragend, weil es bedeutet, dass auch das athletischer ausgelegte Coupé ein extrem komfortabler Gleiter sein darf. Der alte 204-PS-Diesel ist in diesem 1.845-Kilo-Kerl sicher kein Ausbund an feuriger Leidenschaft, aber er reitet zuverlässig und vertrauenerweckend auf seinen 500 Newtonmeter Drehmoment, versteht sich gut mit der Neungang-Automatik und klingt hier auch nicht annähernd so landwirtschaftlich, wie man das aus früheren Zeiten kennt.

Sänftengleich
Das 2.261 Euro teure Luftfahrwerk ist in erster Linie eines: Unendlich komfortabel. Es passt sich kontinuierlich dem Straßenzustand sowie der Schwere Ihres Gasfußes an, lässt sich aber auch über die Fahrmodi steuern. In "Comfort" fährt das GLC Coupé sänftengleich, wenn auch mit ziemlich viel Geschaukel und Karosseriebewegung. Gerade in "Sport Plus" strafft sich der ganze Körper spürbar. Unangenehm oder gar hart wird es aber nie. Nicht mal annähernd.

Besser mit V6
Dieser Mercedes fließt also. Und mag es lieber harmonisch als richtig rabiat. Das ändert sich auch nicht (zumindest nicht wesentlich), als ich mich in das GLC 350 d Coupé mit allem erdenklichen AMG-Zubehör, dem adaptiven Stahlfahrwerk und fetten 20-Zöllern plumpsen lasse. Eines sei allerdings gleich mal vorneweg erwähnt: Der große V6-Diesel mag nicht mehr der Allerjüngste sein und vermutlich werden ihm selbst im elitäreren Coupé nicht allzu viele Menschen das Ja-Wort geben. Das sollten sie meiner Meinung nach aber dringlichst tun, denn dieser Motor ist in diesem Auto einfach grandios. Mit 258 PS und 620 Newtonmeter ist er ungemein kräftig, schon gut unter 2.000 Touren geht richtig die Post ab, gerade in "Sport" und "Sport Plus" reagiert er überraschend motiviert auf Gaseinsatz und er klingt nicht ansatzweise nach Diesel. Hier wird nicht genagelt, sondern sonor und souverän gebrummt. Für ein doch recht großes und eher distinguiertes Allround-Gefährt scheint der 350er-Selbstzünder einfach die naheliegendste Wahl zu sein.

Komfort vor Sport
Was das Fahrgefühl angeht, macht das 1.130 Euro teure adaptive Stahlfahrwerk seine Sache nicht besser oder schlechter als die Luftfederung. Das ist sehr positiv. Womöglich fehlt ein Fitzelchen vom Fliegender-Teppich-Feeling des Luftfahrwerks, aber auch hier wird überragend ausgebügelt und weggefedert. Die Lenkung ist recht leichtgängig und wirkt etwas flinker als im normalen GLC. Das Einlenken funktioniert recht zackig, es gibt Tonnen an Traktion, wer es mit der Kurvengeschwindigkeit übertreibt, erntet aber schnell ziemlich viel Untersteuern und merkt, dass es mit der Agilität nicht so weit her ist wie bei einem BMW X4 oder Jaguar F-Pace. Am besten lehnt man sich also zurück, erfreut sich am gloriosen Fahrkomfort sowie dem extrem gediegenen Innenraum und macht massig Kilometer.

Genug Raum
Apropos Innenraum: Wie erwartet, sieht man durch die als Sehschlitz getarnte Heckscheibe nach hinten raus nicht allzu viel. Mercedes hat es wohl geahnt und verbaut serienmäßig eine Rückfahrkamera. Das Platzangebot im Fond hingegen ist besser als vermutet. Der Beinraum geht in Ordnung und selbst sehr lange Menschen mit sehr großen Köpfen werden Dachkontakt in der Regel vermeiden. Der Kofferraum sieht etwas flach aus und lebt mit der Bürde des Schönlings (weil das Nummernschild aus ästhetischen Gründen nach unten wanderte, musste die Ladekante angehoben werden), packt letztlich aber recht ordentliche 500 bis 1.400 Liter weg. Wie durch ein Wunder sind das exakt die Werte des BMW X4. Zum Vergleich: Das GLC-SUV schluckt 550 bis 1.600 Liter.

Nicht objektiv betrachten
Was machen wir jetzt also mit diesem nach allen Regeln der Crossover-Kunst aufgebrezelten Mercedes GLC? Abgesehen davon, dass man ihn auch mit dem wunderbar bärigen Sechszylinder-Diesel bekommt und er ein wenig an Agilität zugelegt hat, spricht rein objektiv betrachtet nicht soo viel für den Coupé-GLC. Vor allem weil er mit einem Einstiegspreis von 49.980 Euro (für das 170 PS starke GLC 220 d 4Matic Coupé) beinahe 5.000 Euro teurer ist als das vergleichbare GLC-SUV. Zum Vergleich: Der BMW X4 20d mit 190 PS-Diesel kostet mindestens 48.200 Euro. Zur Ehrenrettung des GLC Coupé sei allerdings erwähnt, dass er mit Dingen wie 18-Zöllern, Klimaautomatik, elektrischer Sitzverstellung, Rückfahrkamera oder dem Sportfahrwerk mit Fahrmodus-Schalter doch einiges mehr an Serienausstattung mitbringt. Und letztlich spielt die hier betriebene Haarspalterei ohnehin keine Rolle: Die Zielgruppe (die offensichtlich permanent wächst), kauft dieses Auto weil sie kann, nicht weil sie muss. Im Prinzip hat sich damit im Vergleich zu früher nichts verändert. Die begehrten Coupés haben nun halt vier Türen, Bodenfreiheit und eine Best-Ager-taugliche Sitzposition. Der Marktstart des GLC Coupé erfolgt im Herbst 2016.

Gesamtwertung
Das GLC Coupé wirkt wie die hemdsärmeligere aber irgendwie auch speziellere, edlere Variante von Daimlers Mittelklasse-SUV. Es fährt einen Tick sportlicher, ohne ausgesprochen sportlich zu sein. Auch hier sind Komfort und nobles Wohlfühlambiente Trumpf. Nachteile gibt es bei der Übersicht, dem Kofferraum und beim Preis. Allerdings ist die Serienausstattung recht ordentlich. Wer die stämmig- wuchtbrummige Optik bevorzugt, kann bedenkenlos zugreifen. Vermutlich werden das ziemlich viele Menschen auch tun.

+ herzhafte Optik; etwas mehr Agilität; sehr hoher Komfort; hohe Qualität

- nicht wirklich sportlich; weniger Kofferraum; hoher Preisaufschlag

Modell Mercedes GLC 250 d 4Matic Coupé
Motor
Bauart Dieselmotor, Turbo
Zylinder / Ventile 4 / 4
Antrieb Allradantrieb
Getriebe Automatik
Gänge 9
Hubraum 2.143 cm³
Leistung 150 kW bei 3.800 U/min
max. Drehmoment 500 Nm bei 1.600 U/min
Fahrwerk
Bremsen vorn Scheiben, innenbelüftet
Bremsen hinten Scheiben, innenbelüftet
Lenkung elektromechanische Servolenkung
Radaufhängung vorn Vierlenker- Achse
Radaufhängung hinten Fünflenker- Achse
Räder vorn 235/60 R18
Räder hinten 235/60 R18
Spurweite vorn 1.620 mm
Spurweite hinten 1.619 mm
Wendekreis 11,8 m
Maße
Länge 4.732 mm
Breite 1.890 mm
Höhe 1.602 mm
Radstand 2.873 mm
Leergewicht 1.845 kg
max. Zuladung 675 kg
Kofferraumvolumen 500 l
Tank 50 l
Kraftstoffart Diesel
Messwerte
Höchstgeschwindigkeit 222 km/h
Beschleunigung (0-100 km/h) 7,6 s
Verbrauch gesamt 5,0 l/100 km
Testverbrauch gesamt 6,9 l/100 km
CO2-Emission 131 g/km
Schadstoffklasse Euro 6

Stand: Juli 2016


Modell Mercedes GLC 250 d 4Matic Coupé
Grundpreis 51.289 €
Ausstattung
ABS Serie
Beifahrerairbag Serie
Fahrerairbag Serie
Anhängerkupplung 1.000 €
ASR Serie
Automatikgetriebe Serie
Navigationssystem 3.511 €
CD-Radio Serie
elektr. Fensterheber hinten Serie
elektr. Fensterheber vorn Serie
elektr. Schiebedach 1.250 €
elektr. verst. Außenspiegel Serie
ESP Serie
Klimaautomatik Serie
Kopfairbag hinten Serie
Kopfairbag vorne Serie
Lederausstattung 1.714 €
Leichtmetallfelgen Serie (18 Zoll)
Metalliclackierung 928 €
MP3-Radio Serie
Seitenairbag vorne Serie
Sitzhöheneinstellung Serie (elektrisch)
Tempomat Serie
Xenonlicht 1.029 € (LED-Licht)
Zentralverriegelung Serie

Stand: Juli 2016


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